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       # taz.de -- Mehr Fragen im Fall Edathy: Mysteriöse Öffnung eines Briefs
       
       > Nach einem Kanzleramtstreffen der Parteivorsitzenden tagt nun der
       > Bundestags-Innenausschuss zur Edathy-Affäre. Ein geöffneter Brief der
       > Staatsanwaltschaft gibt Rätsel auf.
       
   IMG Bild: Blick zurück in die Krise: Sebastian Edathy trat bereits am 9. Februar von seinem Bundestags-Mandat zurück.
       
       BERLIN dpa | Die durch die Affäre um den SPD-Politiker Sebastian Edathy
       ausgelöste Vertrauenskrise in der großen Koalition beschäftigt am Mittwoch
       den Innenausschuss des Bundestags. Mit der ganztägigen Befragung von
       SPD-Spitzenpolitikern und weiteren Beteiligten wie BKA-Chef Jörg Ziercke
       wollen die Ausschussmitglieder Licht in die noch vielen offenen Fragen
       bringen.
       
       „Wir erwarten eine vollständige Aufklärung“, sagte der Unions-Innenexperte
       Stephan Mayer der Rheinischen Post. Die Grünen verlangen auch Aufklärung
       von Bundestagspräsident Norbert Lammert.
       
       Die Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD, Angela Merkel, Horst Seehofer
       und Sigmar Gabriel, hatten am Dienstagabend nach Auswegen aus der Krise
       gesucht. Über den Inhalt des gut zweistündigen Treffens im Kanzleramt
       sickerte zunächst nichts nach außen. Merkel hatte sich vor dem Gespräch
       zuversichtlich gezeigt, dass das gegenseitige Vertrauen wieder hergestellt
       werden könne.
       
       In die Kritik geraten ist vor allem SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann. Er
       hatte öffentlich gemacht, dass der damalige Innenminister Hans-Peter
       Friedrich (CSU) Gabriel darüber informiert hatte, dass Edathys Name bei
       Kinderpornografie-Ermittlungen im Ausland aufgetaucht sei. Friedrich musste
       daraufhin am Freitag als Bundesagrarminister zurücktreten. Ihm wird nun
       Geheimnisverrat vorgeworfen.
       
       ## Grüne verlangen Aufklärung
       
       Im Innenausschuss sollen neben Oppermann und Gabriel auch SPD-
       Fraktionsgeschäftsführerin Christine Lambrecht und der damalige
       SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier Auskunft geben.
       
       Den Grünen, die auch Bundestagspräsident Lammert befragen möchten, geht es
       vor allem um einen Brief der Staatsanwaltschaft Hannover über geplante
       Ermittlungen gegen Edathy, der verzögert und geöffnet angekommen war. „Wir
       wollen umfassend aufklären. Der geöffnete Brief ist ein zentraler
       Puzzlestein dabei“, sagte die Grünen-Obfrau im Innenausschuss, Irene
       Mihalic.
       
       Die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
       verlangte Aufklärung, „damit sich die Krise in der Koalition nicht zu einer
       Staatskrise ausweitet“. In der Passauer Neuen Presse meinte die
       FDP-Politikerin: „Der Rechtsstaat wäre im Kern erschüttert, wenn der
       Eindruck hängen bleibt, dass Politik und Polizei mauscheln.“ Es stehe mehr
       auf dem Spiel als Befindlichkeiten einzelner Politiker.
       
       FDP-Vize Wolfgang Kubicki erstattete unterdessen nach Informationen der
       Zeitung Die Welt Strafanzeige gegen den SPD-Fraktionschef Oppermann und
       BKA-Präsident Ziercke. Kubicki wirft Ziercke Verletzung von
       Dienstgeheimnissen und Oppermann Anstiftung hierzu vor.
       
       In der CSU ist der Ärger über den Koalitionspartner SPD wegen des als
       ungerecht empfundenen Rücktritts Friedrichs noch nicht verraucht. „Herr
       Gabriel hätte natürlich keinem Menschen was sagen müssen“, warf der
       CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl dem SPD-Chef in der Sendung „Das Duell bei
       n-tv“ vor. "Wäre später bei der Regierungsbildung der Edathy gekommen und
       hätte gesagt, ich möchte Staatssekretär werden, hätte der Parteivorsitzende
       sagen müssen: Das wirst du nicht, ich habe meine Gründe, darüber schweige
       ich.“
       
       Dagegen appellierte der Sprecher der Parlamentarischen Linken der
       SPD-Fraktion, Ernst Dieter Rossmann, an die CSU, wegen des Rücktritts von
       Minister Friedrich nicht auf Rache zu sinnen. „Die CSU darf nicht nach dem
       Motto 'Auge um Auge, Zahn um Zahn' vorgehen. Jetzt sind vertrauensbildende
       Maßnahmen angebracht - und alle sollten einmal tief durchatmen.“
       
       19 Feb 2014
       
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