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       # taz.de -- Sotschi 2014 – die Abschlussfeier: Wie die Schneekönige
       
       > Die Abschlussfeier verläuft ohne Pannen. Auch die russischen Athleten
       > erbrachten am Ende die geforderten Erfolge. Die Inszenierung ist perfekt
       > und erinnert an früher.
       
   IMG Bild: Die Russen nehmen sich selbst auf die Schippe.
       
       Der Wettkampf des Abends: Aufwändig, patriotistisch, gleichgeschaltet – die
       Abschlussveranstaltung der Olympischen Spiele gleicht einer Inszenierung
       aus den besten Sowjetzeiten. Ein Kinderchor singt die Nationalhymne, die
       auch schon die Hymne der UdSSR war. Diese hat Präsident Putin im Jahr 2000
       wieder eingeführt.
       
       Als die drei [1][russischen 50-Kilometer-Langläufer] ihre Medaille abholen,
       halten sie sich die Hand aufs Herz. Russland führt [2][den
       Medaillenspiegel] an, auch wenn das große Ziel, das Eishockey-Gold der
       Männer, [3][nicht erreicht wurde]. Aber auch das Publikum muss Teil des
       Patriotismus werden. Die Besucher der Abschlussveranstaltung haben
       leuchtende Medaillen um den Hals, die den Zuschauerraum in eine blinkende
       Russlandfahne verwandeln. Auch den leeren Sitzplätzen wurde einfach eine
       Medaillie umgehängt. Und wie schon 1980 [4][bei den Spielen in Moskau]
       pustet das Bärenmaskottchen das olympische Feuer aus.
       
       Die AthletIn des Abends: Präsident Wladimir Putin, natürlich. Doch dieser
       wirkt als einziger nicht besonders angeregt. Der große Herrscher hat
       [5][wohl gerade andere Probleme].
       
       Das Drama des Abends: Berühmt ist er geworden, [6][der fünfte olympische
       Ring], der sich bei der [7][Eröffnungsfeier nicht öffnete]. Auch bei der
       Abschlussfeier in Sotschi blieb der Ring, der diesmal von 700 Tänzern
       dargestellt wurde, geschlossen.
       
       Russland nahm sich selbst auf die Schippe und missachtete dabei seine
       eigene Bevölkerung, denn die haben die Panne der Eröffnungsfeier gar nicht
       gesehen. Dort liefen beide Shows mit Verzögerung. Die Szene wurde durch
       eine andere Aufnahme ausgetauscht. Auf der Abschlussfeier blieb der Ring
       nur eine Zeit lang geschlossen, er öffnete sich nach wenigen Sekunden.
       
       Weitere Entscheidungen (Medaillen): 
       
       Die Musik: Die Abschlussfeier war grausig. Die Veranstaltung, die ansonsten
       sehr staatstragend daherkam, erinnerte beim Einlauf der Athleten eher an
       Après-Ski. Jemand hat die Bravo Hits 13 eingelegt und Europop aus den 90ern
       und frühen 00er Jahren gespielt. Für Partyfotos haben die Sportler ihre
       Smartphones und Tablett-PCs gezückt und filmten die Veranstaltung mit. 
       
       Weitere Wettkämpfe: 
       
       Die Performance (in Stichwörtern): Bunte Salzstangen hängen von der Decke.
       Feuerwerk. Eine kitschige Show zu Ehren der russischen Hochkultur. Die
       Platzanweiser tragen goldene Umhänge, sektenmäßig. Kindersingen. Es muss
       kalt sein. Alle tragen Winterjacken, Mützen, Handschuhe. Popcornwolken.
       Zirkus. Thomas Bach hält sich nicht an das Protokol. Er schwänkt die Fahne
       sieben Mal. Papier flattert über die Bühne, da weiß man, wofür die
       abgeholzten Wälder genutzt wurden.
       
       Die Performance (in einem Satz): ein müder Abklatsch des „Polarexpress“.
       
       Proteste an der Strecke: Die russische Polizei hat am Sonntag in St.
       Petersburg vier Aktivisten festgenommen, die aus Solidarität mit den
       Demonstranten in der Ukraine auf einer Brücke der Stadt Autoreifen in Brand
       gesetzt hatten. Bei der Protestaktion schlugen Mitglieder der Gruppe auf
       Metallplatten und schwenkten ukrainische Flaggen.
       
       „Vier Menschen wurden wegen Rowdytums nahe einer Kirche festgenommen“,
       sagte ein Polizeisprecher. Unter den Aktivisten war auch der Eventkünstler
       Pjotr Pawlenski, der schon mehrfach mit schmerzhaften Performances für
       Aufmerksamkeit gesorgt hat. Die Gruppe erklärte, sie habe mit ihrer
       „Freiheit“ getauften Aktion an die Proteste auf dem Unabhängigkeitsplatz in
       Kiew erinnern wollen. Anders als die monatelangen Demonstrationen in der
       ukrainischen Hauptstadt war das Happening in St. Petersburg nach zwanzig
       Minuten vorüber.
       
       Auch in der bulgarischen Hauptstadt Sofia zeigten Aktivisten ihre Sympathie
       mit den Ereignissen in der Ukraine. Ein Denkmal für die Sowjetarmee wurde
       über Nacht mit einer ukrainischen Flagge geschmückt, daneben stand: „Ehre
       der Ukraine.“ Die Statue eines Rotarmisten aus der Zeit des Zweiten
       Weltkrieges wurde blau und gelb angemalt, auf den Sockel hatten Unbekannte
       das Wort „Caputin“ geschrieben – eine offenkundige Verunglimpfung des
       russischen Präsidenten Wladimir Putin (afp)
       
       23 Feb 2014
       
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