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       # taz.de -- Europas größter Versicherer: Allianz verwöhnt Aktionäre
       
       > Der Versicherungskonzern erhöht die Dividende auf Kosten der Kunden.
       > Traditionell setzt das Unternehmen auf seine weltweite Vertriebskraft.
       
   IMG Bild: Große Gewinnspanne: Allianz-Chef Michael Diekmann präsentiert in München die Zahlen.
       
       HAMBURG taz | Europas größter Versicherungskonzern machte im vergangenen
       Jahr so viel Gewinn wie seit Beginn der Finanzkrise nicht. Mit 10,1
       Milliarden Euro legte der operative Gewinn vor Steuern um 8 Prozent zu,
       teilte die Allianz auf ihrer Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in München
       mit. Möglich machten dies höhere Preise und niedrigere Renditen für
       Versicherte. Besser weg kommen die Aktionäre: Ihre Dividende soll sogar um
       18 Prozent auf 5,30 Euro pro Aktie steigen. Im laufenden Jahr will
       Vorstandsvorsitzender Michael Diekmann das Niveau in etwa halten.
       
       Dabei hatten Naturkatastrophen die Allianz 1,2 Milliarden Euro gekostet.
       Doch sie steckte die Belastungen außergewöhnlich gut weg – auch auf Kosten
       der Kunden. Die mussten nämlich höhere Preise in der Schaden- und
       Unfallversicherung zahlen und erhielten in der Rentenversicherung eine
       geringe Verzinsung. In den gängigen Verbrauchertests taucht die Allianz
       ohnehin selten in einer Spitzenposition auf.
       
       Traditionell setzt der wohl kapitalstärkste Versicherungskonzern weltweit
       auf seine Vertriebskraft in über 70 Ländern, die ihm in Deutschland
       regelmäßig einen Marktanteil von einem Fünftel sichert, weit ab vor jeder
       Konkurrenz. Das Werbeversprechen an die Kundschaft sind nicht Superrenditen
       – die bieten eher Direktversicherer und Versicherungsvereine auf
       Gegenseitigkeit mit niedrigeren Kosten –, sondern Solidität.
       
       ## Globale Expansion und Kooperation
       
       Diekmann verspricht, die Sicherheitsanforderungen der EU-Aufsicht „Solvency
       II“ bereits vorzeitig 2016 zu erfüllen. Dazu müssen Milliardengewinne statt
       an die Kunden in das Eigenkapital fließen. Der G-20-Finanzstabilitätsrat
       hat die Allianz als „global systemrelevant“ eingestuft, eine Pleite könnte
       das Weltfinanzsystem erschüttern. So verwaltet allein die
       US-Fondsgesellschaft Pimco ein Vermögen von umgerechnet 1,4 Billionen Euro,
       was etwa dem Bruttoinlandsprodukt Englands entspricht – und ist eine der
       wichtigsten Stützen im Allianz-Konzern. Trotz der allgemeinen
       Niedrigstzinsphase, auf die kleinere Versicherer mit dem Streichen von
       Arbeitsplätzen reagieren, legte die Allianz-Vermögenssparte ein
       Rekordergebnis hin.
       
       Milliarden fließen auch in die weitere globale Expansion. Das bisherige
       IT-Netz mit 140 Rechenzentren wird vom amerikanischen Computerriesen IBM in
       sechs Zentren zusammengefasst. Der Autokonzern Ford wurde als
       Vertriebspartner für Europa gewonnen, und mit dem italienischen
       Platzhirschen Unipol laufen „exklusive Verhandlungen“, so Diekmann.
       
       Für die Allianz sind dies „ergänzende Transaktionen“ in Regionen, in denen
       die Allianz ohnehin stark ist. Diekmanns Fokus liegt aber auf einem Ausbau
       des Vertriebs in Wachstumsregionen, und das sind vor allem Schwellenländer.
       So kaufte der Konzern 2013 die Yapi Kredi Sigorta, die Nummer eins der
       Versicherungen in der Türkei. Mit der britisch-asiatischen Großbank HSBC
       schloss man eine Vertriebsvereinbarung für Asien: „Allianz-versichert“ –
       das geht in Indien, Ägypten oder Kamerun schon ab einer Prämie von 60
       Euro-Cent pro Woche.
       
       27 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hermannus Pfeiffer
       
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