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       # taz.de -- Kommentar Urteil gegen Eisleben-Täter: Mehr als Aggressionen
       
       > Nach dem brutalen rassistischen Angriff auf eine syrische Familie in
       > Eisleben sind die Täter verurteilt worden. Aber der Richterspruch ist in
       > Teilen inkonsequent.
       
   IMG Bild: Der Mitangeklagte Marcel H. bei Prozessbeginn in Halle.
       
       Das Urteil geht in Ordnung, die Begründung ist aber unbefriedigend. Zwei
       Jahre Jugendstrafe auf Bewährung erhält Eric S., der Haupttäter eines
       rassistischen Angriffs auf eine deutsch-syrische Familie auf dem Volksfest
       von Eisleben in Sachsen-Anhalt. Die älteren Mittäter müssen dagegen mehrere
       Jahre ins Gefängnis.
       
       Die Brutalität der Täter gegen die friedliche syrische Familie warf die
       Frage auf, ob hier ein Mordversuch aus niedrigen Beweggründen vorliegt.
       Doch das Gericht hat nur wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt, um
       keine Aufhebung durch den Bundesgerichtshof zu riskieren. Diese Vorsicht
       ist akzeptabel. Selbst die Anwälte der betroffenen Familie haben den
       Tötungsvorsatz offen gelassen.
       
       Auch die Bewährungsstrafe für den zur Tatzeit 19-jährigen Haupttäter ist im
       Ergebnis nachvollziehbar. Er war noch unreif, bei der Tat betrunken und bis
       dahin nicht vorbestraft. Als Bewährungsauflage muss er Sozialstunden
       verrichten und ein Antigewalttraining absolvieren, damit er künftig nicht
       mehr grundlos zuschlägt. Das trifft das Problem aber nicht richtig. S. hat
       nicht nur zugeschlagen, weil es ihm an Empathie mangelt, sondern weil er
       ein Rassist ist. Auf seiner Facebook-Seite zeigt er sich als Rechter, bei
       der Tat brüllte er ausländerfeindliche Parolen.
       
       Dass solche Prügelattacken mehr sind als sinnlose Gewalt, nämlich
       ausgelebte rechtsextremistische Gesinnung, das hat das Gericht bei Ronny
       G., einem weiteren Angeklagten, durchaus deutlich gemacht. Das Urteil ist
       also nicht völlig entpolitisiert, eher etwas inkonsequent.
       
       Deutliche Worte hätte man sich von den Richtern auch zur nachlässigen und
       verharmlosenden Ermittlungsarbeit nach der Tat gewünscht. Schließlich wird
       der Überfall von Eisleben nicht zuletzt deshalb in Erinnerung bleiben.
       
       17 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Rath
       
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