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       # taz.de -- CDU-Parteitag nominiert McAllister: In Rekordzeit nach Europa
       
       > Im Akkord stimmt sich die CDU auf die Europawahl ein: Merkel droht Putin,
       > Ehrengast Juncker mahnt die Türkei, Posten werden auch vergeben.
       
   IMG Bild: Stars in der Manege: David McAllister, Angela Merkel und Jean-Claude Juncker.
       
       BERLIN taz | Der Auftakt irritiert. Bei der ökumenischen Morgenandacht wird
       dem Geistlichen applaudiert. Nun gut, eine Messehalle ist kein Gotteshaus.
       Prälat Karl Jüsten schaut milde über die Köpfe der Delegierten des
       CDU-Parteitages und spricht: „Wir wollen beten für die Politikerinnen und
       Politiker, die sich für Europa einsetzen.“
       
       Neunhundert CDU-Mitglieder sind in Berlin zusammengekommen, um
       Personalentscheidungen zu treffen, dem Bericht ihrer Parteivorsitzenden zu
       lauschen, das Europawahl-Programm zu beschließen sowie Spitzenkandidat
       David McAllister ins Rennen zu schicken. Nur fünf Stunden sieht die
       Parteitagsregie für all das vor. Der straffe Zeitplan legt nahe, dass die
       Christlich Demokratische Union Deutschlands kaum Gesprächsbedarf hat, wenn
       es um die Europawahl am 25. Mai geht.
       
       David McAllister, dem für seine Bewerbungsrede gerade einmal fünfzehn
       Minuten eingeräumt wurden, gibt sich alle Mühe, sich als vielversprechender
       Kandidat zu präsentieren. Mit sich überschlagender Stimme erklärt er am
       Beispiel seiner eigenen Biographie den europäischen Gedanken. McAllister
       ist Deutsch-Schotte. In Berlin geboren, war er zuletzt
       CDU-Ministerpräsident von Niedersachsen.
       
       In seiner Rede beschreibt er sich als „überzeuchten Europäer“. Die
       Ereignisse in der Ukraine hätten gezeigt, wie wichtig der Zusammenhalt in
       Europa ist. An die Adresse der Euroskeptiker auch in der eigenen Partei
       sagte McAllister: „Für uns hat Europa nicht nur einen Preis, sondern auch
       einen Wert.“ Die Finanzkrise sei noch lange nicht überwunden, sie sei
       allenfalls unter Kontrolle. Schon deshalb werde ein starkes Europa
       gebraucht.
       
       ## Postergirl Merkel
       
       Auch Jean-Claude Juncker ist nach Berlin gekommen. Der 59-Jährige ist
       Spitzenkandidat der europäischen Konservativen bei der Europawahl. In der
       Plakataktion der CDU zur Europwahl spielt der prominente Europapolitiker
       und Anwärter auf das Amt des EU-Kommissionspräsidenten dennoch keine Rolle.
       Die Partei setzt auf Bewährtes: Neben den regionalen Kandidaten für das
       Europäische Parlament werden die Wählerinnen und Wähler Angela Merkel auf
       den Plakaten sehen, obwohl sie gar nicht zur Wahl steht. Zehn Millionen
       Euro lässt sich die CDU ihre Europa-Kampagne kosten.
       
       Den Delegierten in Berlin versichert Juncker, mit ihm werde es keine
       Eurobonds geben. Die Voraussetzungen dafür, etwa die Harmonisierung der
       Steuer- und Finanzpolitik, seien in Europa nicht gegeben. Zudem empfiehlt
       Juncker eine „EU-Erweiterungspause“. Er mahnt die Türkei, dass
       Beitrittskandidaten auch die Bedingungen für eine Aufnahme erfüllen
       müssten. Dazu müsse man „nicht Twitter verbieten, sondern Freiheit und
       Demokratie zulassen. Das tut die Türkei zur Zeit nicht.“
       
       Ganze fünfundzwanzig Minuten Redezeit nimmt sich die Parteivorsitzende.
       Angela Merkel zeigt Verständnis dafür, wenn Bürgerinnen und Bürger Probleme
       hätten, europapolitische Prozesse zu durchdringen. Wenn man es nicht
       schaffe, die Regeln der europäischen Kooperation auf den Marktplätzen zu
       erklären, dürfe man sich nicht wundern, dass Menschen skeptisch würden.
       „Europa muss bürgernäher werden“, sagt Merkel, entscheidend sei, dass die
       Menschen Arbeit haben.
       
       Mit Blick auf die Ukraine-Krise verschärft sie ihren Ton deutlich. Sollte
       Präsident Putin weitere Grenzverletzungen vornehmen, droht sie mit weiteren
       Sanktionen. „Dann werden wir auch Wirtschaftssanktionen verhängen müssen.“
       Sie sei überzeugt, dass die Europäische Union in einem solchen Fall
       gemeinsame Entscheidungen träfe.
       
       ## Tauber mit 97 Prozent
       
       Der Bundesparteitag stimmt auch über Personalien ab. Zum neuen
       Generalsekretär wird der 39 Jahre alte
       [1][//www.taz.de/CDU-Parteitag-waehlt-Generalsekretaer/!136230/:Peter
       Tauber gewählt]. 97 Prozent der Stimmen bekommt der Hesse, der sowohl die
       Abteilung Attacke übernehmen als auch die CDU für eine jüngere Wählerschaft
       attraktiv machen soll. „Wir brauchen mehr Junge, Frauen und Zuwanderer“,
       sagt er in seiner Bewerbungsrede, „wer dieses Land zu seiner neuen Heimat
       macht, der ist bei uns herzlich willkommen.“
       
       Zum neuen Schatzmeister der Bundespartei wird Philipp Murmann gewählt. Der
       schleswig-holsteinische Bundestagsabgeordnete folgt auf Helmut Linssen aus
       Nordrhein-Westfalen, der Anfang Februar wegen umstrittener privater
       Geldtransfers seinen Posten geräumt hat. Außerdem wird David McAllister ins
       CDU-Präsidium gewählt. Mit fast 99 Prozent erhält er dort den Platz von
       Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, der noch immer darauf wartet, in den
       Bahn-Vorstand eintreten zu dürfen.
       
       5 Apr 2014
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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