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       # taz.de -- Falsche Hirntod-Diagnosen: Tödliche Organentnahmen
       
       > Die für Organentnahmen vorgeschriebene Hirntodfeststellung wird in
       > deutschen Kliniken nicht immer korrekt durchgeführt. Die Ärztekammer
       > wiegelt ab.
       
   IMG Bild: Die Organentnahme darf nach dem Gesetz erst nach eindeutiger Feststellung des Hirntods erfolgen.
       
       MÜNCHEN afp | In deutschen Kliniken gibt es nach Recherchen der
       Süddeutschen Zeitung immer wieder Fälle, in denen Menschen
       fälschlicherweise für hirntot erklärt werden. Es komme immer wieder zur
       Ausstellung von Totenscheinen, ohne dass der Hirntod nach den dafür
       vorgesehenen Richtlinien diagnostiziert worden sei, [1][berichtete die SZ
       am Dienstag] unter Berufung auf ihr vorliegende Unterlagen. Ursache sei
       eine unzureichende Ausbildung der Ärzte, die den Hirntod feststellen.
       
       Die SZ nannte unter anderem den Fall eines Kleinkindes, bei dem Organe für
       die Transplantationsmedizin entnommen worden seien, ohne dass der Hirntod
       richtig diagnostiziert worden sei. In acht weiteren Fällen aus den
       vergangenen drei Jahren wurden demnach die Fehler gerade noch rechtzeitig
       vor der Organentnahme entdeckt.
       
       Der Hirntod wird dem Bericht zufolge in Deutschland pro Jahr bei etwa 2.000
       Menschen diagnostiziert. Die unzweifelhafte Feststellung des Hirntodes ist
       nach dem deutschen Transplantationsgesetz die Voraussetzung für eine
       Organspende.
       
       Für Laien ist der Hirntod oft schwer nachvollziehbar, weil der Verstorbene
       zumeist keines der allgemein bekannten Todeszeichen aufweist. Mittels
       Maschinen und Medikamenten schlägt sein Herz, er atmet nur vermeintlich.
       
       Für die Diagnose des Hirntodes gelten umfangreiche Richtlinien der
       Bundesärztekammer. Unter anderem muss er von zwei dafür qualifizierten
       Ärzten unabhängig voneinander festgestellt werden. Alle Umstände, die das
       Gehirn nur betäuben wie Medikamente, eine zu niedrige Körpertemperatur, ein
       Koma oder eine Vergiftung, müssen ausgeschlossen werden.
       
       In mehreren der Zeitung vorliegenden Fällen wurde der Hirntod festgestellt,
       obwohl die Patienten gerade erst mit starken Schmerzmitteln betäubt worden
       seien. Auch andere Fehler kamen demnach vor, etwa ein nicht korrekter Test
       auf Atemstillstand. Dabei seien die Fehler nicht nur in kleinen
       Krankenhäusern gemacht worden, sondern auch an Universitätskliniken und in
       Fachabteilungen.
       
       ## Ärztekammer sieht kein Problem
       
       Die Ärztekammer hält die Qualität der Hirntoddiagnostik für ausreichend.
       Diese sei „gesichert und hoch“, zitierte die Zeitung aus einer
       Stellungnahme der Vorsitzenden der drei bei der Bundesärztekammer
       angesiedelten Kontrollkommissionen des Transplantationswesens.
       
       In den vergangenen Jahren sei es nur in zwei Fällen nach einer
       regelwidrigen Hirntodfeststellung auch zur Organentnahme gekommen, sagte
       der Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Rainer
       Hess, der SZ. Beide Male habe sich später gezeigt, dass die Spender bei der
       Organentnahme tatsächlich hirntot gewesen seien.
       
       18 Feb 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/falsche-todesdiagnosen-in-krankenhaeusern-aerzte-erklaeren-patienten-oft-faelschlich-fuer-hirntot-1.1891373
       
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