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       # taz.de -- Polizei parkt falsch: Eine Ermahnung tut’s auch
       
       > In Wismar kassierten falsch parkende Polizisten Strafzettel, die dann
       > wieder fallengelassen wurden. Das interessiert die Staatsanwaltschaft –
       > aber nur kurz.
       
   IMG Bild: Knöllchen ist nicht gleich Knöllchen: In Wismar handelten sich Polizisten welche ein.
       
       WISMAR taz | Dass einige Beamte der Polizeiinspektion Wismar kollektiv
       falsch geparkt haben, dafür Strafzettel bekamen, die aber wieder
       einkassiert wurden: Beinahe wäre daraus ein Korruptionsverfahren geworden.
       „Es gab einen Anfangsverdacht“, sagt Thorsten Kopf, Sprecher der
       Staatsanwaltschaft Schwerin. Man habe „geprüft“, ob von Amtswegen ein
       Strafverfahren wegen Vorteilsnahme und gewährung eingeleitet werden müsste.
       Von einem förmlichen Ermittlungsverfahren sehe die Behörde inzwischen ab.
       
       Die Geschichte klingt nach einer Posse: Im März dieses Jahres hatte die
       Polizeiinspektion Wismar für eine Dienstversammlung einen Konferenzsaal im
       dortigen Zeughaus angemietet.
       
       Mehrere Beamte kamen mit Dienstwagen, die sie gegenüber parkten, auf einem
       gebührenpflichtigen Parkplatz – ohne dafür Parkscheine zu lösen. Ein
       mutmaßlich ordnungsliebender Bürger alarmierte wegen der Falschparker das
       Ordnungsamt, dessen Mitarbeiterinnen den zivilen Polizeiautos Knöllchen
       verpassten – insgesamt 22.
       
       Die Polizeiinspektion Wismar wurde daraufhin beim Ordnungsamt vorstellig,
       und nach einer Entschuldigung seitens der Polizei wandelte das Amt die
       Knöllchen – die auf insgesamt 220 Euro gekommen wären – in eine mündliche
       Ermahnung um.
       
       Darin wurzelte der Verdacht der Vorteilsgewährung durch das Ordnungsamt zu
       Gunsten der Polizeibeamten, dem die Staatsanwaltschaft nun doch nicht mehr
       nachgehen will. Vorteilsnahme ist ein Straftatbestand, die mit Geldstrafe
       oder Gefängnis geahndet werden kann.
       
       ## Bloß ein Missverständnis
       
       Aus Sicht der Polizeiinspektion Wismar waren die Parkverstöße der Kollegen
       bloß Folge eines Missverständnisses: „Irrtümlicherweise wurde seitens der
       Polizeiinspektion Wismar davon ausgegangen, dass die Anmietung der
       Konferenzräumlichkeiten das kostenfreie Abstellen der Dienstkraftfahrzeuge
       auf dem städtischen Parkplatz vor dem Zeughaus beinhaltete“, erklärt
       Andreas Nielsen, Sprecher der Hansestadt Wismar.
       
       Die Beamten hätten vermutlich von Vorgesetzten den Hinweis bekommen, die
       Nutzung der Parkplätze sei „in der Anmietung des Konferenzsaals
       inbegriffen“, sagt auch Andre Falke von der Polizeiinspektion. Und deshalb
       seien die Fahrzeuge eben nicht auf einer gebührenfreien Parkfläche in knapp
       100 Meter Entfernung abgestellt worden.
       
       Die Schweriner Staatsanwaltschaft ist nun zur Auffassung gelangt, dass
       durch den „Kuhhandel“ zwischen Polizei und Amt kein Strafgesetz verletzt
       worden sei. Denn eine Vorteilsnahme setze eben auch eine Gegenleistung
       voraus.
       
       „Es war nicht ersichtlich, welchen Vorteil die betreffenden Polizeibeamten
       den Bediensteten der Stadt Wismar angeboten haben sollen“, sagt Sprecher
       Thorsten Kopf. Ebenso habe es keine Anhaltspunkte für denkbare
       Straftatbestände wie Rechtsbeugung oder Strafvereitelung im Amt gegeben.
       
       Strafrechtlich ist das Verfahren damit wohl erledigt – politisch aber
       möglicherweise noch nicht. Am morgigen Donnerstag werde Wismars
       Bürgermeister Thomas Beyer die Bürgerschaft „über den weiteren
       Verfahrensweg informieren“, kündigte Stadtsprecher Nielsen gegenüber der
       Schweriner Volkszeitung an.
       
       Allerdings wurden die Strafzettel offenbar inzwischen beglichen: „Die
       Verwarnungsgelder haben die Kollegen privat bezahlt“, so Polizeisprecher
       Andre Falke zur taz. Und Konsequenzen wolle man aus der ganzen Sache
       ziehen: „Künftig werden vorab verbindliche Festlegungen getroffen.“
       
       2 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kai von Appen
       
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