URI: 
       # taz.de -- Die Wahrheit: Grassierende Hibernophobie
       
       > Neues aus Neuseeland: Nicht nur am St. Patrick's Day kommenden Montag,
       > lassen es die vielen Iren in Aoeterea ordentlich krachen.
       
   IMG Bild: Kim Dotcom will jetzt in die Politik. Oder so.
       
       Am Montag steht uns der Tag des heiligen Patrizius ins Haus. Oh dear, oh
       Danny boy! Mangels Töchtern schließe ich wohl besser die Hündin weg. St.
       Patrick’s Day, der Nationalfeiertag der Iren, ist weltweit eine
       karnevaleske Ausgeburt an froschgrünen Hüten, Gnomen-Bärten, Kleeblättern
       und Fideln. Diese feucht-folkloristischen Umtriebe kleiner
       Immigranten-Gemeinden konnte man bisher getrost ignorieren. Aber seit dem
       Erdbeben, das letzten Monat sein Dreijähriges feierte, ist das Volk
       komplett iritisiert – also von Iren irritiert. Statt mit all den Paddys
       fröhlich ein Ale zu trinken, schieben wir lieber Panik. „Hibernophobie“
       heißt das korrekt: Angst vor den Auswanderern von der grünen Insel.
       
       Antiirische Stimmung weltweit gibt es schon seit dem Mittelalter, die Iren
       waren stets ein Immigrantenvolk. Hunderte von keltischen Bauarbeitern
       lockte auch der Wiederaufbau Christchurchs. Oft teilen sie sich zu mehreren
       eine Bude. Das stößt Vermietern auf, die Spuren exzessiven Alkoholkonsums
       auf ihrer Auslegware befürchten. Auf der größten Baustelle der südlichen
       Hemisphäre sind die zugereisten Handwerker als harte Arbeiter beliebt, aber
       nach Feierabend vor allem für eines berüchtigt: Spaß, Suff und Sex.
       
       Letztes Jahr kam es nach einem Rugbyspiel zum Eklat. Die irischen Zuschauer
       im AMI-Stadion seien die größten „trouble maker“ gewesen: 5 Verhaftungen,
       16 Rausschmisse und 30 Fans, die wegen ihres Alkpegels erst gar nicht
       reingelassen wurden. Der Polizeikommissar tönte danach öffentlich,
       Christchurchs Iren hätten „große Probleme“ mit Alkohol.
       
       Welch ein Schock, welch ein Affront in Aotearoa, dem Land der konsequenten
       Abstinenz, wo besonders in jungen Jahren das als „binge drinking“ bekannte
       Kampftrinken schärfstens verpönt ist! Kiwis sind auch im Ausland für ihre
       vorbildliche Nüchternheit bekannt. Davon kann man sich besonders beim
       Münchner Oktoberfest, bei den Anzac-Feiern in der Türkei und beim Londoner
       „pub crawl“ am Waitangi Day überzeugen. Oder hat man sie dort immer mit den
       Australiern verwechselt?
       
       Seit dem Rugby-Krawall wehren die Iren sich gegen ihr schlechtes Image.
       Anfangs wurden sie nur mit Klischeesprüchen genervt – „Sag doch mal
       ’fiddle-dee-dee potatoes‘ mit deinem lustigen Akzent, haha!“ – und
       Christchurchs Singlefrauen sind den gut verdienenden und gut gelaunten
       Kerlen trotz oder wegen ihrer Aussprache durchaus zugeneigt. Aber seit
       Monaten hat sich das Stereotyp gewandelt. Das ging so weit, dass ein
       irischer Zimmermann sich an die Behörden wandte, weil er auf seiner
       Arbeitsstelle ständig angepöbelt wurde. Man sprach ihm schließlich 13.000
       Dollar Schmerzensgeld zu.
       
       Geld allein wird jedoch nicht reichen, um die größte Gefahr zu bannen, die
       angeblich von den Söhnen Irlands ausgeht: Geschlechtskrankheiten. Laut
       Gesundheitsamt explodiert gerade die Zahl der irischen Patienten, die wegen
       Chlamydien und Gonorrhö in Behandlung sind. Hilfe! Nächste Woche besser
       nichts Grünes tragen und Beine extra fest zusammen.
       
       12 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anke Richter
       
       ## TAGS
       
   DIR Neuseeland
   DIR Marihuana
   DIR Kim Dotcom
   DIR Sexismus
   DIR Neuseeland
   DIR Neuseeland
   DIR Kim Dotcom
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Die Wahrheit: Kiffer fliegt, Nigella kommt
       
       Neues aus Neuseeland: Der Umgang mit Marihuana ist entspannt. Allerdings
       gilt diese Toleranz nicht unbedingt für unbotmäßige Austauschschüler.
       
   DIR Die Wahrheit: Kims Krampf
       
       Es gibt Neuigkeiten aus Neuseeland: In Aotearoa gerät der deutsche Kim
       Dotcom mit seiner Internet-Partei zunehmend ins Zwielicht.
       
   DIR Die Wahrheit: Safety in Paradise
       
       Neues aus Neuseeland: Wer mit der dort ansässigen Air New Zealand fliegt,
       darf sich auf ganz großes Kino gefasst machen.
       
   DIR Die Wahrheit: Im Netz von Kim dem Großen
       
       Neues aus Neuseeland: Keiner nervt momentan mehr durch mediale All-Präsenz
       in Aotearoa als der gebürtige Kieler Kim Schmitz.
       
   DIR Die Wahrheit: Krawall im Sperrbezirk
       
       Neues aus Neuseeland: Prostitution ist entkriminalisiert im Inselreich.
       Doch was geht ab, wenn der Strich durch ein Erdbeben plattgemacht wurde?
       
   DIR Die Wahrheit: Kim Dotcodotnz
       
       Neues aus Neuseeland: Der dicke deutsche Internet-König Kim Schmitz will
       jetzt sogar eine Partei gründen. Und prompt reißen sich alle um ihn.