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       # taz.de -- Demonstrationen gegen Israel: Die Macht der Hamas
       
       > Zehntausende Hamas-Anhänger haben am Sonntag gegen Israel demonstriert.
       > Zuvor waren drei Palästinenser bei einem israelischen Militäreinsatz
       > erschossen worden.
       
   IMG Bild: Die Drohgebärden der Hamas sind nicht gerade dezent.
       
       DSCHENIN/TEL AVIV dpa | Im Gazastreifen demonstrierten am Sonntag
       Zehntausende Hamas-Anhänger gegen Israel. Zuvor waren bei der versuchten
       Festnahme eines militanten Hamas-Mitglieds am Samstag in Dschenin drei
       Palästinenser von israelischen Einsatzkräften erschossen worden, darunter
       der Gesuchte selbst.
       
       Sieben weitere Palästinenser sowie zwei Israelis seien bei dem Einsatz und
       den darauffolgenden Unruhen im örtlichen Flüchtlingslager verletzt worden,
       sagte Armeesprecher Peter Lerner.
       
       Die Demonstranten gedachten gleichzeitig des Hamas-Gründers Scheich Ahmed
       Jassin, der vor zehn Jahren bei einem Angriff der israelischen Luftwaffe
       gezielt getötet worden war. Der Widerstand gegen Israel werde fortgesetzt,
       gelobte der ranghohe Hamas-Führer Ismail Hanija mit Blick auf den Vorfall
       in Dschenin.
       
       Er warnte, Israel werde für neue „Aggressionen einen hohen Preis zahlen“.
       Die Demonstranten erinnerten auch an Jassins Nachfolger Abdel Asis Rantisi,
       der ebenfalls gezielt von Israel getötet worden war.
       
       ## Israel wehrt sich gegen Angreifer
       
       Als Folge des Militäreinsatzes in Dschenin wurden aus den Reihen der
       Palästinenser Rufe nach einem Abbruch der Friedensgespräche mit Israel
       lauter. Teilnehmer an der Beerdigung für die drei Todesopfer schworen
       Israel Rache. Zahlreiche Israelis erhielten am Samstagabend per SMS
       Drohungen mit dem Absender Hamas.
       
       Bei den Todesopfern handele es sich um den seit längerem wegen Terrorismus
       gesuchten Hamsa Abu al-Hidscha (22) sowie zwei Beteiligte an den Unruhen,
       sagte Lerner.
       
       Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rechtfertigte den Einsatz am
       Sonntag. Al-Hidscha sei an Angriffen auf Israelis beteiligt gewesen und
       habe auch neue Anschläge geplant. „Unsere Politik ist es, gegen jene
       vorzugehen, die uns schaden wollen“, sagte er.
       
       Der tödliche Einsatz fällt in eine für die Verhandlungen zwischen Israel
       und den Palästinensern kritische Zeit. Die ursprünglich gesetzte Frist
       läuft Ende April ab. Die Gespräche könnten jedoch schon in knapp einer
       Woche zusammenbrechen, falls Israel sich weigern sollte, die letzten 26 von
       insgesamt 104 palästinensischen Häftlingen freizulassen - so wie es den
       Palästinensern zugesagt worden war.
       
       ## Extrem gewalttätige Unruhen brachen aus
       
       Armeesprecher Lerner antwortete auf die Frage, ob vor dem Einsatz die
       möglichen negativen Auswirkungen auf die Friedensgespräche bedacht worden
       seien: „Al-Hidscha war eine tickende Bombe. Es war klar, dass wir handeln
       mussten.“ Al-Hidscha habe sich beim Eintreffen der Israelis in einem Haus
       verschanzt.
       
       Bei einem Fluchtversuch habe er das Feuer eröffnet und zwei Israelis
       verletzt. Daraufhin sei er erschossen worden. Anschließend seien in den
       engen Gassen des Lagers „extrem gewalttätige“ Unruhen ausgebrochen, bei
       denen die Israelis mit Schusswaffen, Sprengkörpern und Steinen angegriffen
       worden seien und das Feuer erwidert hätten.
       
       Die Palästinenserführung verurteilte das israelische Vorgehen scharf. Sie
       forderte die USA auf, Druck auf Israel auszuüben. Die Gewalt in Dschenin
       sei „Teil einer systematischen Politik Israels, alles zu zerstören. Wir
       fordern die USA auf, sofort einzugreifen, bevor Israel alles sabotiert
       hat“, sagte ein Sprecher des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas.
       
       23 Mar 2014
       
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