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       # taz.de -- Burschi in der Nachwuchs-AfD: Bananen-Nolte macht Karriere
       
       > Der stellvertretende Vorsitzende der Jungen Alternative ist rechter
       > Burschenschaftler und in einen rassistischen Eklat verwickelt. Doch der
       > JA-Vorstand schaut weg.
       
   IMG Bild: So seriös es geht, Benjamin Nolte im sozialen Netzwerk
       
       BERLIN taz | Für die Rechten war es die ultimative Provokation. Zur
       Festveranstaltung des Dachverbandes Deutsche Burschenschaft (DB) 2009 in
       Eisenach sollte ein dunkelhäutiges Mitglied zusammen mit circa 200 anderen
       Uniformierten in den Saal einziehen. Er war von der Kölner Verbindung
       Alemannia für den Kommers aufgestellt worden. Doch Mitglieder des
       stramm-rechten Zusammenschlusses Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG)
       gingen auf die Barrikaden bis die Alemannia resignierte. Sie zog ihre
       Teilnahme zurück.
       
       Ihren Triumph feierten die Beteiligten beim abendlichen Besäufnis im
       Eisenacher Brunnenkeller. Dabei wurden vor der Lokalität Gesänge wie „Wir
       wollen den Neger sehen“ angestimmt, wie aus einer Diskussion in einem
       internen DB-Forum hervorgeht (veröffentlicht auf
       [1][linksunten.indymedia.org]). Augenzeugen bestätigten dies gegenüber der
       taz. Höhepunkt des gruseligen Spektakels war der Auftritt von Benjamin
       Nolte, zum damaligen Zeitpunkt Mitglied der Libertas Brünn zu Aachen und
       DB-Obmann für Politik und Kultur. Wie mehrere Quellen berichten, darunter
       Burschenschaftler im DB-Forum, soll er den anwesenden Mitgliedern der
       Alemannia eine Banane überreicht haben.
       
       Seit Februar diesen Jahres ist „Bananen-Nolte“, wie er seitdem in
       Burschenschaftskreisen genannt wird, in neuer Funktion. Der mittlerweile
       31-jährige ließ sich auf dem zweiten Bundeskongress der AfD-Jugend Junge
       Alternative (JA) zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden wählen. In
       [2][seiner Position] ist er für die Mitgliederbetreuung und für den Aufbau
       der JA-Akademie zuständig, die der politischen Fortbildung Jugendlicher
       dienen soll. Mit Nolte ist sie nun in höchst fragwürdigen Händen.
       
       Für das gefestigte Weltbild Noltes spricht seine weitere Karriere in
       Burschenschaftskreisen. Zunächst wurde er aufgrund des Eklats mit internen
       Ermittlungen der DB konfrontiert, woraufhin er von seinem Obmanns-Posten
       zurücktrat und auch seine Aachener Verbindung verließ. Das geht aus
       Unterlagen des folgenden Burschentages im November 2009 hervor ([3][DB
       Nachrichtenblatt 307]), in denen es heißt: „Auf Grund seiner Beteiligung an
       den Vorfällen des BT 2009 trat der gewählte Verbandsobmann für Politik und
       Kultur, Vbr. Benjamin Nolte (…) am 11. September 2009 in Frankfurt von
       seinem Amt zurück.“
       
       ## Fragwürdige Burschenschafts-Mitgliedschaft
       
       Als Einsicht ist sein Rückzug jedoch kaum zu werten. Nolte wechselte zur
       Münchener Burschenschaft Danubia, die vom bayerischen Verfassungsschutz als
       „rechtsextremistisch“ eingeschätzt wurde. Das war noch drei Jahre später
       für die Berliner Burschenschaft Thuringa Anlass genug, beim Burschentag
       2012 den Ausschluss zu fordern. Im letztlich [4][erfolglosen Antrag] hieß
       es: „Die Danubia übernahm das Mitglied Nolte [und] deckte somit dieses
       rassistisch motivierte Verhalten.“
       
       Es ist davon auszugehen, dass Nolte heute noch Mitglied bei den „Alten
       Herren“ der Danubia ist, wie mehrere Quellen gegenüber der taz bestätigten.
       Nolte selbst liefert mit seinem [5][Facebook-Profil] einen möglichen
       Hinweis. Dort nennt er sich Dominik von Bogenhausen – das Verbindungshaus
       der Danubia befindet sich im Münchener Stadtteil Bogenhausen.
       
       Im [6][bayerischen Verfassungsschutzbericht 2011] wird die
       pflichtschlagende Burschenschaft als „eigenständiges Beobachtungsobjekt“ im
       Bereich Rechtsextremismus geführt. Dort heißt es: „In der etwa zehn
       Personen umfassenden Aktivitas (= studierende Mitglieder) der
       Burschenschaft Danubia München engagieren sich einzelne Personen, die
       Beziehungen zur rechtsextremistischen Szene unterhalten oder in der
       Vergangenheit unterhalten haben.“
       
       Die Danubia legt laut Eigendarstellung einen besonderen Wert auf ihr
       „politisches Selbstverständnis“, dem für sie ein „Bekenntnis zur deutschen
       Volks- und Kulturgemeinschaft“ zugrunde liegt. Berührungsängste mit
       Rechtsaußen existieren keine. Im Verbindungshaus empfing man in der
       Vergangenheit nicht nur den Holocaust-Leugner Horst Mahler oder den
       NPD-Ideologen Jürgen Schwab, sondern [7][gewährte 2001 auch einem
       rassistischen Gewalttäter Unterschlupf], der nach einem Überfall auf einen
       Griechen vor der Polizei flüchtete.
       
       ## Junge Alternative wiegelt ab
       
       In der Jungen Alternative will man davon offensichtlich nichts wissen. In
       einer offiziellen Stellungnahme des Bundesvorstandes, dessen Teil Nolte
       ist, heißt es, ganz der Extremismustheorie folgend: „Benjamin Nolte ist
       nicht Mitglied einer rechts- oder linksextremistischen Organisation“.
       Benjamin Nolte hat sich auf Anfrage der taz nicht zu den Vorwürfen
       geäußert.
       
       In der [8][Satzung des Verbandes] steht unter §4 (4): „Personen, die
       Mitglied einer Organisation sind, welche durch deutsche Sicherheitsorgane
       als verfassungsfeindlich eingestuft wird (…) können nur Mitglieder der
       Jungen Alternative für Deutschland werden, wenn sie darüber im
       Aufnahmeantrag Auskunft geben und der Bundesvorstand sich nach
       Einzelfallprüfung für die Aufnahme entschieden hat“. Das ist womöglich ein
       Taschenspielertrick, weil der bayerische Verfassungsschutzbericht des
       Jahres 2013, in dem Nolte der Jungen Alternative beigetreten ist, noch
       nicht vorliegt.
       
       Auf die Frage der taz, ob dem Vorstand die Beteiligung Noltes an dem
       rassistischen Eklat beim Burschentag bekannt sei, antwortet dieser:
       „Benjamin Nolte ist weder rassistisch noch ausländerfeindlich.“ Eine
       Abgrenzung nach rechts als Lippenbekenntnis, das die konkreten Hinweise auf
       Noltes Vergangenheit ignoriert. In der Stellungnahme folgt der in
       ausländerfeindlichen Kreisen beliebte Hinweis, in den eigenen Reihen
       „zahlreiche Mitglieder mit Migrationshintergrund“ zu haben.
       
       ## Problem für die AfD
       
       AfD-Pressesprecher Christian Lüth wollte sich zu den Vorwürfen gegen Nolte
       nicht konkret äußern. Er verwies auf die „Unschuldsvermutung“ und das noch
       ungeklärte Verhältnis zum Jugendverband. Grundsätzlich gelte aber: „Die AfD
       lehnt rechtsradikales Gedankengut entschieden ab. Mitglieder, denen ein
       solches Gedankengut nachgewiesen werden kann, werden unverzüglich aus der
       Partei ausgeschlossen.“ Inwiefern dies auch für Mitglieder der Jungen
       Alternative gilt, ist unbekannt.
       
       Die Junge Alternative positioniert sich seit ihrer Gründung im Juni
       vergangenen Jahres rechts der AfD. Beim Gründungskongress vor fast einem
       Jahr hatte die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit eine „patriotische
       Grundstimmung“ ausgemacht und berichtete von einem Teilnehmer, der die
       Antifa als „die letzten Faschisten“ beschimpfte. Ein weiteres
       Gründungsmitglied habe sich für seine Doktorarbeit über
       Deutschenfeindlichkeit gebrüstet. Keine Mehrheit fand ein Antrag, der neben
       Mitgliedern auch „Unterstützer“ extremistischer Organisationen
       ausgeschlossen sehen wollte.
       
       Der neue JA-Chef Philipp Ritz formulierte bei seiner Wahl im Februar das
       Ziel, [9][„mutiger“ als die Mutterpartei] auftreten zu wollen. Was darunter
       zu verstehen ist, zeigte ihre [10][Kampage „Ich bin keine Feministin“]
       sowie die [11][Einladung des britischen Rechtsaußen Nigel Farage], Mitglied
       der rechtspopulistischen United Kingdom Independence Party (UKIP) durch die
       JA NRW für eine Veranstaltung am 27. März. AfD-Funktionäre hatten sich
       bereits im November mit Farage getroffen, gegen den ausdrücklichen Willen
       von Parteichef Bernd Lucke. Nun muss er zusehen, wie sein Nachwuchs die
       öffentliche Strategie der Abgrenzung nach Rechtsaußen zunichte macht.
       
       Update: 
       
       Am 27. März erschien der [12][bayerische Verfassungsschutzbericht für das
       Jahr 2013]. Darin wird die Burschenschaft Danubia München wieder als
       rechtsextremistische Struktur beschrieben. Unter anderem heißt es: „Die
       Aktivitas der Burschenschaft Danubia agiert revisionistisch und propagiert
       einen übersteigerten Nationalismus im völkischen Sinne. Diese
       rechtsextremistische Ausrichtung und Zielsetzung wird von der Aktivitas
       bestritten.“ 
       
       Anmerkung: In einer früheren Version fehlte der Hinweis darauf, dass die
       taz Benjamin Nolte vor Veröffentlichung des Artikel um eine Stellungsnahme
       gebeten hat.
       
       26 Mar 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://linksunten.indymedia.org/node/50376
   DIR [2] http://www.jungealternative.com/info/vorstand/
   DIR [3] http://linksunten.indymedia.org/system/files/data/2011/07/1867086324.pdf
   DIR [4] http://linksunten.indymedia.org/node/71883
   DIR [5] http://www.facebook.com/benjamindominik.nolte
   DIR [6] http://www.verfassungsschutz.bayern.de/imperia/md/content/lfv_internet/verfassungsschutzbericht_2011.pdf
   DIR [7] http://de.wikipedia.org/wiki/Burschenschaft_Danubia_M%C3%BCnchen#Politische_Ausrichtung
   DIR [8] http://docs.google.com/document/d/1LGQr9TAjDzX4xQYs0t3cp3eFXUoSLoSell6dc3nJELM/edit?pli=1
   DIR [9] http://www.wiwo.de/politik/deutschland/afd-junge-alternative-will-die-afd-bewegen-seite-all/9572498-all.html
   DIR [10] /!135052/
   DIR [11] http://nrwrex.wordpress.com/2014/03/17/k-afd-jugendorganisation-junge-alternative-auf-rechtsausenkurs/
   DIR [12] http://www.verfassungsschutz.bayern.de/imperia/md/content/lfv_internet/service/vsb_2013.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
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