# taz.de -- Kommunalwahl in der Türkei: Sechs Tote im Süden
> Bei Auseinandersetzungen während der Kommunalwahl in der Türkei sind am
> Sonntag sechs Menschen ums Leben gekommen. Zwei Femen-Aktivistinnen
> wurden verhaftet.
IMG Bild: Wählerinnen am Sonntag in Istanbul: Kann sich die CHP gegen Erdogans AKP durchsetzen?
ISTANBUL dpa | Tödliche Gewalt hat am Sonntag die Kommunalwahlen in der
Türkei überschattet. In zwei Ortschaften in den südlichen Provinzen Hatay
und Sanliurfa seien 6 Menschen getötet und mindestens 14 weitere verletzt
worden, als Anhänger verschiedener Kandidaten aufeinander losgingen,
berichtete der Sender CNN Türk. Nach einem monatelangen heftigen Machtkampf
zwischen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und seinen Gegnern
entscheiden in der Türkei erstmals seit fast drei Jahren wieder die Wähler.
Die Kommunalwahlen gelten als Stimmungstest für Erdogan, der sich im August
nach mehr als zehn Jahren an der Regierungsspitze zum Staatspräsidenten
wählen lassen will. Seit dem Morgen waren in den 81 Provinzen des Landes
die Wahllokale für mehr als 52 Millionen Stimmberechtigte geöffnet.
Bei Wahlen in der Türkei hat es in der Vergangenheit immer wieder tödliche
Zwischenfälle gegeben. In den kleineren Ortschaften geraten oftmals
familiär organisierte Interessengruppen aneinander. Die Polizei verstärkte
am Sonntag ihre Sicherheitsmaßnahmen.
Der Kommunalwahl war ein scharf geführter Wahlkampf vorausgegangen, bei dem
es um Korruptionsskandale und Vorwürfe des Machtmissbrauchs der
islamisch-konservativen Regierung ging.
## Femen-Protest in Wahllokal
Mit drastischen Maßnahmen gegen echte oder vermeintliche Gegner aus dem
eigenen religiös-konservativen Lager war Erdogan zuletzt auch international
in die Kritik geraten. Er hatte den Zugang zum Kurznachrichtendienst
Twitter und zur Videoplattform YouTube sperren lassen, um unliebsame
Veröffentlichungen zu unterdrücken.
Um 17 Uhr sollen die Wahllokale schließen. Erste Ergebnisse werden noch am
Abend erwartet. Ein Gesamtbild der politischen Stimmung im Land wird für
Montag erwartet.
Die oppositionelle Republikanische Volkspartei (CHP) versucht, Erdogans
Regierungspartei AKP die Bürgermeisterämter in Istanbul und Ankara, den
größten Städten der Türkei, abzunehmen. Bei der Parlamentswahl im Juni 2011
hatte die AKP fast 50 Prozent der Stimmen erhalten. Bei den Kommunalwahlen
2009 waren es 38 Prozent.
Zwei Aktivistinnen der Gruppe Femen protestierten in einem Wahllokal in
Erdogans Heimatstadt Istanbul gegen den Regierungschef. Die beiden jungen
Frauen sprangen auf einen Tisch und zeigten ihre nackten Oberkörper, auf
denen „Verbietet Erdogan“ zu lesen war, wie Bilder zeigten. Beide wurden
festgenommen.
30 Mar 2014
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