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       # taz.de -- Opposition rauft sich zusammen: Neue Partnerschaft auf Probe
       
       > Grüne und Linke ziehen bei den Oppositionsrechten nun an einem Strang.
       > Wie weit die Regierung auf sie zukommt, wird der NSA-Ausschuss zeigen.
       
   IMG Bild: Wie viele Macht hat die Opposition? Der Untersuchungsausschuss wird's zeigen
       
       BERLIN taz | Es lief bisher nicht gut zwischen Linkspartei und Grünen. Man
       traute sich nicht über den Weg. Dass die Linkspartei mit nur einem
       Abgeordneten mehr Oppositionsführer ist, machte die Sache nicht leichter.
       Denn Oppositionsführer stehen im Rampenlicht. So darf Fraktionschef Gregor
       Gysi heute direkt auf Angela Merkels Regierungserklärung antworten.
       
       Bei den Oppositionsrechten aber haben sich Linkspartei und Grüne nun nach
       einigem Gezerre auf eine gemeinsame Strategie verständigt: einen
       gemeinsamen Gesetzesentwurf. „Das Vertrauen wächst“, stellte Petra Sitte,
       parlamentarische Geschäftsführerin der Linksfraktion, fest.
       
       Derzeit gilt: Man braucht mindestens 25 Prozent der Bundestagsabgeordneten,
       um einen Untersuchungsausschuss einzusetzen oder Gesetze in Karlsruhe auf
       ihre Verfassungskonformität prüfen zu lassen. Die Opposition verfügt aber
       nur über 20 Prozent der Sitze. Ihr Vorschlag: All dies solle künftig auch
       möglich sein, „wenn mindestens zwei Fraktionen, die nicht die
       Bundesregierung tragen“, dies wollten.
       
       Union und SPD signalisieren zwar seit Längerem Kompromissbereitschaft.
       Allerdings wollten sie keine gesetzliche Regelung, sondern nur einen
       Beschluss des Bundestags. Den findet die Opposition zu unverbindlich. Doch
       es gibt Bewegung: Schwarz-Rot will per Änderung der Geschäftsordnung des
       Parlaments der Opposition zu mehr Rechten verhelfen. Gysi lobte dies „als
       Schritt der Koalition auf uns zu“. Die Opposition beharrt indes auf einem
       Gesetz. In Untersuchungsausschüssen sei man sonst, etwa beim Streit über
       Zeugenbefragungen, vom Wohlwollen der Regierung abhängig.
       
       Stress gibt es auch wegen des Gangs zum Bundesverfassungsgericht, dem
       Normenkontrollverfahren. Die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD,
       Christine Lambrecht, hält das für „kein originäres Recht der Opposition“.
       Jurist und Fraktionschef Gysi sieht das anders: Die Opposition müsse
       Gesetze in Karlsruhe prüfen lassen können.
       
       ## NSA-Ausschuss kommt
       
       Zur Praxisprobe, ob die Regierung die Oppositionsrechte achtet, wird der
       bevorstehende NSA-Untersuchungsausschuss. Grüne und Linkspartei beschlossen
       am Dienstag einen gemeinsamen Einsetzungsantrag. Noch diese Woche soll der
       Antrag eingebracht, Mitte Februar im Bundestag verhandelt werden.
       
       Die Opposition fasst den Untersuchungsauftrag weit: Bis zu den
       9/11-Terroranschlägen im Jahr 2001 will sie aufarbeiten, wie US- und
       britische Geheimdienste deutsche Kommunikation ausspähten. Auch bei den
       eigenen Sicherheitsbehörden soll nachgehakt werden, wie diese an den
       Aktionen „mitgewirkt, diese unterstützt oder hiervon profitiert haben“, so
       der Antrag. Zudem sei zu klären, was die Bundesregierungen von den
       Ausspähungen wussten. Ein Komplex, bei dem sich auch die damaligen
       Regierungsparteien Grüne und SPD kritischen Fragen stellen müssen.
       
       Die Koalition hat dem Ausschuss bereits zugestimmt. In der Opposition geht
       man davon aus, dass auch der jetzt formulierte Auftrag mitgetragen wird.
       Offen bleibt hingegen, wie viele Mitglieder Grüne und Linkspartei in das
       Gremium entsenden können – und wie öffentlich dieser über die
       Geheimdienstfragen tagen kann. Zudem will die Opposition Edward Snowden
       anhören – die Koalition eher nicht. CDU-Generalsekretär Peter Tauber sagte
       bereits, der Ausschuss solle nicht zum „Tribunal über die USA“ werden.
       
       Einen Eindruck, wie es um die Machtverhältnisse im Bundestag bestellt ist,
       wird auch diese Woche bringen. Am Mittwoch wird dort die Kanzlerin eine
       Stunde ihre Regierungserklärung halten, Gysi darf 20 Minuten antworten.
       Danach verteidigt die SPD eine halbe Stunden die Regierungspolitik, dann
       gibt es 20 Minuten Kritik der Grünen. Insgesamt werden bei der
       dreieinhalbstündigen Generalaussprache knapp drei Stunden lang
       Regierungspolitiker das Wort führen.
       
       29 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
   DIR Stefan Reinecke
       
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