# taz.de -- Angespannte Lage in Venezuela: Unversöhnliche Gegner
> Caracas steht ein neuer Protestmarsch bevor. Anführen will diesen ein
> Oppositionspolitiker, der per Haftbefehl gesucht wird.
IMG Bild: Gibt sich kämpferisch: Oppositionspolitiker López will trotz Haftbefehl die Demonstration anführen.
BERLIN taz | Venezuela bereitet sich auf einen neuen Tag der Proteste vor,
und die Lage könnte kaum angespannter sein. Mitte letzter Woche hatte die
Linksregierung des Präsidenten Nicolás Maduro einen Haftbefehl gegen den
Oppositionspolitiker Leopoldo López erwirkt. López gehört der
[1][Oppositionspartei Voluntad Popular (Volkswille)] an und hatte zusammen
mit anderen dazu aufgerufen, nicht mehr auf die Wahlen zu warten, sondern
Veränderungen auf der Straße durchzusetzen. Nach dem Haftbefehl war er
untergetaucht.
Am Wochenende meldete er sich mit einem Video zu Wort, in dem er zu einem
Demonstrationszug für Dienstag in der Hauptstadt aufruft: Er selbst wolle
den Marsch zum Innenministerium anführen, um eine Reihe von Forderungen zu
übergeben, darunter die Freilassung der in den letzten Tagen festgenommenen
StudentInnen und die Entwaffnung paramilitärischer Gruppen. Das Risiko, bei
der Demonstration verhaftet zu werden, geht López bewusst ein, was diesen
Tag besonders aufheizt.
Präsident Maduro hat unterdessen erklärt, es gehe darum, das Land vor einer
Gruppe von Faschisten zu bewahren, die mit Gewalt die Basis für einen
Putsch schaffen wollten. Und er hat angekündigt, drei US-Konsularbeamte des
Landes zu verweisen. Sie hätten in den letzten zwei Monaten mit den
protestierenden StudentInnen konspiriert.
Anlass für Maduros Ärger war offenbar eine Stellungnahme des
US-Außenministers John Kerry. Der hatte am Samstag gesagt, die USA
beobachteten die Lage in Venezuela mit großer Sorge. Von Venezuelas
Regierung forderte Kerry die Freilassung der Inhaftierten und einen Dialog
mit der Opposition. „Venezuela lässt sich von niemandem etwas sagen,“
antwortete Maduro in einer Rede.
## Bewaffnete Attacken auf Oppositionelle
Auch in den vergangenen Tagen war es zu einer ganzen Reihe unterschiedlich
großer Demonstrationen gekommen. Nachdem am vergangenen Mittwoch
Zehntausende auf der Straße gegen die Regierung demonstriert hatten und es
am Rande zu drei Todesfällen gekommen war – zwei Studenten und ein
Regierungsanhänger wurden erschossen –, demonstrierten am Samstag
zehntausende Anhänger der Regierung in Caracas.
Dabei rief Maduro zur Friedfertigkeit auf, auch in den eigenen Reihen. Wer
ohne staatliche Erlaubnis eine Waffe trage, werde strafrechtlich verfolgt
werden, sagte Maduro. Hintergrund sind immer wiederkehrende Berichte über
bewaffnete motorisierte Einheiten von Regierungsanhängern, die
Oppositionelle attackierten. Die Opposition fordert, sie umgehend zu
entwaffnen.
Auch in der Kulturszene des Landes ist die Polarisierung angekommen. Die
international bekannte venezolanische Pianistin Gabriela Montero – sie lebt
in den USA und tourt um die Welt –wandte sich am Freitag in einem offenen
Brief an Venezuelas Stardirigenten Gustavo Dudamel und an Antonio Abreu,
den Gründer des [2][weltbekannten Jugendorchesters von Venezuela], das seit
vier Jahrzehnten erfolgreich versucht, Jugendlichen auch aus armen
Gesellschaftsschichten den Zugang zu musikalischer Ausbildung zu
ermöglichen.
Am vergangenen Mittwoch, als in Caracas die Ausschreitungen tobten,
dirigierte Dudamel ein Konzert in der Hauptstadt. „Wie lange willst du dich
noch blind stellen gegenüber der bedauernswerten Wirklichkeit in deinem
Land?“, fragte Montero in dem offenen Brief. Öffentliche Antworten von
Dudamel oder Abreu sind bislang nicht bekannt.
17 Feb 2014
## LINKS
DIR [1] http://www.voluntadpopular.com/
DIR [2] http://www.sjvsb.com/
## AUTOREN
DIR Bernd Pickert
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