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       # taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Hungrige Bestie
       
       > Bayern München degradiert den Rest der Liga zu Hampelmännern. Und die
       > Fresslust wird weitergehen. Das kann langweilig sein, ist aber auch ein
       > Wunderwerk.
       
   IMG Bild: Aaaargh: Thiago, Jerome Boateng, Javier Martinez, David Alaba und Mario Götze (v.l.)
       
       Im deutschen Sprachschatz befinden sich einige Exportschlager, zum Beispiel
       Zeitgeist, Blitzkrieg, Butterbrot oder Angst. Jetzt dürfte sich ein neues
       Wort weltweit verbreiten: Übermannschaft. Es bezeichnet ein Team, das
       [1][„leider brillant“ (Spiegel Online) spielt], seine Gegner überrennt und
       schon am 27. Spieltag Meister geworden ist; eigentlich endet die deutsche
       Meisterschaft ja erst am 10. Mai mit dem 34. Spieltag, also in sieben
       Wochen.
       
       Aber so spannend macht es der FC Bayern München nicht. Sie gewinnen wie in
       der vergangenen Saison vorzeitig, mit einem wahnsinnig großen
       Punktevorsprung. So ungewöhnlich ist das nicht. Auch in anderen
       europäischen Ligen feiern sie Übermannschaften, in Italien Juventus Turin,
       in Frankreich Paris St. Germain, in Griechenland Olympiakos Piräus und in
       Österreich RB Salzburg.
       
       Und dennoch sticht der FC Bayern heraus. Seine Dominanz ist schier
       überwältigend - und gefährlich, zumindest im nationalen Wettbewerb. 24
       Meisterschaften hat die Hegemonialmacht von der Säbener Straße nun
       gewonnen. Das heißt: Fast jeden zweiten Titel in der 1963 geschaffenen
       Fußball-Bundesliga hat der FC Bayern eingeheimst.
       
       Es mag für die Fans der Roten eine feine Sache sein, wenn ihr Verein immer
       ganz oben mitmischt, den Rest der Liga degradiert diese fußballerische
       Suprematie allerdings zu Statisten, zu Hampelmännern in einer Aufführung,
       die von einem Regisseur des FC Bayern inszeniert wird.
       
       Die Spielregeln insinuieren Chancengleichheit, aber im konkreten Fall des
       Wettbewerbs um Punkte haben alle anderen Teams in der Liga krasse
       Nachteile: weniger Geld, weniger potente Sponsoren, weniger Stars und
       weniger Unternehmergeist. Das Münchner Monopol würde ins Unermessliche
       wachsen, wenn es in Deutschland nicht jene 50-plus-1-Regel gäbe, die
       Investoren eine Komplettübernahme des Vereins verbietet. Der FC Bayern ist
       also eine gebändigte Bestie. Aber die Fresslust dieses Wesens reicht immer
       noch aus, um zwei Dutzend Konkurrenten mit Haut und Haaren zu verspeisen.
       
       Das muntere Fressen dürfte auch in den kommenden Spielzeiten weitergehen,
       schließlich haben die Bayern vorgesorgt, in Pep Guardiola einen der besten
       Trainer der Welt an der Seitenlinie und einen Kader, der gestopft voll ist
       mit hochbegabten Spezialkräften. Weitere Titel sind nur eine Frage der
       Zeit. Sie sind das Ergebnis einer konsequent ökonomischen Ausgestaltung des
       Klubs. Die Münchner haben also nur das gemacht, was andere auch hätten tun
       können. Eigentlich. Denn ohne die Millionen aus der Champions League läuft
       nichts mehr in diesem Geschäft.
       
       Gut 50 Millionen hat der FC Bayern allein in der vergangenen Saison in der
       Eliteklasse eingenommen. Allein damit kommen die Kleinvereine Braunschweig,
       Freiburg und Augsburg zusammen locker über ein Jahr. Das Gefälle ist groß –
       und es wird künftig noch größer. Der globalisierte FC Bayern, den jedes
       Kind in Afrika oder China kennt, ist konsequent auf Wachstum getrimmt, auf
       Umsatzwachstum, Gewinnmaximierung und eine gnadenlose Punktejagd. Das kann
       manchmal langweilig sein in seiner fast schon technokratischen Effizienz.
       Aber es ist auch ein seltenes Wunderwerk des Fußballs.
       
       26 Mar 2014
       
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   DIR [1] http://www.spiegel.de/sport/fussball/fc-bayern-die-bilanz-einer-rekordsaison-in-der-fussball-bundesliga-a-960775.html
       
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   DIR Markus Völker
       
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