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       # taz.de -- Kommentar Doppelpass-Kompromiss: Murks aus Berlin
       
       > Die Union gönnt der SPD beim Doppelpass keinen Erfolg, und die SPD-Spitze
       > hat das Kleingedruckte übersehen. Ausbaden müssen das aber andere.
       
   IMG Bild: Müssen jetzt ihrer Partei erklären, wo es lang geht: SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi und Parteichef Sigmar Gabriel.
       
       Es ist zum Mäusemelken. Eigentlich haben sich SPD und Union in ihrem
       Koalitionsvertrag darauf geeinigt, den sogenannten Optionszwang
       abzuschaffen: In Deutschland geborene Einwandererkinder sollen sich künftig
       nicht mehr zwischen der deutschen Staatsbürgerschaft und der ihrer Eltern
       entscheiden müssen, sondern beide Pässe behalten dürfen. So steht es im
       Papier. Schon das war nur ein halber Erfolg für die SPD, der es am liebsten
       gewesen wäre, die Mehrstaatlichkeit für alle zu ermöglichen.
       
       Doch die Union gönnt der SPD noch nicht einmal diesen halben Erfolg. Sie
       pocht nun auf das Kleingedruckte, in diesem Fall auf das Wort
       „aufgewachsen“. Innenminister de Maizière will, dass Jugendliche künftig
       durch ein Schulzeugnis oder Ähnliches nachweisen müssen, dass sie
       hierzulande nicht nur geboren, sondern auch aufgewachsen sind, um ihr Recht
       auf einen Doppelpass zu bekommen.
       
       Das ist bürokratischer Unsinn, der nur der Gesichtswahrung dient. Denn um
       den Eindruck zu vermeiden, dass sie beim Doppelpass eingeknickt und auf dem
       Rückzug sind, kämpfen Teile der Union jetzt um jeden Zentimeter. Das ist
       kleinlich und schäbig und geht auf Kosten der betroffenen Jugendlichen.
       
       Die SPD-Spitze aber macht auch keine gute Figur: Sie muss sich vorwerfen
       lassen, zu viel versprochen und schlampig gearbeitet zu haben. Mehrfach hat
       SPD-Chef Gabriel verkündet, ohne die doppelte Staatsbürgerschaft werde er
       keinem Koalitionsvertrag zustimmen. Aber am Ende hat er offenbar nicht mehr
       so genau hingeschaut, was er da unterschrieben hat. Nun muss er versuchen,
       den Unmut in seiner Partei zu dämpfen.
       
       Auf der Strecke bleiben die betroffenen Jugendlichen, die weiter auf eine
       klare Neuregelung des Staatsbürgerrechts warten müssen. Und die
       Verwaltungsbehörden, die diesen Murks aus Berlin ausbaden müssen.
       
       27 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bax
       
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