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       # taz.de -- Affäre um Sebastian Edathy: Informanten und ein Laptop gesucht
       
       > Ein Ex-Minister aus Niedersachsen sagt, Edathy habe Informanten gehabt.
       > Unterdessen wird bekannt, dass dessen Dienstlaptop verschwunden ist.
       
   IMG Bild: Auslöser ein Staatsaffäre: Sebastian Edathy
       
       BERLIN rtr/dpa/afp | Der unter Kinderpornografie-Verdacht stehende
       SPD-Politiker Sebastian Edathy hat nach Angaben des ehemaligen
       niedersächsischen Innenministers Heiner Bartling einen Tipp-Geber zu den
       Verdächtigungen gegen sich gehabt. Bartling sagte [1][am Montag im NDR],
       Edathy selbst habe ihm darüber berichtet.
       
       Der Informant habe demnach sinngemäß erklärt: „Da läuft etwas gegen dich,
       was zu einem Ermittlungsverfahren führen kann.“ Konkreter sei der
       Hinweisgeber nicht geworden, sagte der SPD-Politiker Bartling.
       
       Edathy habe ihm gegenüber auch „nicht spezifiziert“, wer der Informant
       gewesen sei, sagte Bartling. Er habe aber den Eindruck aus dem Gespräch mit
       Edathy in der vergangenen Woche gewonnen, dass es sich nicht um einen
       Hinweisgeber aus dem politischen Bereich gehandelt habe.
       
       Dass die streng vertraulichen Informationen an Edathy herangetragen worden
       seien, sei angesichts des „riesigen Personenkreises“ kaum verwunderlich,
       der über den Verdacht gegen Edathy bescheid gewusst habe. Neben dem
       Bundeskriminalamt sollen auch die 16 Landeskriminalämter und lokale
       Polizeistellen informiert gewesen sein.
       
       ## Laptop verschwunden
       
       Unterdessen wurde bekannt, dass womöglich ein wichtiges Beweismittel in dem
       Fall verschwunden ist. Edathy hat vergangene Woche seinen dienstlichen
       Laptop beim Bundestag als gestohlen gemeldet. Parlamentssprecher Ernst
       Hebeker bestätigte am Montagabend einen entsprechenden [2][Stern-Bericht].
       Die Diebstahlsmeldung sei am 12. Februar per Fax bei der
       Bundestagsverwaltung eingegangen, sagte Hebeker.
       
       Ob diese Information an die Staatsanwaltschaft Hannover weitergeleitet
       worden sei, die wegen des Verdachts auf Besitz von Kinderpornografie gegen
       Edathy ermittelt, konnte Hebeker nicht sagen. Die Ermittlungsbehörde
       bestreitet dies: „Das war uns bisher nicht bekannt“, sagte Sprecherin
       Kathrin Söfker dem Stern. Man nehme das mit Verwunderung auf.
       
       Am 7. Februar hatte Edathy sein Mandat niedergelegt, am 10. Februar
       durchsuchte die Staatsanwaltschaft Hannover Wohnung und Büros des
       SPD-Politikers. Dabei fanden die Ermittler allerdings nur wenig
       Beweismaterial. Es steht der Vorwurf im Raum, dass Edathy frühzeitig über
       die Ermittlungen informiert worden war und Beweismittel beiseiteschaffen
       konnte.
       
       ## Krisentreffen der Koalitionsspitze
       
       Der Umgang mit der Affäre hat eine schwere Vertrauenskrise in der großen
       Koalition ausgelöst. Kanzlerin Angela Merkel (CDU), SPD-Chef Sigmar Gabriel
       und der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer wollen sich am Dienstagabend im
       Kanzleramt treffen, um über die Vorfälle zu reden. Die Union verlangt
       Antworten auf zahlreiche offene Fragen. Ein ursprünglich geplantes Treffen
       des Koalitionsausschusses in größerer Runde war wegen der Spannungen
       zwischen Union und SPD abgesagt worden.
       
       In die Kritik geraten ist vor allem SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann. Er
       hatte vergangene Woche öffentlich gemacht, dass der damalige Innenminister
       Hans-Peter Friedrich (CSU) Gabriel im Herbst darüber informiert hatte, dass
       Edathys Name bei Ermittlungen im Ausland aufgetaucht sei. Friedrich musste
       daraufhin am Freitag als Bundesagrarminister zurücktreten. Ihm wird nun
       Geheimnisverrat vorgeworfen.
       
       Staatsanwälte prüfen, ob sie Ermittlungen gegen Friedrich einleiten.
       Geklärt werden soll zunächst, ob die Strafverfolgungsbehörden in Hannover
       oder in Berlin zuständig ist.
       
       ## „Es war meine Pflicht"
       
       Friedrich verteidigt seine Entscheidung, SPD-Chef Sigmar Gabriel frühzeitig
       über Ermittlungen gegen den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian
       Edathy informiert zu haben. „Es war meine Pflicht das zu machen – ich kann
       das gar nicht verstehen, wie man das anders sehen soll, es sei denn, man
       ist Winkeladvokat oder Rechtspositivist", sagte Friedrich am Dienstag im
       ZDF-„Morgenmagazin“. Er habe Gabriel auch extra darauf hingewiesen, dass es
       „keinen Strafbarkeitsvorwurf“ gegen Edathy gebe, aber eben
       „kompromittierende“ Informationen.
       
       Zum Vorwurf des Geheimnisverrats sagte der frühere Innenminister und
       künftige Unionsfraktionsvize im Bundestag: „Wenn es ein Gesetz gibt, das
       einen zwingt, nicht Schaden vom deutschen Volk, von der Politik von Amts
       wegen abzuhalten, dann muss man dieses Gesetz sofort aufheben“.
       
       Für ihn stelle sich vor allem die Frage: „Wieso bist du eigentlich
       derjenige, der zurücktreten muss, wo du nur deine Pflicht gemacht hast?“ Er
       selbst habe bloß „meinen Job gemacht“, und werde sich „von niemandem dafür
       irgendwelche Vorwürfe machen“ lassen.
       
       ## Neuer Job für Friedrich
       
       Die CSU verlangt Aufklärung in erster Linie von der SPD.
       Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt forderte den Koalitionspartner am
       Montagabend zu einem Signal der guten Zusammenarbeit auf. Durch das
       Verhalten der SPD-Spitze sei viel Vertrauen zerstört worden, sagte
       Hasselfeldt nach Teilnehmerangaben in einer Sitzung der Landesgruppe in
       Berlin.
       
       Nun müsse die SPD Ungereimtheiten aufklären „und uns beweisen, dass ihr an
       einer vertrauensvollen Zusammenarbeit gelegen ist“. In der Sitzung
       bestimmten die CSU-Abgeordneten Friedrich einstimmig zum
       Unions-Fraktionsvize im Bundestag.
       
       18 Feb 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/hannover/edathy305.html
   DIR [2] http://www.stern.de/politik/deutschland/nach-abgabe-des-mandats-edathy-meldete-laptop-als-gestohlen-2090797.html
       
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