# taz.de -- Überwachung durch US-Geheimdienst: „Was soll ich denken?“
> Statt der Kanzlerin soll die NSA jetzt vermehrt ihr Umfeld abhören, etwa
> Thomas de Maiziére. Daraus soll hervorgehen, wie eng das Verhältnis der
> beiden ist.
IMG Bild: Telefoniert viel mit der Kanzlerin, die NSA hört mit: Bundesinnenminister Thomas de Maiziére
BERLIN afp | Anstelle von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) belauschen
US-Geheimdienste nach einem Bericht der Bild am Sonntag verstärkt das
Umfeld der deutschen Regierungschefin. „Wir haben die Order, keinerlei
Informationsverluste zuzulassen, nachdem die Kommunikation der Kanzlerin
nicht mehr direkt überwacht werden darf“, zitierte das Blatt einen
ranghohen US-Geheimdienstmitarbeiter in Deutschland. Ins Visier genommen
werde dabei beispielsweise Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU),
der als enger Vertrauter Merkels gilt.
„Die US-Regierung hat deutlich gemacht, dass die Vereinigten Staaten
nachrichtendienstliche Informationen der Art sammeln, wie sie von allen
Staaten gesammelt werden“, sagte die Sprecherin des Nationalen
Sicherheitsrats der USA, Caitlin Hayden, dazu der BamS.
Sie wies darauf hin, dass auch die Nachrichtendienste anderer Staaten
Informationen über die Absichten von Regierungen auf der ganzen Welt
sammeln würden. „Wir werden uns nicht dafür entschuldigen, dass unsere
Dienste möglicherweise effektiver arbeiten“, fügte Hayden hinzu.
Die BamS berichtete weiter unter Berufung auf nicht näher bezeichnete
eigene Informationen, der US-Geheimdienst NSA habe derzeit 297 Mitarbeiter
in Deutschland stationiert und überwache im Moment 320 Personen in
Deutschland. Dabei handele es sich vorwiegend um Entscheidungsträger aus
Politik und Wirtschaft.
## Wirtschaftsspionage? Nein!
Aus der Überwachung de Maizières sei hervorgegangen, wie eng sein
Vertrauensverhältnis zu Merkel sei. So habe die Kanzlerin den Minister vor
wichtigen Entscheidungen mehrfach telefonisch um Rat gefragt und dabei die
ungewöhnliche Formulierung gebraucht: „Was soll ich denken?“
Als ein Beispiel für US-Wirtschaftsspionage nannte die BamS die
Ausforschung des deutschen DAX-Konzerns SAP, der mit US-Unternehmen wie
Oracle konkurriert. Hayden wies dies allerdings zurück. „Die Vereinigten
Staaten sammeln keine nachrichtendienstlichen Informationen, um
US-Unternehmen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen“, sagte sie. Die
Geheimdienst-Aktivitäten der USA seien vielmehr „auf die Bedürfnisse der
nationalen Sicherheit unseres Landes ausgerichtet“.
23 Feb 2014
## TAGS
DIR NSA
DIR Schwerpunkt Angela Merkel
DIR Schwerpunkt Überwachung
DIR Thomas de Maizière
DIR US-Geheimdienst
DIR Geheimdienst
DIR NSA
DIR Edward Snowden
DIR Internet
DIR Edward Snowden
DIR NSA
DIR NSA
DIR NSA
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Neue Strategie der Geheimdienste: No Spy? Ade! Spionage? Olé!
Das Anti-Spionage-Abkommen ist zwar gescheitert. Die Bundesregierung ist
trotzdem im Glück: Statt weniger Spitzelei gibt´s künftig etwas mehr.
DIR Ärger über NSA: US-Senator verklagt Obama
Die Überwachungspraktiken des US-Geheimdienstes im eigenen Land gehen den
Republikanern zu weit. Senator Rand Paul hat nun eine Sammelklage
eingereicht.
DIR Kommentar Snowden nach Deutschland: Heuchelei und Nichtstun
Alles spricht dafür, Edward Snowden nach Deutschland zu holen. Doch die
große Koalition hat zu viel Angst vor diplomatischen Verwerfungen.
DIR Protest gegen NSA-Überwachung: „Heute schlagen wir zurück!“
Der weltweite Aktionstag „The Day We Fight Back“ soll ein Zeichen setzen
gegen die Ausspähung durch die NSA. Doch die Unterstützung hält sich in
Grenzen.
DIR NSA-Enthüllungsaffäre: Ein Berliner Anwalt vertritt Snowden
Der Menschenrechtler Wolfgang Kaleck will Chancen für eine Rückkehr
Snowdens in die USA ausloten. Auch sein Recht auf Asyl in Deutschland wird
geprüft.
DIR Kritik nach Schröder-Bespitzelung: Zielperson Schröder
Angela Merkels Handy war nicht das erste, das für den US-Geheimdienst von
Interesse war. Ebenfalls wenig überraschend wird erneut nach Aufklärung
gerufen.
DIR Kommentar Strafanzeige wegen NSA: Erstaunlich wenig Substanz
Bürgerrechtler erstatteten Anzeige gegen Geheimdienstler und Politiker.
Doch das Dokument entpuppt sich als Armutszeugnis.
DIR Datenabfragen durch US-Geheimdienste: Yahoo ist am häufigsten betroffen
Die US-Internetkonzerne haben erstmals Zahlen über die Anfrage von
Nutzerdaten an die NSA veröffentlicht. Yahoo gab rund 30.000 Mal Auskunft –
in sechs Monaten.