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       # taz.de -- Sotschi 2014 – Eishockey: Silbermedaille auf Ebay
       
       > In Schweden grämt man sich über die Finalniederlage gegen Kanada. Der
       > Dopingbefund von Stürmer Nicklas Bäckström macht's nicht besser.
       
   IMG Bild: Schwedens Kapitän Niklas Kronwall grämt sich nach der Niederlage.
       
       BERLIN taz | Für die Stockholmer Tageszeitung Dagens Nyheter sollte es der
       „größte Sieg aller Zeiten“ werden. Entsprechend niedergeschlagen war die
       Stimmung, nachdem Schwedens Tre Kronors den Kanadiern mit 0:3 unterlagen.
       Dabei war es nicht nur das ernüchternde Ergebnis, sondern vor allem der
       Spielverlauf, der den sich als Eishockeynation begreifenden Schweden die
       Laune gründlich vermieste.
       
       Zu eindeutig und chancenlos verlor man gegen den neuen und alten
       Olympiasieger. Die Vorentscheidung war bereits mit dem 0:2 nach 36 Minuten
       gefallen, als Kanadas Superstar Sidney Crosby nach schöner Körpertäuschung
       den Puck vorbei an Goalie Henrik Lundqvist ins Tor bugsierte. Hernach
       schien niemand mehr im schwedischen Team daran zu glauben, den zwei
       Olympiasiegen von 1994 und 2006 einen dritten folgen zu lassen.
       
       Schwedens Verteidiger Erik Karlsson jedenfalls war bedient. Auf die Frage
       eines amerikanischen NBC-Reporters, was ihm die Silbermedaille wert sei,
       antwortete er halb ernst, halb im Scherz: „Das werden Sie sehen, wenn ich
       sie auf eBay stelle.“ Den 23-Jährigen von den Ottawa Senators konnte es
       noch nicht einmal trösten, dass er vollkommen zu Recht zum besten
       Verteidiger des Turniers gewählt wurde.
       
       Es wird also noch ein bisschen dauern, bis sich die Blau-Gelben damit
       abfinden, doch ein sehr passables Turnier gespielt zu haben. Drei
       Vorrundensiegen über Tschechien, die Schweiz und Lettland folgten der
       überragende 5:0-Erfolg im Viertelfinale gegen Slowenien und ein
       dramatisch-hochklassiges 2:1 im Halbfinale über Finnland.
       
       Aufs Gemüt drückte den Schweden auch der positive Dopingbefund von Stürmer
       Nicklas Bäckström wegen eines Allergiemittels, das er seit Jahren einnimmt,
       weil es in der NHL, der nordamerikanischen Profiliga, nicht verboten ist.
       Für den Chefmediziner des Eishockey-Weltverbandes Mark Aubry war Bäckström
       dann auch „ein unschuldiges Opfer unglücklicher Umstände“. Im Finale durfte
       der Center der Washington Capitals trotzdem nicht mitspielen, was Teamchef
       Tommy Boustedt zu der Aussage hinreißen ließ, das IOC habe „einen der
       größten Tage in der Geschichte des schwedischen Eishockeys zerstört“.
       
       Als einer der überragenden Spieler des Halbfinals hätte Bäckström womöglich
       entscheidende Impulse geben können, die dem Team am Sonntag fehlten. Er ist
       ein Typ wie Zlatan Ibrahimovic, der mit der nötigen Siegesgewissheit
       vorangegangen wäre. Als Entschuldigung für die Niederlage wollte dennoch
       keiner, der auf dem Eis gestanden hatte, das Fehlen des Mitspielers
       verstanden wissen. Trotz der Enttäuschung, als unfaire Verlierer gab sich
       das Team Sverige nicht.
       
       „Natürlich ist es etwas, das uns im Rückblick stolz machen wird, aber es
       wird seine Zeit brauchen, bis ich das reflektieren kann“, fügte Erik
       Karlsson dann doch ein versöhnliches Resümee des olympischen Turniers
       hinzu. Das Leben wird schon wieder seinen gewohnten Gang gehen zwischen
       Malmö und Lappland, auch wenn dies gerade schwer vorstellbar ist.
       
       24 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
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