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       # taz.de -- Kolumne Pressschlag: Gott hinter Gittern
       
       > Der Präsident des FC Bayern München wankt nach dem Urteil im Münchner
       > Steuerprozess. Fallen wird er nicht. Gut so!
       
   IMG Bild: Für den FC Bayern nicht totzukriegen: Uli Hoeneß.
       
       Nach Meinung der Münchner Schickeria besteht die größte Verfehlung von Uli
       Hoeneß nicht darin, Steuern hinterzogen zu haben, sondern
       Button-Down-Hemden mit Schlips zu tragen. Wie geschmacklos!
       
       München ist anders, das weiß man nicht erst seit dem Steuerprozess gegen
       Hoeneß. Unter dem weißblauen Firmament haben die Amigos, Gschaftlhuber, all
       die Großspurigen und Bauernschlauen schon immer ihr Refugium gefunden.
       Hoeneß war einer ihrer Anführer.
       
       Als Würstlbaron und Fußballpatriarch hatte er ein besonderes Gespür für die
       klimatischen Bedingungen in diesem bajuwarischen Biotop. Dass er nicht ganz
       korrekt angezogen ist und ein paar Millionen unversteuert ließ, ja mei. Das
       wird ihm irgendwann verziehen werden hinterm Weißwurstmeridian. Oder doch
       nicht?
       
       Der Mann, der es so brillant verstanden hat, Rücksichtslosigkeit mit
       Gefühlsduseligkeit zu verquicken, ist nun seine Posten los. Er hat sich in
       einer Erklärung von ihnen losgesagt, will „diesem großartigen Verein“ aber
       verbunden bleiben.
       
       ## Mia san mia
       
       Die Fans und Vereinsmitglieder, die über 75 Prozent an der FC Bayern
       München AG halten, haben ihren Boss trotz der Anklage auf Händen getragen.
       Erst als die Millionensummen immer abenteuerlicher wurden, sind sie ins
       Grübeln gekommen. Ist unser Uli vielleicht doch nicht der beste Mann? Mia
       san mia, okay, aber ist der Uli noch einer von uns?
       
       Aber ja doch, darf man dem Dutzend zweifelnder Bayernfans auch nach diesem
       Knast-Urteil zurufen: Der Uli Hoeneß ist noch ganz der alte. Seine Rolle
       als Macher, Lenker, als Hansdampf kann er jetzt nicht ganz so ausfüllen wie
       gewohnt, aber auch die Chefs des Corleone-Clans haben hinter Gittern die
       Fäden in der Hand behalten.
       
       Hoeneß ist den geleckten Herren der Deutschland AG, die der FC Bayern ja
       mittlerweile ist mit den Beteiligungen von Audi, Adidas und Allianz in der
       Aktiengesellschaft und VW, Unicredit sowie der Telekom im Aufsichtsrat,
       zuvorgekommen. Er bleibt die Verkörperung des roten Münchner Fußballs. Ein
       überdimensionales Maskottchen, das weiter von den Fans vergöttert wird.
       
       Er hat da gute Vorbilder. Auch ein Franz Beckenbauer hat Steuern
       hinterzogen. Das hat seiner Strahlkraft als Lichtgestalt kaum geschadet.
       Bei Uli Hoeneß wird es ähnlich sein. Einer wie Hoeneß hört nicht unten auf,
       wie er einmal gesagt hat. So einer macht nur oben Schluss. Auch wenn es mal
       ein bisschen länger dauert.
       
       Ein paar Lenze werden ins Land ziehen, und spätestens dann wird von diesem
       Prozess nicht mehr viel übrig sein als ein paar verblichene Flecke auf der
       Weste von Hoeneß. Er sollte dann vielleicht ein gestärktes Hemd mit
       Tabkragen darunter tragen, klassisch mit Krawatte.
       
       14 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
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