URI: 
       # taz.de -- Kolumne Deutsch-Sowjetische Freundschaft: Ein archetypischer Angstmacher
       
       > Er ist ein Alptraum. Matthias Große ist der Freund von Claudia Pechstein.
       > Und ein echter Superkumpel, sagt zumindest Jenny Wolf.
       
   IMG Bild: Matthias Große lächelt.
       
       SOTSCHI taz | Wie ein Bandwurm in den Zwölffingerdarm kriecht Olympia immer
       tiefer in mich hinein. Sogar nachts habe ich keine Ruhe vor den Spielen.
       Bilder laufen in Endlosschleifen und entern Träume. Matthias Große taucht
       in einem Traum auf, der Freund von [1][Claudia Pechstein].
       
       Große, ein archetypischer Angstmacher, hat sich in meine Familie
       eingeschlichen. Sie geht ihm auf den Leim, wendet sich von mir ab und ihm
       zu. Ich verfolge das Geschehen mit wachsender Panik, kann nicht begreifen,
       dass meine Leute das Offensichtliche nicht sehen. Doch nicht der! „Du
       rechte Sau“, schreie ich den Eindringling im Traum an. Große lächelt nur.
       Was für ein Alptraum!
       
       So schräg ist dieser Traum gar nicht, denn Große hat sich ja auch im
       deutschen [2][Eisschnelllaufverband eingenistet]. Obwohl er mit Methoden
       der Einschüchterung arbeitet, wurde er von der DESG und dem Deutschen
       Olympischen Sportbund als Familienmitglied akzeptiert.
       
       Kein Mensch versteht das, jedenfalls kein Journalist. Und doch erliegen die
       Funktionäre und auch ein paar Trainer dem zweifelhaften Charme des
       Immobilienhändlers mit dem Kurzhaarschnitt. „Das ist ein echter
       Superkumpel“, sagt mir die Eisschnellläuferin [3][Jenny Wolf]. Es ist kein
       Traum. Sie lächelt. Weiß sie etwas, was wir Journalisten nicht wissen?
       
       ## Inszenierung in LED
       
       Wolf ist kein unkritischer Geist. Sie sagt mir, dass sie den olympischen
       Kommerzbetrieb nicht gut findet. Ätzend fand sie zum Beispiel, wie auf dem
       Dach der großen Eishockeyhalle „Bolschoi“ vor der Eröffnung der Spiele
       Werbung von Olympiasponsoren lief – eine riesige Inszenierung in LED. „Das
       war wirklich grenzwertig“, sagt die Berlinerin. Sie beendet nach dieser
       Saison ihre Karriere. So eine, die alles im Sport erlebt hat, lässt sich
       nicht mehr so schnell einlullen von den olympischen Idealen. Mit 35 ist man
       nicht mehr naiv.
       
       „Das sind sicherlich nicht die schönsten Spiele, kein Vergleich zu Salt
       Lake City und Vancouver“, sagt sie mir. Draußen, also vor dem olympischen
       Gelände, sei „nix geflaggt“, die olympische Stimmung lasse doch sehr zu
       wünschen übrig. Wolf bleibt trotzdem da, wohnt weiter im olympischen Dorf
       und schaut sich ein paar Wettbewerbe an.
       
       Oder sie quatscht in der Kantine, denn bei dieser Gelegenheit erörtere sie
       mit ihren Teamkollegen die wirklich heißen Themen, sagt sie. Wie das mit
       Claudia Pechstein und Anni Friesinger wirklich sei – und mit Matthias
       Große. Und wie ist es? Nö, das bleibe ihr Geheimnis. Ein Alptraum.
       
       18 Feb 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /!132553/
   DIR [2] /!112885/
   DIR [3] /!8239/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
       ## TAGS
       
   DIR Sotschi 2014
   DIR Claudia Pechstein
   DIR Eisschnelllauf
   DIR Sotschi 2014
   DIR Sotschi 2014
   DIR Sotschi 2014
   DIR Sotschi 2014
   DIR Sotschi 2014
   DIR Sotschi 2014
   DIR Sotschi 2014
   DIR Claudia Pechstein
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kolumne Deutsch-Sowjetische Freundschaft: Wenig Heimatliches
       
       Die Spiele sind fast vorbei. Es überkommt einen der Gedanke: Großherzige
       Russen haben nichts gegen windschiefe Provisorien und Schrundigkeit.
       
   DIR Kolumne Deutsch-Sowjetische Freundschaft: Die Angst vor der Baustelle
       
       Die Firma hat ihn unter Druck gesetzt. Er war angehalten, ja kein Foto von
       den unfertigen Arenen zu verschicken. Ein 25-jähriger Techniker erzählt.
       
   DIR Kolumne Deutsch-Sowjetische Freundschaft: Düstere Schulerfahrungen
       
       Ist das Russisch eingerostet? Dann braucht man Wodka, der löst die Zunge.
       Dann kommen Vokabeln zu Vorschein, die man im Nirwana des Vergessens
       wähnte.
       
   DIR Pechsteins letzter Lauf in Sotschi: Die Nullnummer
       
       Sie wollte nach ihrer Dopingaffäre endlich gewinnen. Dann wird Claudia
       Pechstein nur Fünfte – und staunt dennoch angesichts ihres Alters über die
       gute Zeit.
       
   DIR Kolumne Deutsch-Sowjetische Freundschaft: Nervensägen in lila
       
       Sergej kommt aus Rostow am Don und ist einer der zahllosen
       Sicherheitsbeamten in Sotschi. Ein freundlicher Kerl – solange man mit ihm
       Cognac trinkt.
       
   DIR Sotschi 2014 – Eisschnelllauf, 3000 m: Pechstein verpasst Vergeltung
       
       Niemand brauchte eine Medaille so dringend wie Claudia Pechstein. Am Ende
       wurde die Polizeimeisterin über 3.000 Meter nur Vierte. Eine Katastrophe.
       
   DIR Der einsame Weg der Claudia Pechstein: Am Ende des Schlachtplans
       
       Der sture Kampf um ihr Recht hat die deutsche Eisschnelllauflegende wieder
       stark werden lassen. Nun will sie mit 42 ihren Groll vergolden.
       
   DIR Pechstein klagt gegen Eislaufverbände: Angriff auf das System
       
       Weltklasse-Athletin Pechstein streitet sich mit mächtigen
       Eisschnelllauf-Institutionen vor Gericht. Der Ausgang könnte weitreichende
       Folgen haben.