URI: 
       # taz.de -- Syrien-Gesprächsrunde abgebrochen: Keine Hilfe für Homs
       
       > Bislang hat noch kein Hilfskonvoi die Eingekesselten in Homs erreicht.
       > Auch in der Frage einer Teilevakuierung der Bevölkerung gibt es keine
       > Fortschritte.
       
   IMG Bild: Fußballspielen auf dem Trümmerfeld: Kinder am Montag in Homs
       
       GENF taz | Bei der Syrienkonferenz in Genf hat UN-Vermittler Lakdhar
       Brahimi am Montag eine erste Gesprächsrunde über die politische Zukunft des
       Landes wegen einer Blockade zwischen den Delegationen von Regierung und
       Opposition nach knapp 90 Minuten ergebnislos abgebrochen. Wieder in Frage
       gestellt wurden zugleich vermeintliche Vereinbarungen und Zusagen über eine
       Teilevakuierung der Altstadt von Homs sowie über Hilfstransporte in die von
       Regierungstruppen belagerten Stadtteile, die Brahimi am Sonntagabend als
       erste „Erfolge“ der Verhandlungen verkauft hatte.
       
       Beide Delegationen machten sich gegenseitig für die Blockade
       verantwortlich. „Die Gespräche waren wegen der Haltung des Regimes heute
       nicht konstruktiv“, erklärte das oppositionelle Delegationsmitglied Rima
       Flejhan. Ein Vertreter der syrischen Regierung in Genf sagte, die
       Opposition wolle nur über eine Übergangsregierung reden und nicht über die
       von Damaskus gewünschten Themen. Brahimi äußerte sich zunächst nicht dazu.
       
       Mit Blick auf die von Regierungstruppen belagerte Stadt Homs hatte Brahimi
       am Sonntagabend „die Zusage der syrischen Regierung“ verkündet, „dass die
       Frauen und Kinder unter den Zivilisten die Altstadt von Homs ab sofort
       verlassen können“. Bei den Männern wolle die Regierung aber „zunächst
       überprüfen, ob sie tatsächlich Zivilisten sind und keine bewaffneten
       Kämpfer“.
       
       Auf einer anschließenden Pressekonferenz hatte Syriens stellvertretender
       Außenminister Faisal Makdad hingegen erklärt, Frauen und Kinder könnten die
       Altstadt von Homs „sofort verlassen, wenn die bewaffneten Kämpfer, die die
       Altstadt kontrollieren, das nicht länger verhindern“.
       
       ## Dementi der Opposition
       
       Am Montag dementierte die Delegation der Opposition in Genf , einem
       Abtransport der Frauen und Kinder aus den belagerten Teilen der Stadt Homs
       zugestimmt zu haben. „Es stimmt nicht, dass die Forderungen nach der
       Wegschaffung der Zivilisten aus den belagerten Stadtteilen von uns gestellt
       worden sind“, erklärte Delegationsmitglied Anas Abdeh. Die Opposition
       verlange stattdessen die „schrittweise Aufhebung der Belagerung“ durch die
       Regimetruppen sowie einen Zugang der Hilfskonvois zu den eingekesselten
       Gebieten der Stadt.
       
       Doch Brahimis Hoffnung, ein seit Samstag abfahrbereiter Konvoi mit
       Hilfsgütern könne bereits am Montag Homs erreichen, erfüllte sich nicht.
       Denn der Gouverneur der Provinz Homs, der zuvor alle praktischen und
       sicherheitsrelevanten Fragen des Hilfsgütertransports mit der UN-Vertretung
       in der Hauptstadt Damaskus klären müsse, habe bislang noch kein grünes
       Licht gegeben. „Wir müssen sicherstellen, dass diese humanitären Güter
       nicht in die Hände von Terroristen fallen“, begründete Vizeaußenminister
       Makdad die Verzögerung. Das westsyrische Homs, mit ehemals rund 700.000
       Einwohnern die drittgrößte Stadt des Landes, liegt an der strategisch
       wichtigen Straßenverbindung zwischen Damaskus und Aleppo in Norden des
       Landes. Sie ist seit Sommer 2011 umkämpft.
       
       Im vergangenen Juli nahmen die Truppen des Regimes von Präsident Baschar
       al-Assad mehrere Orte in der Umgebung und einen Großteil der Stadt ein. In
       Teilen der historischen Altstadt und im Viertel Chaldiejeh halten jedoch
       nach wie vor Rebelleneinheiten die Stellung. Zusammen mit den
       Familienangehörigen sind dort etwa 2.000 Menschen eingekesselt. Sie sind
       von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Hilfslieferungen nahezu
       gänzlich abgeschnitten und leben zum Teil in Kellern ohne Strom und
       Heizung.
       
       27 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Zumach
       
       ## TAGS
       
   DIR Homs
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Hilfskonvoi
   DIR Belagerung
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Genf
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Homs
   DIR Gaddafi
   DIR Genf II
   DIR Genf
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Schriftsteller in Syrien: Unser Lachen passt zum Krieg
       
       Alle sind fort, alles ist mir fremd geworden. Ich werde in Damaskus
       bleiben. Doch nichts gleicht mehr den Anfängen der syrischen Revolution.
       
   DIR Syrien verzögert Abgabe der C-Waffen: Nur zwei Schiffsladungen
       
       Die Vernichtung der syrischen Chemiewaffen ist abermals in Verzug geraten.
       Bisher wurden weniger als fünf Prozent der Stoffe außer Landes gebracht.
       
   DIR Kommentar Syrienkonferenz: Schutzverantwortung, bitte!
       
       Frieden wird es in Syrien nur ohne Präsident Assad und mit den gemäßigten
       Kräften geben. Andernfalls droht weiteres Chaos.
       
   DIR USA liefern Waffen nach Syrien: Panzerabwehr für die Moderaten
       
       Die USA fürchten nicht mehr, dass ihre Waffen in die Hände von Islamisten
       geraten. Und sie fordern Russland auf, dafür zu sorgen, dass Hilfe in die
       belagerten Städte gelangt.
       
   DIR Syrienkonferenz in Genf: Getrennte Eingänge, getrennte Tische
       
       Hilfslieferungen für die Stadt Homs sind ein wichtiges Thema bei der
       Syrienkonferenz in Genf. Auch über einen Gefangenenaustausch wurde
       gesprochen.
       
   DIR Drei Jahre Arabische Revolution: Vom Funken zur Explosion
       
       Tunesien, Syrien, Oman – vor drei Jahren begannen die Menschen in der
       arabischen Welt, sich gegen ihre Autokraten zu erheben. Ein Rückblick.
       
   DIR Kommentar Syrien-Konferenz: Haltet den Araber in Schach
       
       Es gibt politische Gründe für das außenpolitische Debakel der USA und der
       EU. Doch auch die kulturellen Muster spielen eine wichtige Rolle.
       
   DIR Syrienkonferenz in Genf: Der Traum von der Feuerpause
       
       Die Friedenskonferenz hat begonnen. Regierung und Opposition sitzen endlich
       im 1. Stock des UNO-Palasts. Und ab Samstag sogar in einem Raum.