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       # taz.de -- Internet-Aufsichtsbehörde ICANN: USA geben die Kontrolle ab
       
       > Nach dem NSA-Skandal wollen die USA die Schirmherrschaft der ICANN
       > beenden. Stattdessen soll sie eine internationale Struktur erhalten. Ein
       > Schritt, den nicht alle begrüßen.
       
   IMG Bild: Hier werden die Regeln des Internets gemacht: ICANN-Versammlung im Jahr 2002 in Shanghai.
       
       WASHINGTON dpa | Die US-Regierung will nach dem NSA-Skandal die Kontrolle
       über die Internet-Verwaltung [1][//www.icann.org/:ICANN] aufgeben. Mit
       allen Beteiligten solle ein Plan für den Übergang der Aufsicht
       ausgearbeitet werden, erklärte das US-Handelsministerium am späten Freitag
       (Ortszeit).
       
       Der Startschuss dafür solle bereits bei der ICANN-Konferenz in Singapur
       Ende März fallen, kündigte die Internet-Organisation an. Regierungen, die
       Privatwirtschaft und die Öffentlichkeit seien zur Teilnahme an dem Prozess
       eingeladen, erklärte ICANN-Chef Fadi Chehadé. Eine neue internationale
       Struktur solle bis September 2015 stehen, wenn der aktuelle Vertrag mit der
       US-Regierung ausläuft.
       
       Die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) ist unter
       anderem für die Vergabe der übergeordneten Domainnamen wie .com zuständig.
       Das US-Handelsministerium hatte seit der ICANN-Gründung 1998 die Aufsicht
       über die Organisation. Schon seit längerer Zeit gab es Forderungen, dies zu
       ändern.
       
       Ein Vorstoß Russlands und Chinas für stärkeren staatlichen Einfluss war
       noch 2012 unter anderem nach Druck der Internet-Wirtschaft abgewehrt
       worden. Nach dem Skandal um ausufernde Überwachung durch den
       US-Geheimdienst NSA forderte jüngst aber auch die EU-Kommission eine
       Neuordnung der ICANN-Aufsicht. Die US-Regierung betonte jetzt, es sei von
       Beginn an geplant gewesen, dass ihre Aufseherrolle zeitlich beschränkt sein
       werde.
       
       ## Mahnende Stimmen
       
       In früheren Jahren wurde die US-Aufsicht über die ICANN oft als eine
       Garantie für die Freiheit im Netz gesehen. Unter anderem Internet-Konzerne
       wie Google warnten vor einer staatlichen Kontrolle über das Internet. Auch
       nach der Ankündigung von Freitag gab es mahnende Stimmen. So betonte der
       Präsident des Verbandes europäischer Telekom-Unternehmen ETNO, Luigi
       Gambardella, es müsse ein offener und transparenter Prozess mit Einbindung
       aller Beteiligten sein.
       
       Der konservative frühere US-Parlamentssprecher Newt Gingrich äußerte sich
       klar kritisch. „Wer ist diese globale Internet-Community, der Obama das
       Internet übergeben will? Damit riskieren wir, dass ausländische Diktaturen
       das Internet prägen werden“,
       [2][//twitter.com/newtgingrich/status/444608973455384576:schrieb er auf
       Twitter].
       
       Die für Digital-Politik zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes zeigte sich
       hingegen zufrieden. Dies sei schon lange ein politisches Ziel der EU
       gewesen. Die Kommission werde eng an der Übergangslösung mitarbeiten.
       
       Zu den Aufgaben der ICANN gehört, für die Funktionsfähigkeit des Internets
       zu sorgen und den technischen Rahmen für das Netz festzulegen. Zuletzt
       organisierte sie unter anderem den Übergang zur neuen Version des
       Internet-Protokolls IPv6. Ein umstrittener Schritt war die Entscheidung zur
       Einführung hunderter neuer übergeordneter Adressenendungen wie Städtenamen
       oder sogar „.hello“. So wurde kritisiert, dies bringe vor allem Unternehmen
       hohe Kosten für die Anmeldung neuer Adressen.
       
       15 Mar 2014
       
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