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       # taz.de -- Outing von Kriminellen durch „Doxing“: Detektivspielen im Internet
       
       > Auch Kriminelle verschleiern im Netz oft ihre Identität. Immer wieder
       > werden sie von Aktivisten enthüllt – mit frei verfügbaren Informationen.
       
   IMG Bild: Im Netz Spuren zu verfolgen, ist nicht ganz einfach.
       
       BERLIN taz | Betreibt Mark S. aus Ostaustralien eine „Racheporno“-Website?
       Bis vor Kurzem konnte man auf der Seite „[1][Whozacunt.com]“ noch die
       Nacktbilder von fremden Menschen begutachten, die sehr wahrscheinlich ohne
       ihre Erlaubnis veröffentlicht wurden. Dann nannte der Jurist und Blogger
       Adam Steinbaugh Mark S. als den mutmaßlichen Betreiber – und die Seite
       wurde vom Netz genommen.
       
       Dass „Whozacunt.com“ offline ist, ist nicht Steinbaughs erster Erfolg. Er
       beschreibt sich selbst als jemanden mit „einer Fähigkeit und zu viel Zeit“,
       der sich eine „Racheporno“-Seite nach der anderen vorknöpft. „Ich finde es
       witzig, Menschen bloßzustellen, die andere auf ziemlich üble Weise
       bloßstellen“, sagt Steinbaugh taz.de.
       
       Steinbaugh wendet dabei eine weitverbreitete aber ambivalente Technik an:
       das Doxing, der Veröffentlichung von Kontaktinformationen (Dokumente, kurz
       Docs oder Dox) über Fremde oder politische Gegner. Anonymous-Aktivisten
       veröffentlichen so Daten über Gegner oder Polizisten, berüchtigt sind auch
       die [2][Jagden auf Tierquäler] aus Onlinevideos – manchmal mit
       [3][verheerenden Auswirkungen für Unbeteiligte] –, und auf
       „Racheporno“-Seiten werden die Nacktbilder von Frauen (und manchen Männern)
       zusammen mit Kontaktdaten veröffentlicht.
       
       Allerdings unterscheiden sich die Methoden der verschiedenen Doxer
       erheblich: Während „Racheporno“-Sitebetreiber ihre Daten oft stehlen, gehen
       Aktivisten wie Steinbaugh deutlich vorsichtiger vor. „Meistens weiß ich
       schon innerhalb von 30 Minuten, wer hinter einer Seite stecken könnte“,
       sagt Steinbaugh. „Aber dann dauert es Monate, bis ich alles so abgesichert
       habe, dass ich sie konfrontieren kann.“
       
       ## Spurensuche durch das Netz
       
       In diesen Monaten analysiert er die Pseudonyme, Serveradressen und anonyme
       Mailkonten, verfolgt vage Spuren durchs Netz, bis diese einen Hinweis auf
       die wahre Identität des Gesuchten preisgeben. Die Informationen sind meist
       frei zugänglich im Netz zu finden. Die Anmelder einer Website können zwar
       über [4][„Whois“-Dienste] abgerufen werden, sind aber oft durch
       Registrierungsfirmen verschleiert. Pseudonyme werden in Foren nachverfolgt,
       um zu sehen, ob die Person da Informationen preisgegeben haben. Oft führt
       eine Information zur nächsten.
       
       So beispielsweise bei Mark S.: Seine Whois-Einträge verwiesen auf bestimmte
       Pseudonyme, mit denen auch andere Websites angemeldet worden waren. Mit
       einem dieser Pseudonyme postete S. eine Mailadresse, die er wiederum auch
       für seine Webdesign-Firma nutzte. So kamen Psaudonym und der echte Name des
       Webdesigners zusammen.
       
       Ähnlich geht auch der Sicherheitsforscher Brian Krebs vor, der so
       regelmäßig [5][Hacker identifiziert]. Auch er nutzt Whois-Einträge, wertet
       Hackerforen aus und sucht inzwischen abgemeldete Websites über [6][den
       Dienst Archive.org] ab. In [7][einer Grafik] stellte er im Dezember 2013
       den komplexen Weg zwischen Pseudonym und tatsächlichem Namen eines Hackers
       dar.
       
       ## „Nicht die Hellsten“
       
       Die Gesuchten geben sich häufig kaum Mühe dabei, ihre Identität zu
       verbergen. „Ich bin eher überrascht, wenn es einem mal gelingt, seine
       Identität geheim zu halten“, sagt Steinbaugh. „Die Betreiber von
       Racheporno-Seiten sind meistens nicht die Hellsten.“ Er [8][verweist auf
       einen Mann], der die Racheporno-Seite sowie eine Website für seine Mutter
       auf demselben Server und mit derselben Kreditkarte betrieb.
       
       Bei Mark S. gibt es noch ein wenig Restrisiko: Auf eine Anfrage von taz.de
       schreibt er, ein ehemaliger Geschäftspartner habe ihm vor drei Jahren die
       digitale Identität geklaut und die Ehefrau ausgespannt und agiere seitdem
       in seinem Namen. Steinbaugh will den Anschuldigungen nachgehen, ist aber
       noch nicht überzeugt, denn kurz nachdem sein Blogeintrag öffentlich wurde,
       ging „Whozacunt.com“ offline und die Daten, die auf Mark S. hinwiesen,
       wurden aus dem Netz gelöscht.
       
       12 Mar 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://whozacunt.com/
   DIR [2] /!58081/
   DIR [3] http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen/tierquaeler-video-drohungen-gegen-maedchen-weltweit-am-pranger-1.995844
   DIR [4] http://de.wikipedia.org/wiki/Whois
   DIR [5] http://krebsonsecurity.com/2013/12/whos-selling-credit-cards-from-target/
   DIR [6] http://archive.org/web/
   DIR [7] http://krebsonsecurity.com/wp-content/uploads/2013/12/resc-mm.png
   DIR [8] http://adamsteinbaugh.com/2013/02/11/meet-hunter-taylor-reportedly-behind-revenge-porn-site-texxxa/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lalon Sander
       
       ## TAGS
       
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