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       # taz.de -- Neue Saatgut-Regeln abgelehnt: Zu enge Vorgaben aus Brüssel
       
       > Die EU-Kommission erleidet mit ihrer neuen Saatgut-Zulassung eine
       > Schlappe. Parteiübergreifend fürchten die Europaparlamentarier zu viele
       > Vorgaben aus Brüssel.
       
   IMG Bild: Auch heute schon muss ein Großteil des Saatguts registriert sein
       
       STRASSBURG dpa | Neue europäische Regeln für die Zulassung von Saatgut sind
       im Europaparlament gescheitert. Die Abgeordneten wiesen die Vorschläge der
       EU-Kommission am Dienstag in Straßburg mit einer überwältigenden Mehrheit
       von 650 zu 15 Stimmen zurück.
       
       Die Pläne hätten den EU-Staaten zu wenig Spielraum gelassen, bemängelte der
       Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses, der Sozialist Paolo De Castro
       aus Italien. Kritiker hatten zudem vor bürokratischen Auflagen für seltene
       und alte Sorten gewarnt. Hobbygärtner hätten Einheitssaatgut kaufen müssen.
       
       Die EU-Kommission hatte den Verkauf von Saatgut nach eigenen Angaben
       erleichtern wollen. Sollten die EU-Staaten die Vorschläge ebenfalls
       zurückweisen, seien sie endgültig vom Tisch, erklärte das Europaparlament.
       
       „Eine Zwangsregistrierung hätte viele seltene Saatgutarten bedroht“, teilte
       der CSU-Europaabgeordnete Albert Dess mit. Allerdings müssen bereits heute
       Sorten, die in den Handel gelangen, registriert sein. Dazu müssen die
       Hersteller nachweisen, dass ihre Sorten von anderen unterscheidbar, in sich
       einheitlich und beständig sind.
       
       Der zuständige EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg widersprach den Bedenken
       heftig. „Dieser Vorschlag hat nichts mit dem Gebrauch von Saatgut zu tun,
       ob auf Bauernhöfen oder in privaten Gärten“, sagte er laut Redetext am
       Vortag vor dem Europaparlament. Vielmehr gehe es um die Sicherung von
       Qualität im Handel.
       
       Der Grünen-Europaabgeordnete Martin Häusling zeigte sich nicht überzeugt.
       Auch er befürchtete Einschränkungen für „Landwirte und Kleingärtner“, die
       ihr eigenes Saatgut nutzen wollten. Die EU-Kommission hätte die Regeln bei
       der späteren Detailarbeit am Grundsatzbeschluss noch verschärfen können,
       erläuterte er auf Anfrage. Bisher hätten die EU-Staaten mehr nationalen
       Spielraum beim Saatgut, dieser solle erhalten bleiben.
       
       Der Generalsekretär des Europäischen Saatgutverbandes „European Seed
       Association“, Garlich von Essen, sprach von einer „sehr, sehr starken
       Kampagne“ gegen die Pläne. „Diese Kampagne hat offenkundig dazu geführt,
       dass es völlig falsche Vorstellungen dazu gab, was heute bereits mit
       Saatgut geschieht.“ Er erinnerte daran, dass es bereits Vorschriften für
       die Registrierung von Saatgut gibt.
       
       Doch auch die geltenden Regeln stießen bei Gegnern der Saatgut-Pläne auf
       Widerspruch. So hatten rund 95.000 Menschen eine Internetpetition des
       Netzwerkes „Kampagne für Saatgut-Souveränität“ unterzeichnet.
       
       „Weder das geltende Saatgutrecht noch die bisher informell vorgelegten
       Reform-Entwürfe erfüllen diese Anforderungen. Sie bedrohen die
       Saatgut-Vielfalt und damit das gemeinsame agri-kulturelle Erbe der
       Menschheit“, heißt es in dem Text.
       
       11 Mar 2014
       
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