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       # taz.de -- Politischer Prozess in Südkorea: Haftstrafe für linken Abgeordneten
       
       > Wegen eines angeblich geplanten Umsturzes muss Lee Seok Ki für zwölf
       > Jahre ins Gefängnis. Er spricht von einer „Hexenjagd“.
       
   IMG Bild: Bei konservativen Demonstranten ist Lee Seok Ki offensichtlich unbeliebt.
       
       BERLIN taz | In Südkorea ist am Montag erstmals seit Überwindung der
       Militärdiktatur Ende der 1980er Jahre ein Parlamentsabgeordneter wegen
       Hochverrats und Verstoßes gegen das umstrittene Sicherheitsgesetz zu einer
       langjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
       
       Der 52-jährige Lee Seok Ki von der linken Vereinigten Fortschrittspartei
       (UPP) wurde im Distriktgericht von Suwon südlich der Hauptstadt Seoul zu
       zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Darüber hinaus darf er zehn Jahre kein
       politisches Amt bekleiden. Gegen sechs andere UPP-Mitglieder wurden
       ebenfalls Haftstrafen zwischen vier und sieben Jahren verhängt.
       
       Die Verurteilten wurden in dem höchst umstrittenen Prozess für schuldig
       befunden, den Umsturz der konservativen Regierung für den Fall eines
       Krieges mit Nordkorea geplant zu haben. So sollen sie Sabotageakte geplant
       haben. Lee war im vergangenen September vom Parlament die politische
       Immunität entzogen worden. Er wies stets die Vorwürfe zurück und sprach von
       einer „Hexenjagd“.
       
       Die Anklage basierte auf heimlichen Mitschnitten von zwei
       UPP-Veranstaltungen im vergangenen Mai durch Südkoreas umstrittenen
       Geheimdienst NIS. Damals waren die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea
       auf einem Höhepunkt. Der NIS qualifizierte die Versammlungen als Treffen
       einer geheimen „Revolutionären Organisation“, die von Lee geführt werde und
       im Sinne Pjöngjangs agiere.
       
       Kindergeschrei auf den Mitschnitten der öffentlichen Versammlung ließ die
       Richter ebenso wenig an der unterstellten Verschwörung zweifeln wie
       Anzeichen von Manipulationen an den Aufnahmen. Scherzhaft gemeinte
       Äußerungen wurden für bare Münze genomme. Radikale Statements einzelner
       Teilnehmer als erklärte Politik Lees gewertet.
       
       Seine Verteidiger kündigten noch am Montag Berufung an. Beobachter werten
       das ganze Verfahren als Ablenkungsmanöver des NIS von einem eigenen
       Skandal. Denn Vertreter des NIS müssen sich selbst vor Gericht
       verantworten, weil sie in der Endphase des Präsidentschaftswahlkampfes im
       Dezember 2012 verdeckt zugunsten der heutigen Präsidentin Park Geun Hye
       eingriffen und so die Wahl manipulierten. Seitdem hat sich das
       innenpolitische Klima im Land weiter verschärft.
       
       17 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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