# taz.de -- Historischer Konflikt um die Krim: Seit Jahrhunderten umstritten
> Die Mehrheit auf der Krim will eine Annäherung an Russland, die Tataren
> wollen nach Europa. Dieser Konflikt ist über Jahrhunderte gewachsen.
IMG Bild: Krimtataren demonstrieren am Mittwoch in Simferopol.
BERLIN taz | Die Halbinsel Krim im Südosten der Ukraine ist politisch
gespalten. Die russische Mehrheit der rund 2 Millionen Einwohner lehnt die
neue proeuropäisch ausgerichtete Regierung in Kiew ab. Die Krimtataren, die
mit knapp 300.000 Einwohnern 13 bis 16 Prozent der Bevölkerung auf der Krim
ausmachen, befürworten dagegen den Euromaidan.
Das ist nicht verwunderlich: Das Minderheitenvolk wurde im Zweiten
Weltkrieg der Kollaboration mit Nazideutschland bezichtigt und auf Befehl
von Sowjetführer Stalin nach Zentralasien deportiert. Dabei kam rund die
Hälfte der Tataren ums Leben. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion durften
sie in ihre alte Heimat zurückkehren.
Seitdem gibt immer wieder Konflikte zwischen den muslimischen Krimtataren
und der russisch-orthodoxen Bevölkerung. Bei Demonstrationen vor dem
Parlament der Hauptstadt Simferopol am Mittwoch kam es zu Zusammenstößen
von Krimtataren und Russen, bei denen zwei Menschen ums Leben gekommen und
mindestens 30 verletzt worden sind.
Die Krim war schon immer ein Zankapfel zwischen Kiew und Moskau. 1774
geriet die Halbinsel unter Zarin Katharina der Großen in das Einflussgebiet
des Russischen Reichs. Zuvor war die Krim Teil des Osmanischen Reichs
gewesen. Zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die Krim den
Status einer Provinz der Russischen Sozialistischen Föderativen
Sowjetrepublik innerhalb der Sowjetunion.
## Zentrum des Islam
Vor 60 Jahren übergab der damalige sowjetische Staatschef Nikita
Chruschtschow die Krim der Ukraine und machte sich damit selbst ein
Geschenk – Chruschtschow ist gebürtiger Ukrainer. Berühmt ist die Krim auch
für die Jalta-Konferenz, bei der sich im Februar 1945 die alliierten
Staatschefs Franklin D. Roosevelt (USA), Winston Churchill (UK) und Josef
Stalin (UdSSR) in der Stadt am schwarzen Meer trafen, um über das Schicksal
Nazideutschlands zu entscheiden.
Heute ist die Krim eine autonome Republik im Osten der Ukraine. Die
russischen 60 Prozent der Bevölkerung fühlen sich immer noch stark
verbunden mit Moskau. Ukrainer machen nur rund ein Viertel der Bevölkerung
aus. Die Krim ist die Region mit den meisten russischstämmigen Einwohnern,
gleichzeitig aber auch Zentrum des Islam in der Region.
Russland hat nach wie vor großen Einfluss auf die Krim. Die Hafenstadt
Sewastopol, mit knapp 380.00 Einwohnern die größte Stadt der Halbinsel,
genießt einen Sonderstatus in der Ukraine: Hier hat die russische
Schwarzmeerflotte ihren Stützpunkt. Expräsident Wiktor Janukowitsch hatte
2010 mit Moskau ausgehandelt, dass Schiffe der russischen Marine noch bis
2042 den Hafen von Sewastopol nutzen dürfen.
Russische Behörden und Organisationen dominieren außerdem im Alltag. Neben
der russischen Schwarzmeerflotte legen auch Schiffe der ukrainischen Marine
im Hafen an. Käme es zu einer militärischen Konfrontation, dann stünden
sich auf der Krim auf beiden Seiten knapp 16.000 Marinesoldaten gegenüber.
28 Feb 2014
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DIR Ljuba Naminova
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