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       # taz.de -- Brüssel prüft EEG-Ausnahmen: Freiheit für den Fruchtsaft
       
       > Bis zu 65 Ausnahmen: EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia will der
       > Industrie im Streit um das Erneuerbare-Energien-Gesetz weit
       > entgegenkommen.
       
   IMG Bild: Fruchtsäfte: nicht nur vitamin-, sondern auch energiereich, glaubt die EU.
       
       BRÜSSEL taz | Im Streit über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zwischen
       Berlin und Brüssel bahnt sich offenbar eine Einigung an.
       EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia will zahlreichen Industriebranchen
       eine Extrawurst bei den Kosten für den Ökostromausbau zugestehen, wie er
       gestern im Wirtschaftsausschuss des Europaparlaments in Brüssel sagte.
       Davon könnten auch deutsche Firmen profitieren, die von der EEG-Umlage
       befreit sind.
       
       „Wir versuchen herausfinden, welche Sektoren dies bekommen und welche
       Begünstigungen wir vorsehen können“, sagte Almunia. Zuvor war ein Entwurf
       der EU-Kommission durchgesickert, der schon Zahlen nennt. Demnach will
       Almunia 65 Industriezweigen Ausnahmen gewähren.
       
       Auf der – noch vorläufigen – Liste stehen Aluminium-, Stahl- und
       Zinkproduzenten, Hersteller von Plastikprodukten, Zement oder Sägemühlen
       und die Papierbranche. Aber auch Keramikhersteller, Produzenten von
       Glasfaser oder Lederkleidung und Fruchtsäften zählen dazu.
       
       Besonders große Stromfresser sollen nach dem Entwurf künftig 20 Prozent der
       regulären EEG-Umlage zahlen. Allerdings soll die Belastung gedeckelt
       werden, um eine allzu hohe Kostenbelastung zu vermeiden. Als Höchstmarke im
       Gespräch sind 2,5 Prozent der Bruttowertschöpfung. Davon dürften vor allem
       deutsche Stahl- und Aluminiumwerke profitieren; die meisten Hütten im
       EU-Ausland haben längst dichtgemacht.
       
       Almunia bereitet derzeit neue Richtlinien zur Förderung erneuerbarer
       Energien vor. Sie sollen bis Anfang April fertig sein – und könnten
       Deutschland im EEG-Streit eine goldene Brücke bauen. Energieminister Sigmar
       Gabriel (SPD) verhandelt bereits seit einigen Wochen mit Almunia über eine
       möglichst industriefreundliche Novelle. Man sei einer Einigung nahe, hieß
       es zuletzt.
       
       Allerdings ist noch unklar, ob ein Kompromiss nicht nur der Industrie,
       sondern auch der Energiewende und der Umwelt helfen würde. Die neue
       Bundesregierung legt den Akzent eindeutig auf die deutschen
       Industrieinteressen. Wegen des laufenden EU-Beihilfeverfahrens hat sie
       sogar Klage vor dem Europäischen Gerichtshof eingelegt. Kanzlerin Angela
       Merkel (CDU) will den Streit auf beim EU-Gipfel ansprechen, der am
       Donnerstag in Brüssel beginnt.
       
       Der deutsche Fokus liegt dabei eindeutig auf „Wettbewerbsfähigkeit“ und
       nicht auf Umweltverträglichkeit oder Klimaschutz. Merkel und Gabriel wollen
       die deutsche Industrie schützen; bei den Klimazielen für die Zeit nach 2020
       hingegen zeigen sie keinen Ehrgeiz.
       
       Derzeit erhalten knapp 2.100 deutsche Unternehmen Vergünstigungen im Wert
       von rund 5 Milliarden Euro bei den Kosten für den Ökostromausbau. Firmen
       mit sehr hohem Stromverbrauch zahlen nur 0,05 Cent Ökostrom-Umlage pro
       Kilowattstunde, die Bürger dagegen 6,24 Cent. Almunia will die Ausnahmen
       für die Industrie deutlich begrenzen.
       
       19 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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