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       # taz.de -- Fall Schmitz im Parlament: Wowereit unter Anklage
       
       > Die Opposition wirft dem Regierenden Bürgermeister vor, bei der
       > Steueraffäre seines Ex-Staatssekretärs Recht und Gesetz nicht eingehalten
       > zu haben.
       
   IMG Bild: Steht unter verschärfter Beobachtung: Klaus Wowereit.
       
       Die Oppositionsparteien Grüne, Linke und Piraten im Berliner
       Abgeordnetenhaus wollen die Erklärungen des Regierenden Bürgermeisters
       Klaus Wowereit (SPD) zum „Fall Schmitz“ nicht gelten lassen. In der am
       Montag mit Spannung erwarteten Sondersitzung von Rechts-, Innen- und
       Kulturausschuss, in der Wowereit sein Verhalten in der Steueraffäre um den
       entlassenen Kulturstaatssekretär André Schmitz erläuterte, kritisierten die
       Mitglieder der Oppositionsfraktionen den Regierungschef scharf. Wowereit
       habe einen „großen Fehler begangen“, er messe beim Thema
       Steuerhinterziehung mit „zweierlei Maß“ und beschädige damit „das Ansehen
       Berlins“, polterte Ramona Pop (Grüne).
       
       Die Abgeordneten der Linken und Piratenpartei forderten die „völlige
       Aufklärung“ über die Vorgänge zu Schmitz’ Steuerhinterziehung und zur Rolle
       Wowereits dabei. Linken-Fraktionschef Klaus Lederer warf dem Regierenden
       vor, „im Fall Schmitz Recht und Gesetz nicht eingehalten zu haben“. So habe
       der Mann im Roten Rathaus „selbstherrlich gegen das Disziplinargesetz
       verstoßen“. Wowereit wäre verpflichtet gewesen, „den Fall Schmitz
       überprüfen zu lassen“. Nach Ansicht Lederers müssten diese Verletzungen der
       Dienstpflichten rechtliche und politische Konsequenzen haben.
       
       Abgeordnete der Großen Koalition aus SPD und CDU dagegen unterstützten
       Wowereit – wenn auch kleinlaut. Der Fall Schmitz sei „juristisch
       abgearbeitet, die Sache abgeschlossen“, meinte der kulturpolitische
       Sprecher der CDU-Fraktion, Uwe Lehmann-Brauns (CDU).
       
       Die Oppositionsfraktionen hatten die gemeinsame Sondersitzung der drei
       Ausschüsse beantragt, nachdem in der vergangenen Woche herausgekommen war,
       dass Wowereit im Jahr 2012 den damaligen Kulturstaatssekretär André Schmitz
       (SPD) trotz eines Strafverfahrens gegen ihn wegen Steuerbetrugs weder
       entlassen noch dies öffentlich gemacht hatte. Das Strafverfahren war Ende
       2012 gegen ein Bußgeld von 5.000 Euro und eine Steuernachzahlung von rund
       20.000 Euro eingestellt worden. Wowereit hatte nach eigenen Aussagen seit
       Mitte des Jahres 2012 davon Kenntnis, hielt aber an seinem erfolgreichen
       Kulturstaatssekretär fest.
       
       Nachdem jetzt die Steuerhinterziehung von Schmitz bekannt geworden war,
       warf dieser am vergangenen Dienstag das Handtuch. Wowereit weilte zu dieser
       Zeit im Tiroler Urlaubsquartier und blieb trotz der Affäre dort. Zudem ließ
       er mitteilen, dass er den Rücktritt bedauere – was seine Gegner noch mehr
       in Rage versetzte.
       
       Auch in der Anhörung am Montag blieb Wowereit bei seiner Haltung: „Ich
       stehe heute zu dieser Entscheidung von damals.“ Nach der Einstellung des
       Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft habe es für ihn „keine
       Anhaltspunkte“ gegeben, ein Disziplinarverfahren gegen Schmitz einzuleiten
       oder diesen in den Ruhestand zu schicken. Mehrere juristische Gutachten,
       die wegen dieser Steueraffäre angefertigt wurden, würden dies bestätigen,
       so Wowereit. Er betonte in der Sitzung mehrfach die Verdienste von Schmitz
       für die Kultur in Berlin seit Mitte der 1990er Jahre. Letztere seien so
       groß, dass es auch „eine Frage der Loyalität“ gewesen sei, zu André Schmitz
       zu halten.
       
       Rückendeckung erhielt Wowereit gestern auch von der SPD-Spitze und von
       Berliner Landesverband. „Der Fall Schmitz ist erledigt“, sagte
       SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi nach „internen Beratungen“ zum Thema.
       
       Nicht erledigt dagegen ist die Suche nach einem Nachfolger für Schmitz im
       Amt. Erst am Mittwoch will die Senatskanzlei einen neuen
       Kulturstaatssekretär vorstellen.
       
       10 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rolf Lautenschläger
       
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