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       # taz.de -- Eine Chefin für den Bundesgerichtshof: Nachfolgerin dringend gesucht
       
       > Justizminister Heiko Maas (SPD) will Frauen fördern. Nun könnte er dem
       > Bundesgerichtshof eine Präsidentin verschaffen. Findet er eine
       > Kandidatin?
       
   IMG Bild: Der letzte einer Männer-Dynastie? Der frühere BGH-Präsident Klaus Tolksdorf.
       
       KARLSRUHE taz | Sechs Jahrzehnte lang stand an der Spitze des
       Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe, dem höchsten Straf- und Zivilgericht
       der Bundesrepublik, stets nur ein Mann. Das dürfte sich nun ändern – wenn
       Justizminister Heiko Maas (SPD) eine passende Frau findet.
       
       Schon Ende Januar ging BGH-Präsident Klaus Tolksdorf in den Ruhestand. Das
       Ende seiner Amtszeit kam nicht überraschend. Aber die sich neu bildende
       Bundesregierung war noch nicht handlungsfähig: Der Posten blieb vakant.
       Jetzt muss es also schnell gehen.
       
       Zufälligerweise ist auch das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig seit
       Anfang Februar kopflos. Dort ging die bisherige Präsidentin Marion
       Eckertz-Höfer in Rente. Aus Sicht der Großen Koalition bietet es sich
       deshalb an, die beiden hohen Justizämter im Paket zu besetzen. Über die
       Personalauswahl verhandeln nun Justizminister Heiko Maas für die SPD und
       Helmut Brandt, Justiziar der Unions-Fraktion.
       
       Heikel ist vor allem der Präsidentenstuhl am Bundesgerichtshof. Das
       Gericht, dem 129 Richter in 17 Senaten angehören, ist noch mitgenommen von
       dem jahrelangen Konflikt um die Beförderung des Richters Thomas Fischer zum
       Vorsitzenden des 2. Strafsenats. Tolksdorf wollte den Aufstieg verhindern,
       weil er Fischer für zu dominant hielt, konnte sich am Ende aber nicht
       durchsetzen. Als BGH-Spitze wird nun nach Möglichkeit jemand von außen
       gesucht, der die entstandenen Lager wieder zusammenbringt.
       
       ## Auch Leipzig ohne Spitze
       
       Und: Es wird nach einer Frau Ausschau gehalten. Seit Einrichtung des BGH im
       Jahr 1950 gab es nur männliche Präsidenten. Zugleich tritt mit
       Eckertz-Höfer am Bundesverwaltungsgericht eine Frau ab, die aller
       Voraussicht nach durch einen Mann, den bisherigen Vizepräsidenten Klaus
       Rennert, ersetzt wird. Maas hat das Thema Gleichstellung ohnehin zu einem
       seiner Schwerpunkte erklärt. Und er hat auch den ersten Zugriff, weil
       Rennert als Konservativer gilt.
       
       Doch wer könnte es werden? Renommée und Erfahrung sprechen für eine der
       Präsidentinnen der Oberlandesgerichte. Vom Alter und von der politischen
       Richtung her kommen Karen Buse (OLG Bremen) und Uta Fölster (OLG Schleswig)
       infrage. Fölster hätte mit ihrer fulminanten Herzlichkeit den BGH sicher im
       Handstreich befriedet, sie will aber partout in Schleswig bleiben.
       
       Der Deutsche Juristinnenbund setzt sich sehr für eine weibliche BGH-Spitze
       ein. Er empfiehlt, auch in Justizministerien, bei den Staatssekretärinnen
       und Amtschefinnen, zu schauen. Viele linke Frauen in diesen Ämtern haben
       aber kaum oder keine richterliche Erfahrung. Eine Ausnahme: Bettina
       Limperg, Amtschefin im Stuttgarter Ministerium, hat immerhin schon das
       Amtsgericht Waiblingen geleitet.
       
       Falls Maas keine passende Frau für die BGH-Spitze findet, hat die Union, so
       hört man, eigene Vorschläge parat. Es könne ja auch ein Mann werden: etwa
       der Präsident des OLG Nürnberg, Peter Küspert.
       
       12 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Rath
       
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