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       # taz.de -- Chaos beim HSV: Slomka soll's richten
       
       > Die Selbstzerstörung des Hamburger SV geht weiter, der gescheiterte
       > Aufsichtsrat zerfällt. Und Mirko Slomka soll den Abstieg verhindern.
       
   IMG Bild: Gestatten: Wunderheiler. Mirko Slomka beim ersten HSV-Training
       
       HAMBURG taz | Der Hamburger SV hat einen neuen Trainer. Für den
       Fußball-Bundesligisten ist das die erste gute Nachricht seit langem. Aber
       sie kommt mit neuen schlechten Nachrichten: Der Zerfall des Vereins geht
       weiter, der halbe Aufsichtsrat ist zurückgetreten.
       
       Der Neue, das ist Mirko Slomka. Er soll bis 2016 bleiben und folgt auf Bert
       van Marwijk, der nach 143 Tagen gehen musste – auch für HSV-Verhältnisse
       eine kurze Amtszeit. Slomka seinerseits war vor sieben Wochen bei Hannover
       96 entlassen worden. Auch die Niedersachsen hatte Slomka in der Krise
       übernommen – nach dem Suizid von Torwart Robert Enke – und den Abstieg noch
       abgewendet. Der Mann weiß also, wie Abstiegskampf mit einem extrem
       verunsicherten Team geht.
       
       Ob er auch weiß, in was für einen Verein er sich begibt? Er muss zumindest
       etwas läuten hören haben. Sonst hätte er in seiner Antritts-Pressekonferenz
       nicht dreimal betont, dass er es beim HSV-Vorstand „mit durchweg
       kompetenten Gesprächspartnern“ zu tun gehabt habe. Aber in der
       Schlammschlacht, die den Verein seit Monaten lähmt, war das in Bezug auf
       Sportchef Oliver Kreuzer und Präsident Carl-Edgar Jarchow infrage gestellt
       worden.
       
       In der vergangenen Woche hatte der Aufsichtsrat mit dem früheren
       HSV-Spieler und Manager Felix Magath über ein Engagement verhandelt, obwohl
       nach den HSV-Statuten der Vorstand für das operative Geschäft zuständig
       ist. Den Trainer bestimmt der Vorstand, Vorstandsmitglieder werden vom
       Aufsichtsrat ernannt.
       
       ## Magaths geplante Ämterhäufung
       
       Der Aufsichtsrat kaschierte sein regelwidriges Vorgehen notdürftig, indem
       er für Magath eine Doppelrolle als Trainer und Sportchef vorsah, also auch
       als Ersatz für das Vorstandsmitglied Kreuzer. Zur neuen Saison hätte Magath
       in einem weiteren Schritt den Vorstandsvorsitz von Jarchow übernehmen
       sollen.
       
       Doch Magath hatte sich verzockt: Als im Aufsichtsrat nicht sofort die
       nötige Zweidrittel-Mehrheit zustande kam, setzte er die Kontrolleure unter
       Druck: Magath, der sich öffentlich als Retter angedient hatte, wollte nur
       vor dem am Samstag mit 2:4 verlorenen Spiel bei Eintracht Braunschweig zur
       Verfügung stehen. Und der Milliardär Klaus-Michael Kühne, legte noch ein
       Schippe drauf: Er stellte das dringend benötigte frische Geld in Aussicht –
       aber nur für den Fall, dass sein Protegé Magath sofort installiert würde.
       Der sagte schließlich ab und unterschrieb tags drauf beim FC Fulham.
       
       Der Coup des HSV-Aufsichtsrats ist gescheitert. Die Zustimmung zur
       Verpflichtung von Mirko Slomka war die letzte gemeinsame Amtshandlung. Fünf
       von elf Aufsichtsräten sind seit Sonntag zurückgetreten. Träte ein
       weiterer, von der Mitgliederversammlung gewählter Kontrolleur zurück, wäre
       das Gremium beschlussunfähig. Laut Satzung müsste dann sofort neu gewählt
       werden – noch vor der Mitgliederversammlung, die im Mai über die
       Ausgliederung der Profi-Abteilung beschließen soll.
       
       Da klingt es schon fast verzweifelt, wenn der neue Trainer Mirko Slomka an
       seinem ersten Arbeitstag sagt: „Wir müssen jetzt alle gemeinsam an einem
       Strang ziehen.“
       
       17 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jan Kahlcke
   DIR Jan Kahlcke
       
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