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       # taz.de -- CDU-Parteitag wählt Generalsekretär: Internet und Kirchweih
       
       > Peter Tauber soll der CDU in der Großen Koalition profilieren. In seiner
       > Bewerbungsrede greift er die SPD genauso an wie die türkische Regierung.
       
   IMG Bild: Da freut sich einer: Peter Tauber nach seiner Wahl.
       
       BERLIN taz | Seit diesem Samstag weiß man, dass Peter Tauber auch Attacke
       kann. Bei seiner Bewerbungsrede vor dem Bundesparteitag der CDU um das Amt
       des Generalsekretärs weicht der 39-Jährige erstmals vom Pfad seiner
       ausgestellten Fröhlichkeit ab. Seit seiner Nominierung im Dezember hatte
       Peter Tauber stets betont, sein Antrieb seien Frohsinn und Optimismus, auf
       diese Weise wolle er die Mitglieder zur Mitarbeit einladen und neue
       Parteimitglieder werben.
       
       Doch nun, an diesem Samstag in der Messe Berlin, wurde Peter Tauber
       erstmals angriffslustig. Und zwar innen- wie europapolitisch. Für seine
       CDU, sagte er, komme „erst das Land, dann die Partei“. Bei der SPD sei das
       bekanntlich andersherum. Auch deshalb müsse er sich immer mal wieder selbst
       auffordern, „nett zu den Sozis“ zu sein.
       
       Als künftiger Generalsekretär freue er sich auf den Streit – „die“ hätten
       schließlich nur 25 Prozent bei der Bundestagswahl geholt. Gemünzt auf die
       Türkei, wo Ministerpräsident Erdogan kürzlich den Kurznachrichtendienst
       Twitter blockiert hatte, rief er: „Die Türkei gehört so nicht in die
       Europäische Union.“
       
       Die Delegierten waren hocherfreut. Wegen der Edathy-Affäre und weil die SPD
       in der Großen Koalition ein politisches Projekt nach dem anderen
       durchsetzt, ohne auf spürbaren Widerstand von CDU oder CSU zu stoßen, gibt
       es in der Union erhöhten Bedarf nach inhaltlicher und programmatischer
       Abgrenzung. Und das ist der Job für den neuen Generalsekretär. Die
       Delegierten wählten ihn mit sagenhaften 97 Prozent in sein neues Amt.
       
       „Er kann Kirchweih und und Internet“, hatte Angela Merkel über Tauber
       gesagt, als sie ihn zur Wahl empfahl. Eine gute Beschreibung. Der
       39-jährige Hesse gilt als internetaffin, also ausgesprochen modern für die
       CDU. Auf seinem Blog [1][Schwarzer Peter] schreibt er zu digitaler Politik,
       über die Krimkrise und neue Beteiligungsmöglichkeiten für Parteimitglieder.
       
       Zugleich ist er fest verwurzelt in seinem hessischen Landesverband. Der
       geborene Frankfurter war seit 2001 Landesgeschäftsführer der Jungen Union
       sowie JU-Landesvorsitzender. 2009 zog er erstmals in den Bundestag ein. Als
       nach der Wahl Generalsekretär Hermann Gröhe neuer Gesundheitsminister
       werden sollte, fragte Merkel Tauber, ob er das Amt übernehmen will.
       
       In seiner Bewerbungsrede präsentierte er sich als Sowohl-als-auch-Kandidat.
       Ja, er sei ein Liberaler, der für die Homoehe eintritt – aber auch ein
       Konservativer, der sich gegen die Präimplantationsdiagnostik positioniert.
       Vor allem aber sei er Christdemokrat. Sein unverbrauchtes Image will der
       CDUler nutzen, um möglichst viele neue Mitglieder zu werben. Der
       Altersdurchschnitt liegt in der Partei bei sechzig Jahren. „Wir brauchen
       mehr Junge, Frauen und Zuwanderer“, erklärte er den Delegierten, „wer
       dieses Land zu seiner neuen Heimat macht, der ist bei uns herzlich
       willkommen.“
       
       Sein erstes großes Projekt als Generalsekretär wird nun die Europawahl am
       25. Mai. Als Ziel hat der neue Generalsekretär ausgegeben, dass die Union
       ihr Ergebnis vom letzten Mal verbessert. 2009 hatten CDU und CSU zusammen
       37,9 Prozent geholt. Das könnte klappen. Im aktuellen ARD-Deutschlandtrend
       zur Europawahl liegt die Union derzeit bei 40, die SPD bei 28 Prozent.
       Peter Tauber wird einen verdammt anstrengenden Frühling erleben.
       
       5 Apr 2014
       
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   DIR [1] http://blog.petertauber.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Maier
       
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