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       # taz.de -- Internetsperren in der Türkei aufgehoben: Erdogan gleich doppelt beleidigt
       
       > Türkische Gerichte ordnen das Ende der Twitter- und Youtube-Sperren an –
       > zum Ärger Erdogans. Der geht gleichzeitig gegen kritische Journalisten
       > vor.
       
   IMG Bild: Zurück im Youtube-Universum: Internetsurfer zwischen Bosporus und Ararat.
       
       ANKARA/ISTANBUL rtr/ap/afp | In der Türkei soll nach der Blockade des
       Kurznachrichtendienstes Twitter nun auch die von Youtube aufgehoben werden.
       Ein Gericht in Ankara ordnete am Freitag ein Ende der Sperre des
       Google-Dienstes an, wie aus Gerichtsdokumenten hervorging. 15 Videos sollen
       demnach allerdings weiterhin nicht abrufbar sein.
       
       [1][Am Mittwoch hatte das Verfassungsgericht die Twitter-Sperre
       aufgehoben], die Telekomaufsicht ermöglichte einen Tag später wieder den
       Zugang zu dem Dienst. Ein Gericht in Ankara hob nun auch die in der
       vergangenen Woche erlassene Zugangssperre für Youtube wieder auf. Die
       Videoplattform war jedoch auf normalem Weg in der Türkei zunächst nach wie
       vor nicht erreichbar.
       
       Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte das oberste
       Gericht dafür kritisiert, Twitter wieder freizugeben. Er müsse sich der
       Entscheidung fügen, aber er respektiere sie nicht, sagte er am Freitag. Das
       Gericht schütze so ein Instrument für ausländische Beeinflussung. Twitter
       sei schließlich „ein Produkt eines amerikanischen Unternehmens“. Er fügte
       hinzu: „Alle unsere moralischen Werte sind beiseitegelegt.“ Das
       Verfassungsgericht hatte die Twitter-Sperre als Verstoß gegen die
       Meinungsfreiheit gewertet.
       
       Über Twitter waren angeblich Tonaufnahmen verbreitet worden, die Korruption
       in Erdogans engerem Umfeld belegten. [2][Daraufhin hatte er dem
       Kurznachrichtendienst vorgeworfen, parteilich zu sein.] Zudem werde Twitter
       systematisch zum Rufmord gegen die Regierung genutzt. Erdogan sagte damals,
       er wolle die „Wurzel“ von Twitter herausreißen.
       
       ## Fadenscheinige Gründe für Youtube-Sperre
       
       [3][Der Zugang zu Youtube war kurz darauf gesperrt worden], nachdem auf der
       Plattform der Mitschnitt eines vertraulichen Gespräches ranghoher
       Regierungsbeamter über die Lage in Syrien aufgetaucht war. In dem Gespräch
       wurde demnach unter anderem über eine militärische Intervention der Türkei
       in dem Bürgerkriegsland gesprochen.
       
       Die [4][Onlineausgabe der Tageszeitung Hürriyet] zitierte den
       Internetexperten Gökhan Ahi mit den Worten, da es keine gesetzliche
       Grundlage für eine Youtube-Sperre wegen Veröffentlichung des
       Syrien-Gesprächs gebe, habe die Regierung als Vorwand auf ein umstrittenes
       Video über Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk verwiesen, um die Sperre zu
       erreichen. Youtube war in der Türkei bereits in den Jahren 2008 bis 2010
       wegen Atatürk-Beleidigungen gesperrt gewesen.
       
       Den Vorwurf der Beleidigung nutzt Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan
       auch, um mit rechtlichen Mitteln gegen Kritiker vorzugehen. Die türkische
       Justiz hat Anklage gegen einen kritischen Journalisten wegen Beleidigung
       Erdogans erhoben. Die Staatsanwaltschaft fordert bis zu zwei Jahre und acht
       Monate Haft für den Kolumnisten Emre Uslu, wie türkische Zeitungen am
       Freitag berichteten. Uslu hatte in einer Kolumne in der unabhängigen
       Tageszeitung Taraf im November die Bildungspolitik der Regierung
       kritisiert.
       
       Erdogan selbst hatte in der vergangenen Woche Strafanzeigen gegen Uslu,
       zwei weitere Journalisten sowie einen ehemaligen Polizeioffizier und einen
       Fernsehkommentator gestellt. Auch diese Anzeigen wurden mit Beleidigung
       begründet. Erdogan verlangte von der Justiz zudem, die Beschuldigten mit
       einem Ausreiseverbot zu belegen. Derzeit ist unklar, wie die zuständige
       Staatsanwaltschaft mit Erdogans Anzeigen umgeht.
       
       Kritiker werfen dem Ministerpräsidenten vor, die Pressefreiheit in dem
       EU-Bewerberland immer weiter einzuschränken. Erdogan strengte in seiner
       elfjährigen Regierungszeit bereits häufig Prozesse gegen Journalisten an.
       Dabei ging es meistens jedoch um Schmerzensgeldforderungen, nicht um
       Strafrechtsverfahren mit der Forderung nach Gefängnisstrafen wie in den
       jüngsten Fällen.
       
       4 Apr 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Twitter-Sperre-in-der-Tuerkei-aufgehoben/!136100/
   DIR [2] /Twitter-in-der-Tuerkei-gesperrt/!135304/
   DIR [3] /Erdogans-Kampf-gegen-das-Internet/!135718/
   DIR [4] http://www.hurriyetdailynews.com/turkey-justifies-youtube-ban-for-insult-to-ataturk.aspx?pageID=238&nID=64440&NewsCatID=339
       
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