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       # taz.de -- Krise in Mali: Nordmali bleibt Wüste
       
       > Der offizielle Optimismus der internationalen Partnerländer über die
       > Entwicklung des Sahelstaates wird in internen Einschätzungen nicht
       > geteilt.
       
   IMG Bild: Bundesverteidigungsministerin (nicht in Uniform) inspiziert Mali, 6. Februar.
       
       BRÜSSEL taz | Selbstzufriedenheit war die vorherrschende Stimmung auf der
       zweiten internationalen Mali-Geberkonferenz am Mittwoch vergangener Woche
       in Brüssel. Es regnet Hilfszusagen: Seit der ersten Geberkonferenz am 15.
       Mai 2013 wurden 3,3 Milliarden Euro Mali-Hilfen versprochen, davon sind
       zwei Drittel fest zugesagt worden, und die Hälfte der zugesagten Beiträge
       wurden mittlerweile ausgezahlt.
       
       „Das ist außergewöhnlich“, freute sich Frankreichs Botschafter in Mali,
       Pierre Duquesne. Deutschland war auf der Konferenz durch die
       Westafrikadirektorin im Entwicklungsministerium, Julia Kaiser, und den
       Mali-Zuständigen Philipp Knill vertreten.
       
       Die Konferenzteilnehmer lobten Malis Entwicklung seit den Wahlen vom Sommer
       2013 und die Reformen des neuen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta: eine
       generelle Überprüfung staatlicher Ausschreibungen und die Verabschiedung
       eines Gesetzes gegen illegale Bereicherung. Sie stellten auch fest, dass
       Malis staatliche Verwaltung und sogar die malischen Banken in den Norden
       des Landes zurückgekehrt sind.
       
       Aber wie sich parallel dazu bei der Reise von Bundesverteidigungsministerin
       Ursula von der Leyen nach Mali zeigte, bleibt noch vieles zu tun.
       Deutschland hat beschlossen, die Obergrenze seines Bundeswehrkontingentes
       in Mali von 180 auf 250 zu erhöhen.
       
       Das wäre nicht nötig, wenn in Mali wirklich alles immer besser würde. Die
       deutschen Soldaten bilden im Rahmen einer EU-Ausbildungsmission Malier aus
       und leisten Truppentransporte.
       
       ## "Sicherheitsprobleme in vollem Umfang"
       
       Die internen Vorbereitungspapiere der Brüsseler Geberkonferenz, die der taz
       vorliegen, sind denn auch deutlich skeptischer als die öffentlichen
       Verlautbarungen. „Die Interventionen der französischen Armee und der
       Minusma (UN-Mission in Mali) haben es ermöglicht, die terroristischen
       Gruppen in Nordmali zu schwächen, aber diese bleiben dennoch aktiv und die
       Sicherheitsprobleme bestehen in vollem Umfang weiter, insbesondere in der
       Region Kidal, wo die Spannungen zwischen Malis Armee und bewaffneten
       Gruppen groß sind“, steht da.
       
       In Brüssel wurde eingestanden, dass die Friedensgespräche zwischen Malis
       Regierung und den Tuareg-Rebellen, deren Aufstand in Nordmali vor zwei
       Jahren den Boden für den zeitweiligen Zerfall des Landes bereitet hatte,
       seit den Wahlen 2013 keinen Schritt vorangekommen sind.
       
       Die EU-Truppen samt ihrem deutschen Kontingent sind zwar nicht in Nordmali
       stationiert. Für sie stellt sich aber dennoch vorrangig die Frage, welche
       Fähigkeiten sie im Rahmen ihrer Ausbildungstätigkeit an Malis
       Regierungsstreitkräfte weitergeben und wie die Armee diese Fähigkeiten dann
       einsetzt.
       
       Am 6. Januar hatte Malis größte Tuareg-Rebellenbewegung MNLA
       (Nationalbewegung zur Befreiung von Azawad) in einer Erklärung wahllose
       Verhaftungen und Folter durch malische Regierungssoldaten an Bewohnern der
       Tuareg-Regionen angeprangert. Die MNLA fordert auch eine Untersuchung aller
       Massaker an Tuareg in Mali seit 1963.
       
       Und inzwischen ist es im Norden Malis zu den schwersten Gewaltakten seit
       den Wahlen gekommen. Aus Gründen, die von unterschiedlichen Seiten
       unterschiedlich dargestellt werden, töteten Angreifer des Peul-Volkes am
       Donnerstag nach Minusma-Angaben mindestens 24 Tuareg in einem Dorf in der
       Nähe der Stadt Gao.
       
       Tuareg-Kämpfer gingen auf Rachefeldzug, und nach malischen Presseberichten
       vom Sonntag ist die Zahl der Toten auf rund 80 gestiegen. Tuareg-Gruppen
       werfen der ehemaligen islamistischen Rebellengruppe Mujao (Bewegung für
       Einheit und Dschihad in Westafrika) vor, die Peul aufgerüstet zu haben.
       
       12 Feb 2014
       
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