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       # taz.de -- Krise in der Ukraine: Klitschko warnt vor Ausnahmezustand
       
       > Oppositionspolitiker Vitali Klitschko will bei der Münchner
       > Sicherheitskonferenz um Unterstützung werben. Janukowitsch meldet sich
       > derweil krank.
       
   IMG Bild: Ausharren in der Kälte: das Protestlager in Kiew.
       
       KIEW dpa | In der Krise in der Ukraine zeichnet sich keine Entspannung ab.
       Die Opposition missachtet die Bedingungen einer Amnestie für festgenommene
       Demonstranten und harrt in besetzten Häusern aus. Deutschland drängt den
       prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, die vom Parlament
       beschlossene Rücknahme umstrittener Gesetze endlich zu unterzeichnen.
       Menschenrechtler prangern derweil Übergriffe auf Journalisten und
       medizinisches Personal an. Oppositionspolitiker Vitali Klitschko warnt
       erneut vor einer Verhängung des Ausnahmezustandes in der früheren
       Sowjetrepublik.
       
       Die Situation in der Hauptstadt Kiew habe sich alles andere als beruhigt,
       schrieb der Ex-Boxweltmeister in einem Gastbeitrag in der Bild-Zeitung
       (Freitag). „Gestern ließ sich der Präsident mit angeblichem Fieber ins
       Krankenhaus einweisen, in der Nacht vorher hatte ich ihn noch völlig gesund
       und in einer aggressiven Stimmung im Parlament erlebt.“ Janukowitsch stehe
       mit dem Rücken zur Wand. „Ich denke, die Gefahr war noch nie so groß, dass
       er den Ausnahmezustand wirklich verhängt.“
       
       Klitschko will am Freitag zur Sicherheitskonferenz nach München reisen, um
       dort über die Lage in seinem Land zu beraten. Unter anderen soll er
       US-Außenminister John Kerry treffen. Janukowitsch warf der Opposition indes
       vor, sie wolle die Situation absichtlich verschärfen, um „politische
       Ambitionen einiger Führer“ zu befriedigen. Zugleich rief er seine Gegner
       zum Einlenken auf. „Die Regierung hat alle auf sich genommenen
       Verpflichtungen eingehalten“, teilte der Staatschef mit.
       
       Die Opposition kündigte weitere Proteste an. Ihr gehen die Konzessionen
       nicht weit genug. Sie verlangt die bedingungslose Freilassung
       festgenommener Demonstranten.
       
       ## Polizeigewalt gegen Journalisten und Mediziner
       
       Seit Beginn der gewaltsamen Proteste sind nach Angaben der
       Generalstaatsanwaltschaft landesweit bisher 234 Demonstranten festgenommen
       worden. 140 von ihnen sitzen in Untersuchungshaft oder stehen unter
       Hausarrest.
       
       Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft der Polizei
       vor, bei ihrem Vorgehen gegen die Demonstranten auch Journalisten und
       medizinisches Personal attackiert zu haben. Dutzende Reporter, Sanitäter
       und Mediziner seien vom 19. bis 22. Januar während der Auseinandersetzungen
       in Kiew geschlagen und verletzt worden, teilte die Gruppe am Freitag mit.
       HRW habe selbst 13 Fälle dokumentiert, ukrainische
       Nichtregierungsorganisationen mehr als 60 weitere.
       
       Nach den ihr vorliegenden Beweisen hätten Polizeikräfte in vielen Fällen
       Journalisten und medizinisches Personal angegriffen, obwohl diese gar nicht
       an den Protesten teilgenommen hätten. In allen von HRW selbst
       dokumentierten Fällen waren die Journalisten demnach eindeutig als solche
       zu erkennen, etwa durch Leuchtwesten mit der Aufschrift „Presse“.
       
       Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier warnte Janukowitsch davor,
       weiter auf Zeit zu spielen. „Macht jetzt endlich ernst und tut, was Ihr der
       Opposition versprochen habt!“, betonte der SPD-Politiker. Bislang gebe es
       eine „Lücke zwischen dem, was zwischen den Verhandlungsparteien der
       Opposition und dem Präsidenten besprochen wird, und dem, was dann
       anschließend umgesetzt wird“. Die USA drohten unterdessen mit Sanktionen –
       offenbar auch gegen Anführer blutiger Proteste.
       
       31 Jan 2014
       
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