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       # taz.de -- Gewalt gegen Fußballfan in Schweden: Ultra von Rechten ins Koma geprügelt
       
       > Rechtsextreme Schläger verletzen einen Fan des Fußballclubs Malmö FF
       > schwer. Die Tat ist politisch motiviert, das Opfer ist linker Aktivist.
       
   IMG Bild: Hellblau: Fans von Malmö FF
       
       Am Sonntag gingen 10.000 in Malmö auf die Straße, um Showan Shattak, 25,
       Mut zu machen. Vor einer guten Woche war Shattak, Ultra des schwedischen
       Erstligisten Mälmo FF, in einen Straßenkampf geraten. Er wurde dabei so
       schwer verletzt, dass er zwischenzeitlich in Lebensgefahr schwebte und
       zweimal operiert werden musste. Fast eine Woche blieb seine Verfassung
       kritisch, ehe er am Samstag aus dem Koma aufwachte. Das Gröbste scheint
       vorerst hinter ihm zu liegen.
       
       Darüber, dass es sich bei dem Vorfall um eine politisch motivierte Tat
       gehandelt hat, gibt es wenig Zweifel. Shattak ist nicht nur Ultra, sondern
       auch linker Aktivist und Mitbegründer des schwedischen Ablegers der
       Kampagne Fußballfans gegen Homophobie. „Showan ist derjenige gewesen, der
       die Kampagne maßgeblich nach Schweden geholt hat und so für ein besseres
       Klima im schwedischen Fußball sorgen will“, sagt Martin Endemann von der
       Fanorganisation Baff. Vergangenen Herbst brandmarkte das rechtsextreme
       schwedische Internetportal Realisten ihn dafür öffentlich.
       
       Am Abend der Tat war er mit Begleitern in Möllan unterwegs, einem Szene-
       und Ausgehviertel in Malmö. Die Gruppe kam von einer Demonstration, die
       anlässlich des Weltfrauentages stattgefunden hatte, und wollte zu einem
       Konzert, nicht unweit des Tatorts. Auf dem Weg dorthin trafen sie auf eine
       Gruppe von sechs Neonazis. Einige der mutmaßlichen Angreifer sind
       Mitglieder der rechtsextremen Svenskarna Parti, andere bewegen sich in
       deren Umfeld. Ein paar sollen sich bis vor kurzem in der Ukraine
       aufgehalten und dort als sogenannte Ukraine-Freiwillige rechtsextreme
       Gesinnungsgenossen bei den Kämpfen auf dem Maidanplatz in Kiew unterstützt
       haben.
       
       Was danach passiert ist, ist Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Aus dem
       Umfeld von Shattak und seinen Begleitern hört man, dass sie unvermittelt
       von den Neonazis mit Flaschen und Messern angegriffen wurden. Auf Shattaks
       Kopf wurde noch eingeschlagen, als er bereits am Boden lag. Drei weitere
       Menschen erlitten zum Teil schwere Schnittverletzungen. Auf der Flucht
       wurden vier Angreifer von der Polizei gestellt. Ein mutmaßlicher Haupttäter
       wurde allerdings noch in der Nacht wieder aus dem Gewahrsam entlassen.
       
       ## Zweifel an der Version der Rechten
       
       Laut der Zeitung Kvällsposten behaupteten die Angreifer, dass sie zuerst
       angegriffen worden seien und sich hätten wehren müssen; dafür soll es einen
       Zeugen geben. Eine unabhängige Gruppe kritischer Journalisten, die die
       Ereignisse rekonstruiert hat, zweifelt an dieser Version.
       
       Schon jetzt hat der Vorfall eine erhebliche innenpolitische Bedeutung, weil
       er eine Debatte um die Verharmlosung rechtsextremer Gewalt durch
       schwedische Behörden aufgreift. Erst im Dezember sorgte ein gewalttätiger
       bewaffneter Überfall von Neonazis auf eine antifaschistische Demo in
       Stockholm für Aufsehen.
       
       Die Ultras von Malmö FF stellen sich indessen geschlossen hinter ihr schwer
       verletztes Mitglied. Unter dem Motto „Kämpa Showan“ (Kämpfen Showan) haben
       sie nach dem Vorfall klargestellt, dass sie Rassismus und Nazismus in ihrem
       Stadion und in ihrer Stadt nicht akzeptieren werden.
       
       18 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gerald Mander
       
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