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       # taz.de -- Prinzip der „universellen Justiz“: Spaniens Rechte will es kippen
       
       > Bisher konnte Spaniens Justiz Menschenrechtsverletzungen weltweit
       > verfolgen. Die regierenden Konservativen wollen die richterliche Befugnis
       > nun per Gesetz kippen.
       
   IMG Bild: Die Konservativen wollen, dass es so einen Fall wie den spanischen Haftbefehl gegen Chiles Ex-Diktator Pinochet zukünftig nicht mehr geben kann.
       
       MADRID afp | Das Parlament in Madrid hat am Dienstagabend mehrheitlich
       dafür gestimmt, einen Gesetzentwurf der Regierung zur Einschränkung der
       weltweiten Zuständigkeit spanischer Richter bei Menschenrechtsverletzungen
       zu erörtern. Dafür votierten die Abgeordneten der rechtskonservativen
       Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy, die im Parlament über
       die Mehrheit verfügen. Die linksgerichtete Opposition und
       Menschenrechtsgruppen kritisieren den Gesetzentwurf als ein Zurückweichen
       vor wirtschaftlichem und diplomatischem Druck.
       
       Der PP-Parlamentssprecher Alfonso Alonso hatte vor der Abstimmung
       argumentiert, das Konzept der „universellen Justiz“ müsse eingeschränkt
       werden, weil die hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllt und lediglich
       Konflikte mit anderen Ländern ausgelöst würden.
       
       Erst am Montag hatte die spanische Justiz internationale Haftbefehle gegen
       ranghohe chinesische Politiker erlassen, unter ihnen der ehemalige
       Präsident Jiang Zemin; der Vorwurf lautet auf Völkermord, Folter und
       Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Tibet in den 1980er und 90er Jahren.
       Peking hatte dagegen Protest eingelegt.
       
       Der PP-Gesetzentwurf sieht vor, dass die spanische Justiz künftig nur noch
       dann tätig werden kann, wenn sich das Verfahren gegen spanische
       Staatsangehörige oder in Spanien lebende Ausländer richtet. Prominentestes
       Beispiel für das bislang in Spanien geltende Prinzip der „universellen
       Justiz“ war der ehemalige chilenische Diktator Augusto Pinochet, den der
       Richter Baltasar Garzón wegen schwerer Menschenrechtsverstöße zur
       Rechenschaft ziehen wollte.
       
       12 Feb 2014
       
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