URI: 
       # taz.de -- Zeitungs-Konkurrenz: Springer stoppt „Zeit"-Vertrieb
       
       > Bisher lag ein Teil des Vertriebs der „Zeit" in den Händen des
       > Springer-Konzerns. Doch ab April ist damit Schluss. Axel Springer hat den
       > Vertrag gekündigt
       
   IMG Bild: Bald mit eigenen Lokalseiten: die Hamburger Ausgabe der Zeit.
       
       HAMBURG taz | In der kommenden Woche, am 3. April, erscheint die erste
       Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit mit Hamburg-Teil. Dieser wird acht
       Seiten umfassen und nur in der Metropolregion Hamburg, also für den Verkauf
       und die Abonnenten in Hamburg und Umgebung, erhältlich sein. Aus dem
       Verlagshaus am Speersort heißt es ganz unverfänglich, man wolle wieder mehr
       Hamburger zum Zeitunglesen bringen. Für das lokaljournalistische Projekt
       wurden vier neue Redakteure und zwei Ressortleiter eingestellt. Der
       Schwerpunkt soll auf Wirtschafts- und Kulturthemen liegen.
       
       Doch das Vorhaben scheint nicht alle zu begeistern. Nach Bekanntgabe
       kündigte der Axel Springer Vertriebsservice seinen Vertrag mit der
       Wochenzeitung. Dieser hatte bislang rund ein Viertel der Zeit-Ausgaben, die
       via Abo in Hamburg vertrieben werden, ausgeliefert. Über den Grund für die
       Kündigung will Springer nicht näher Auskunft geben. Aus der Berliner
       Zentrale heißt es, es handele sich um „eine unternehmerische Entscheidung“.
       Die davon betroffenen rund 7.000 Abonnenten werden das Blatt nun per Post
       bekommen. Bisher wurden das Hamburger Abendblatt und Die Zeit zusammen
       ausgetragen.
       
       Als im September 2001 die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung bundesweit
       erscheinen sollte, gab es Probleme, die Zeitung zu vertreiben. Die
       Auslieferung der Post schied aus, weil diese sonntags nicht zugestellt wird
       und der Springer Vertriebsservice keine Verträge schließen wollte. Denn
       Springer hatte damals mit Bild am Sonntag und Welt am Sonntag die größten
       überregionalen Sonntagszeitungen.
       
       Dem Hamburger Abendblatt dürfte nun auch der neue Hamburg-Teil der Zeit
       nicht gefallen. Das Springer-Blatt, das im Juli 2013 an die Funke-Gruppe
       verkauft wurde, ist auf den Großraum Hamburg spezialisiert und wird nun
       einen weiteren Konkurrenten haben. Doch obwohl beide Zeitungen auf dem
       gleichen Markt aktiv sind, wollen sich Zeit und Abendblatt nicht als
       Konkurrenten begreifen.
       
       Svenja Friedrich, Sprecherin von Axel Springer, sieht den Start der
       Hamburg-Ausgabe der Zeit gelassen: „Die Konkurrenzfrage stellt sich mit
       Blick auf die unterschiedlichen Auflagengrößen und Erscheinungstage gar
       nicht“, sagt sie.
       
       Und auch Die Zeit möchte sich nicht als direkten Konkurrenten des
       Abendblatts verstanden wissen. Verlagsleiterin Stefanie Hauer sagt: „Wir
       verstehen unser redaktionelles Konzept nicht als Angriff auf das
       Abendblatt.“ Jeder Titel habe seine individuelle Positionierung und seine
       spezifische Zielgruppe in einer Stadt. „Wir kommen mit einem Wochenformat
       auf den Markt, während das Abendblatt als Tageszeitung eine ganz andere
       Funktion erfüllt.“
       
       Über die Kündigung des Vertrieb-Vertrags zeigte man sich bei der Zeit
       allerdings bestürzt. „Das Hamburger Abendblatt hat keinen Vorteil davon,
       unseren Markteintritt zu behindern“, so Stefanie Hauer. Gerade weil die
       Leserschaften beider Blätter kaum Überschneidungen hätten. Das hätten
       Marktstudien bewiesen. Man wolle dem ehemaligen Vertriebspartner aber auch
       nicht vergraulen, so die Zeit-Sprecherin: „Unsere Tür steht offen, sollte
       sich das Abendblatt doch dafür entscheiden, weiterhin mit uns zu
       kooperieren.“
       
       25 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frida Kammerer
       
       ## TAGS
       
   DIR Die Zeit
   DIR Lokalteil
   DIR Hamburg
   DIR Axel Springer
   DIR Hamburger Abendblatt
   DIR Medienvielfalt
   DIR Google
   DIR Die Zeit
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Medienvielfalt: Springer-Flaggschiff ausgeflaggt
       
       Nach Kartellamt-Einwilligung gehört das „Hamburger Abendblatt“ fortan dem
       Essener Funke-Konzern. Die ehemalige Springer-Verlagszentrale verwaist
       zunehmend.
       
   DIR Hauptversammlung bei Axel Springer: Immer onliner
       
       Springervorstand Mathias Döpfner stellt positive Jahresergebnisse des
       mächtigen Verlags vor. Er fürchtet jedoch die Marktdominanz von Google im
       Netz.
       
   DIR Hamburger Lokalteil der "Zeit": Auf dem Trockenen
       
       Die erste "Zeit Hamburg" wirft schwere Fragen auf: Zum globalen
       Standortwettbewerb, zur Hamburger Selbstzufriedenheit. Muss man sich Sorgen
       machen?