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       # taz.de -- Reform des Staatsbürgerschaftsrechts: Koalitionsstreit um Doppelpass
       
       > Drei rot-grün-regierte Bundesländer wollen die Regelung zur doppelten
       > Staatsbürgerschaft erleichtern. Die CDU zürnt – und auch die SPD-Spitze
       > ist dagegen.
       
   IMG Bild: Doppelte Staatsbürgerschaft: Drei Bundesländer fordern Erleichterung
       
       BERLIN rtr/dpa/afp | Der Vorstoß von drei rot-grün regierten Bundesländern
       für eine freizügige Doppelpass-Regelung stößt bei der Union auf heftigen
       Widerstand. „Ich erwarte von der SPD, dass sie koalitionstreu ist und dass
       wir das umsetzen, was wir gemeinsam vereinbart haben“, sagte der
       CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach am Donnerstag der Nachrichtenagentur
       Reuters in Berlin.
       
       Bosbach betonte, während die CDU die doppelte Staatsbürgerschaft ganz
       vermeiden wolle, wolle die SPD diese komplett einführen. Nach langen
       Verhandlungen sei im Koalitionsvertrag schließlich vereinbart worden, dass
       die doppelte Staatsangehörigkeit für all diejenigen möglich sei, „wo wir
       von einer gelungenen Integration in Deutschland ausgehen können“.
       
       Kriterien dafür müssten der Aufenthalt in Deutschland sein wie auch der
       regelmäßige Schulbesuch. Beides lasse sich leicht nachweisen. „Das sind
       keine unüberwindlichen Hindernisse“, sagte der Vorsitzende des
       Innenausschusses. Kritische Äußerungen zu den entsprechenden Plänen von
       Innenminister Thomas de Maiziere könne er nicht nachvollziehen.
       
       Bislang müssen sich Kinder von Zuwanderern in Deutschland vom 18. bis zum
       23. Lebensjahr zwischen der Staatsangehörigkeit der Eltern und der
       deutschen entscheiden. Die Länder Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und
       Schleswig-Holstein wollen diese Optionspflicht komplett abschaffen und
       haben dazu einen Gesetzentwurf für den Bundesrat vorgelegt. Auch die CSU
       hatte die SPD deswegen vor dem Bruch des Koalitionsvertrags gewarnt.
       
       ## SPD-Spitze und rot-grüne Länder uneins
       
       Dagegen verteidigte der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Torsten
       Albig (SPD), den Vorstoß. Sein Bundesland setze sich gemeinsam mit
       Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg für ein neues und modernes
       Staatsbürgerschaftsrecht ein, sagte Albig der Düsseldorfer Rheinischen
       Post. Die Integration ausländischer Mitbürger habe „hohe Priorität“.
       
       Es gebe „keinen vernünftigen Grund, die so genannte Optionsregelung zu
       halten und allenfalls durch bürokratische Ausnahmeregelungen aufzuweichen“.
       Auch die Grünen bekräftigten ihre Forderung nach einem Verzicht auf die
       Optionspflicht. Sie „muss weg, ersatzlos und vollständig“, erklärte der
       innenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Volker Beck.
       
       Die SPD-Spitze fordert anders als drei von SPD und Grünen regierte Länder
       keine über den Koalitionsvertrag hinausgehende Reform bei der doppelten
       Staatsbürgerschaft. Die mit der Union vereinbarte Regelung sei ein
       wichtiger Meilenstein in der Integrationspolitik, sagte Generalsekretärin
       Yasmin Fahimi am Donnerstag in Berlin. „Die Grundlage dazu für die
       Bundesebene ist der Koalitionsvertrag.“
       
       27 Feb 2014
       
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