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       # taz.de -- Kolumne Ich meld' mich: Der Tod des Backpackers
       
       > Der neue Stern am Reisehimmel ist der „Flashpacker“, jener Reise-Nerd,
       > der mit Laptop, Handy und USB-Stick durch den Dschungel tigert.
       
   IMG Bild: Was bin ich? Flaspacker, Backpacker oder Trashpacker?
       
       Die Welt verdankt der Internationalen Tourismusbörse in Berlin stets neue,
       bahnbrechende Erkenntnisse. Diesmal etwa hat Professor Greg Richards aus
       Tillburg festgestellt, dass der gemeine „Backpacker“ heute sehr alt
       aussieht. Um genau zu sein: Er stirbt demnächst aus. Reisende heute sehen
       sich selbst überwiegend als „Reisende“ oder, man höre und grusle sich, als
       „Touristen“.
       
       Der neue Stern am Reisehimmel aber sei der „Flashpacker“, jener Reise-Nerd,
       der mit Laptop, Handy und USB-Stick durch den Dschungel tigert und sein
       Reiseziel stets danach aussucht, wie schnell die WLAN-Verbindung dort ist.
       Mittlerweile hat ein norddeutscher Tourismusexperte die Forschungen
       erweitert und herausgefunden, dass der gemeine Flashpacker bereits jetzt
       verschiedene Unterarten herausgebildet hat.
       
       So zeichnet sich etwa der „Trashpacker“, der Digital-Messie, durch einen
       Hang zur Besitzstandswahrung aus. Von keinem ausrangierten Adapterkabel,
       keinem Netzteil, keiner noch so überflüssigen SD-Karte vermag er sich zu
       trennen – worauf sein Rucksack irgendwann den Dienst aufgibt und er in
       Bangalore ein Museum für Elektroschrott eröffnet. Dem klassischen
       Backpacker am ähnlichsten ist wohl der „Cashchecker“, der Sparfuchs unter
       den Globetrottern.
       
       Mindestens zweimal am Tag ruft er den Stand seines Girokontos ab. Fällt das
       Netz aus, weigert er sich konsequent, auch nur einen einzigen weiteren Cent
       herauszurücken, und stirbt alsbald eines tragischen Hungertodes. Der
       „Crashtrekker“ wiederum gilt als der Unglückswurm unter den digitalen
       Nomaden. Zermatschte Festplatten, USB-Sticks, die im Marmeladenglas landen
       – ihn trifft alles Unglück der vernetzten Welt. Das steckt an und deshalb
       hat ihn keiner wirklich lieb.
       
       Erst seit Kurzem von sich reden macht der „Freshbäcker“. Er stammt aus der
       Neu-Ulmer Gegend und ist bevorzugt im südostasiatischen Raum unterwegs, um
       ein Vertriebsnetz für Laugenbrezel-Teiglinge aufzubauen. Was wäre der
       Tourismus ohne seine Wissenschaft?
       
       29 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Franz Lerchenmüller
       
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