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       # taz.de -- Der Fall Edathy: Vorerst kein Untersuchungsausschuss
       
       > Und noch eine Sondersitzung: Am Freitag wird der Bundestag erneut zur
       > Edathy-Affäre tagen. Mehr will die Opposition vorerst nicht.
       
   IMG Bild: Haben noch Fragen: Jan Korte (Linke) und Konstantin von Notz (Grüne).
       
       BERLIN taz | Die Opposition gibt sich noch nicht zufrieden: Auf Antrag der
       Grünen findet am Freitagnachmittag eine weitere Sondersitzung des
       Innenausschusses zur Affäre Edathy statt. „Noch sind viele Fragen
       aufklärungsbedürftig“, sagte Grünen-Innenexperte Konstantin von Notz.
       
       Bereits am Mittwoch hatte der Ausschuss in einer ganztägigen Sondersitzung
       über die Affäre getagt. Zentrale Frage: Wurde Sebastian Edathy vor den
       Ermittlungen gegen ihn gewarnt? Geladen war neben der SPD-Spitze auch
       BKA-Chef Jörg Ziercke. Die Koalition zeigte sich danach versöhnt.
       SPD-Innenexpertin Eva Högl sprach von einem „richtig guten Tag für die
       Aufklärung“. Ausschuss-Chef Wolfgang Bosbach (CDU) sah die Affäre
       „politisch weitgehend aufgeklärt“.
       
       Die Opposition sieht das anders. Sie ließ Ziercke für Freitag erneut
       vorladen. Ungeklärt bleibe, warum dieser nicht nach einem Telefonat mit
       Thomas Oppermann im letzten Oktober reagierte. Der SPD-Fraktionschef wollte
       sich damals über Ermittlungen gegen Edathy erkundigen. Darüber hatte
       Ziercke aber nur den damaligen Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU)
       informiert. Nun wussten es offensichtlich auch SPD-Kreise – wie heute
       bekannt ist, weil Friedrich die Info an SPD-Chef Sigmar Gabriel weitergab.
       
       ## Friedrich kommt nicht
       
       Geladen werden sollte deshalb auch Friedrich. Der aber lehnte laut Bosbach
       ab: Solange Ermittlungen gegen ihn wegen Geheimnisverrats geprüft werden,
       äußere er sich nicht. Offen blieb auch, ob der ebenfalls geladene
       Chef-Ermittler gegen Edathy, der Hannoveraner Oberstaatsanwalt Jörg
       Fröhlich, erscheinen wird.
       
       In der Kritik bleibt auch die SPD. Oppermann musste am Donnerstag eine
       weitere Panne einräumen. Anders als von ihm dargestellt, war eine
       Pressemitteilung über die Infoweitergabe im Fall Edathy nicht vorab an
       CDU-Fraktionschef Volker Kauder gegangen. „Ein Büroversehen“, so Oppermann.
       
       ## "Mutter aller Plaudertaschen"
       
       Linken-Chef Bernd Riexinger sagte, auch die Rolle Gabriels, „die Mutter
       aller Plaudertaschen“, sei ungeklärt. Ein Untersuchungsausschuss ist
       dennoch vorerst vom Tisch. Von Notz warnte, dieses „schärfste Schwert der
       Opposition zu inflationär einzusetzen“. Er erhoffe sich im Innenausschuss
       schnellere Aufklärung. Auch die Linke verspricht sich von einem
       Untersuchungsausschuss nichts. Die Opposition hält sich aber offen, Edathy
       selbst noch in eine Sitzung des Innenausschusses zu laden.
       
       Derweil hat die Staatsanwaltschaft Hannover immer noch nicht die
       Bundestagscomputer von Edathy sichergestellt. Parlamentspräsident Norbert
       Lammert (CDU) hatte am Mittwoch einem entsprechenden Antrag stattgegeben.
       Bisher rückte die Staatsanwaltschaft aber nicht an. Dies sei in
       Vorbereitung, sagte deren Sprecherin. „Es droht aber kein
       Beweismittelverlust.“ Die PCs sind laut Bundestag aus dem Büro an einen
       „sicheren Ort“ gebracht worden.
       
       Die CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag forderte indes, der
       Staatsanwaltschaft Hannover die Zuständigkeit für den Fall Edathy zu
       entziehen: Es bestünden "erhebliche Zweifel", ob diese noch in der Lage
       sei, die Ermittlungen „sachgerecht“ zu führen.
       
       20 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
       
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