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       # taz.de -- Schlammentsorgung im Weltnaturerbe: Todesstoß für Barrier Reef
       
       > Der Bau des weltgrößten Kohlehafens gefährdet das Meeresreservat.
       > Millionen Tonnen von mit Schwermetallen belastetem Schlamm sollen
       > versenkt werden.
       
   IMG Bild: Es geht um die Kohle: Hafenausbau gefährdet das Great Barrier Riff
       
       CANBERRA taz | Australien hat den Weg für den Bau des weltgrößten
       Kohlehafens unweit des äußerst empfindlichen Great Barrier Reefs
       freigemacht. Trotz Protesten von Naturschützern, Wissenschaftlern und der
       Tourismus-Industrie dürfen drei Millionen Tonnen Schlamm in das
       Meeresreservat, das zum Unesco-Weltnaturerbe zählt, gekippt werden. Sie
       fallen bei der Vergrößerung des Abbot-Point-Hafens an.
       
       Die zuständige Behörde begründete die Erlaubnis am Freitag mit dem Hinweis,
       dass nur ein Drittel des Naturparks - der etwa so groß ist wie Deutschland
       - streng geschützt sei. Die übrige Fläche dürfe für andere Zwecke verwendet
       werden. Zudem werde der Schlamm dorthin gebracht, wo es keine Korallen
       gibt. Der erweiterte Hafen soll die Erschließung von Kohle im Volumen von
       28 Milliarden US-Dollar ermöglichen.
       
       Wie Russell Reichelt von der „Great Barrier Reef Marine Park Authority“
       mitteilte, hat das für den Schutz des Riffs zuständige Amt dem sogenannten
       „Dumping“ von wahrscheinlich mit Schwermetallen verseuchtem Schlamm
       zugestimmt. Die Bewilligung basiere auf dem Grundsatz der Behörde,
       bestehenden Häfen entlang der Küste von Queensland eine Expansion zu
       erlauben. Zuvor hatte bereits der australische Umweltminister Greg Hunt dem
       Vorhaben zugestimmt.
       
       Nun darf der Meeresboden im inzwischen 30 Jahre alten Hafen Abbot Point
       ausgebaggert und der Schlamm im Weltnaturschutzgebiet des Riffs zu
       „entsorgt“ werden. Durch die Expansion des Hafens sollen größere
       Kohlefrachter anlegen können. Australien ist der größte Kohleexporteur der
       Welt.
       
       ## Trauriger Tag für das Riff
       
       Umweltverbände verurteilten die Entscheidung. Richard Leck vom World
       Wildlife Fund meinte, es sei „ein trauriger Tag für das Riff und für jeden
       Menschen, der sich darum sorgt“. Einige Wissenschaftler fürchten, das
       Ablagern von zum Teil mit Schwermetallen und anderen Giftstoffen
       verunreinigtem Schlamm könnte dem 2000 Kilometer langen, rund 348.000
       Quadratkilometer großen Riff den Todesstoß versetzen.
       
       Schon ohne diese Belastung sieht die Zukunft für das Riff schlecht aus.
       Prognosen zufolge soll es schon im Jahr 2050 größtenteils zerstört sein.
       Faktoren wie Klimawandel, die Übersäuerung des Meerwassers und die Folgen
       von intensiver Landwirtschaft und Industrie in den Küstengebieten tragen
       laut Meeresbiologen dazu bei, dass schon heute große Teile des Riffs
       abgestorben sind.
       
       Die im September gewählte konservative Regierung von Premierminister Tony
       Abbott machte aber klar, die Bedürfnisse der Wirtschaft – allem voran der
       Rohstoffindustrie – vor die Bedürfnisse der Umwelt stellen zu wollen.
       Australien hat wegen seiner Abhängigkeit von Kohle als wichtigstem
       Energieträger unter den Industrieländern den höchsten Prokopf-Ausstoß an
       CO2.
       
       31 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Urs Wälterlin
       
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