URI: 
       # taz.de -- Die Wahrheit: Gegendert mit Gefummel
       
       > Schwabinger Krawall: Kann man sich auf „Gender Changer“-Partys als
       > schwuler Nazi auf eine ironische Grauzone herausreden?
       
       Wie der Hubsi gefragt hat, ob der Jackie Bock auf eine „Gender
       Changer“-Party hat, wo sich die Weiber als Typen verkleiden und umgekehrt,
       war er erst mal ziemlich froh, weil er im Fasching bis jetzt noch gar
       nichts aufgerissen hat. Nachdem er aber zwei Stunden lang versucht hat,
       sich zu verkleiden, hat er den Hubsi angerufen und gesagt, er könne machen,
       was er wolle, es komme immer nur eine Tunte heraus.
       
       Der Hubsi hat gesagt, grundsätzlich sei das egal, weil dieser
       Gender-Schmarrn heute nicht mehr so eng gesehen werde und man auch was
       Drittes oder Viertes darstellen oder sich als schwuler Nazi auf eine
       ironische Grauzone herausreden könne. Andererseits solle er sich am besten
       als Frau fühlen und möglichst männlich stylen, das sei der „Königsweg“. Das
       hat der Jackie überhaupt nicht verstanden und sich deswegen ein Bier
       aufgemacht und die nächsten zwei Stunden versucht, sich als möglichst
       männliche Frau zu fühlen.
       
       Auf dem Fest hat er den Hubsi gesucht, aber nicht gefunden, und auch sonst
       niemanden gekannt und deshalb zu einer hübschen Blonden gesagt, ob sie sich
       auch so männlich weiblich fühle und dass das sehr befreiend sei mit der
       Genderei heutzutage. Die Blonde hat ihn angeschaut wie ein Bus und gesagt,
       mit Kampflesben habe sie nichts am Hut, und ist davon.
       
       Nach dem dritten Hugo hat der Jackie festgestellt, dass er nichts mehr
       unterscheiden kann, und so hat er sich in die Küche gesetzt und abgewartet.
       Beim vierten Hugo hat ihn eine schwarzhaarige Domina, von der er nicht
       sagen hat können, ob sie ursprünglich ein niederbayerischer Polizist oder
       eine Standlfrau vom Elisabethmarkt war, gefragt, wieso er so wenig aus
       seinen Anlagen mache und ob er das nicht mal rauslassen wolle, und da hat
       der Jackie gesagt, dass er überhaupt keine Kampflesbe sei, eher umgekehrt,
       aber auch nicht schwul, sondern schon auf Frauen stehe, aber eher auf
       solche, die sich als Mann fühlen und weiblich stylen oder andersrum, und
       dass er jedenfalls in einer ironischen Grauzone lebe, und da hat die Domina
       gesagt, es gebe übrigens neben der Küche ein Séparée, wo man solche
       Probleme genauer diskutieren könne.
       
       Was dort passiert ist, hat der Jackie hinterher nur ungefähr
       zusammengebracht; jedenfalls hat er, wie der Hubsi am Dienstag angerufen
       hat, gefragt, ob er eigentlich wahnsinnig geworden sei. Der Hubsi hat
       gesagt, er habe ja nicht wissen können, dass der Jackie das mit der
       männlichen Weiblichkeit genau verkehrtherum versteht, und deswegen gedacht,
       er sei die neue Modelverlobte vom Ferrari-Schorsch mit der latent
       lesbischen Ader, die ihn ziemlich interessiere, auch weil ihm die Violetta
       geraten habe, seine gendermäßige Identity mal zu interfragen, und überhaupt
       solle sich der Jackie nicht so haben wegen dem bisschen Knutscherei und
       Gefummel.
       
       Da hat der Jackie gesagt, er solle ihm den Schuh aufblasen mit seinem
       Schmarrn und er werde, wenn überhaupt, höchstens noch als Cowboy und
       Indianer zum Pfarreifasching gehen, weil wenn da jemand an einem
       herumfummle, wisse man wenigstens, woran man sei.
       
       20 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Sailer
       
       ## TAGS
       
   DIR Fasching
   DIR Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
   DIR Demokratie
   DIR München
   DIR Die Wahrheit
   DIR Schwabing
   DIR Glühwein
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Die Wahrheit: Verwählt
       
       Schwabinger Krawall: Die alte Frau Reibeis agitiert mit einem Tischbein für
       die Demokratie, bis die Polizei eingreifen muss.
       
   DIR Die Wahrheit: So nah, so fern
       
       Schwabinger Krawall: Der Vorsatz, einen Blumenstock zu verschenken, artet
       im Millionendorf München schon mal zu einer gefühlten Weltreise aus.
       
   DIR Michael Sailer: In corpore sano
       
       Schwabinger Krawall: Er, sagt der Kevin, habe gehört, in Amerika könne man
       ein Sportabitur machen, das komme also in Deutschland sicher auch bald.
       
   DIR Die Wahrheit: Der Fluch des Lötkolbens
       
       Schwabinger Krawall: Herr Reithofer und sein Talent für Elektrisches und
       den Umgang mit dem Lötkolben.
       
   DIR Die Wahrheit: Ein Serientäter
       
       Schwabinger Krawall: Polizeiobermeister Stanggradl landet einen großen
       Coup, als er den polnischen Fahrer eines klapprigen Ladas verhaftet.
       
   DIR Die Wahrheit: Vorgeglüht
       
       Schwabinger Krawall: Von diesem ewigen Glühwein, hat der Jackie gesagt,
       habe er jetzt die Schnauze voll ...