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       # taz.de -- Vermisstes malaysisches Flugzeug: Motorversagen oder Explosion?
       
       > Die Suche nach der Boeing 777 im Südchinesischen Meer geht weiter. Die
       > Behörden prüfen mehrere offenbar falsche Identitäten von Fluggästen.
       
   IMG Bild: Ein Jet in Kuala Lumpur. Hier startete auch das vermisste Flugzeug.
       
       BANGKOK/PEKING taz | Sollte die Maschine der Fluggesellschaft Malaysia
       Airlines abgestürzt sein, wäre es eines der schwersten Flugzeugunglücke der
       letzten Jahrzehnte. Mysteriös ist deren Verschwinden allemal, auch ein
       möglicher terroristischer Hintergrund wird nicht ausgeschlossen.
       
       Während am Sonntag eine internationale Flotte aus Flugzeugen und Schiffen
       die Gewässer zwischen Vietnam und Malaysia durchkämmte, bat Malaysia
       ausländische Geheimdienste und Beamte der US-Behörde FBI um Hilfe. Es ging
       vor allem darum, die Passagierliste zu überprüfen. „Wir untersuchen alle
       Möglichkeiten“, so Malaysias Transportminister Hishammuddin Hussein. Vier
       Reisende mit zwielichtigen Identitäten sollen sich an Bord befunden haben.
       „Aber wir nehmen die ganze Passagierliste ins Visier“, so Hussein.
       
       Zwei der in der Maschine vermuteten Staatsangehörigen von Italien und
       Österreich hatten den Flug gar nicht angetreten. Ihre Pässe hatten die
       beiden Europäer innerhalb der letzten zwei Jahre in Thailand als gestohlen
       gemeldet. Wie der CNN berichtete, waren zwei Unbekannte mit den
       europäischen Pässen an Bord gegangen; sie hätten ihre Tickets offenbar
       gemeinsam gekauft und in der Thai-Währung Baht bezahlt. Allerdings bleibt
       unklar, warum es den beiden Reisenden möglich war, mit gestohlenen Pässen
       ein Visum für China zu erhalten und ungehindert die Flughafenkontrolle zu
       passieren. Zumal Interpol erklärt hat, dass die gestohlenen Pässe bei der
       internationalen Polizeibehörde registriert seien.
       
       Die Boeing 777 war am Samstag gegen 0.41 Uhr Ortszeit von Kuala Lumpur aus
       in Richtung Peking gestartet. An Bord befanden sich 239 Menschen, darunter
       über 150 Chinesen sowie Passagiere aus Malaysia, Indonesien, Indien,
       Australien, Frankreich, USA, Ukraine, Neuseeland, Kanada, Russland, Taiwan
       und den Niederlanden. Zwei Stunden nach dem Start brachen Radar- und
       Funkkontakt aus ungeklärten Gründen ab. Das Wetter war gut, die Maschine
       wurde von erfahrenen Piloten gesteuert. Zwar war das verschollene Flugzeug
       laut Malaysian Airlines 2012 in Schanghai in einen Unfall auf dem Rollfeld
       verwickelt. Aber der Schaden sei repariert worden.
       
       ## Ölspuren auf dem Meer
       
       Einige Experten erklärten, dass es an Bord möglicherweise eine Explosion
       gegeben hat oder die Motoren versagt haben könnten. Vietnamesische
       Überwachungsflugzeuge hatten bereits am Samstag Ölspuren auf dem Meer
       entdeckt, aber keine Wrackteile gesichtet. Malaysias Luftwaffenchef Rodzali
       Daud mutmaßte, die Maschine sei möglicherweise umgekehrt. Dem widersprach
       Malaysia Airlines: Der Pilot hätte die Luftaufsicht informiert, auch hätte
       das Bordsystem Alarm ausgelöst.
       
       Auf dem Flughafen in Peking war die Empörung am Samstagabend spürbar.
       „Wieso wurden die wartenden Angehörigen erst viele Stunden später
       informiert“, empört sich ein Reporter bei der Pressekonferenz der Malaysian
       Airlines am Sonntag. Ein anderer will wissen, wieso zwei Passagiere mit
       zwei gestohlenen Pässen die Maschine besteigen konnten. Ein dritter beklagt
       sich über die Betreuung der Angehörigen. „Warum wurde ihnen beim langen
       bangen Warten nicht einmal Wasser angeboten?“
       
       Bislang gibt es weder ein Bekennerschreiben noch sonstige Hinweise auf
       einen politisch motivierten Anschlag. Die chinesischen Behörden halten auch
       eine Entführung für unwahrscheinlich. „Das wäre sofort aufgefallen“, so ein
       Vertreter. Nicht zuletzt aufgrund der diversen Inselstreitigkeiten im
       Südchinesischen Meer gilt das Gewässer derzeit als gut überwacht.
       
       Obwohl der Funkkontakt bereits eine Stunde nach dem Start verloren gegangen
       war, wurden die wartenden Menschen in Peking auch sechs Stunden später
       nicht über den Verbleib informiert. Zur erwarteten Ankunftszeit um 6.30 Uhr
       zeigte die Anzeigetafel im Pekinger Flughafen zunächst „verspätet“ an,
       später dann, dass der Flug „gestrichen“ sei. „Wir wurden völlig im
       Ungewissen gelassen“, klagt ein Vater, der seine Frau und Tochter vom
       Flughafen abholen wollte. Eine 72-jährige Mutter, die wahrscheinlich ihre
       Tochter mitsamt Schwiegersohn und siebenjährigen Enkel verloren hat,
       spricht tränenüberströmt von „Verzweiflung und Hilflosigkeit“.
       
       9 Mar 2014
       
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