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       # taz.de -- Chinesischer Bürgerrechtler: Vier Jahre Haft für Jurist Xu
       
       > Für die angebliche Störung der öffentlichen Ordnung ist der Jurist Xu
       > Zhiyong in Peking verurteilt worden. Er ist einer der wichtigsten
       > Bürgerrechtler in China.
       
   IMG Bild: Will gegen die Entscheidung vorgehen: Xus Anwalt Zhang Qingfang.
       
       PEKING dpa | Ein Gericht in Peking hat den führenden chinesischen
       Bürgerrechtler Xu Zhiyong zu vier Jahren Haft verurteilt. „Das gesamte
       Verfahren war unfair und illegal“, sagte Xus Anwalt der Nachrichtenagentur
       dpa in Peking. Er mache sich kaum Hoffnungen, dass eine Berufung etwas an
       dem Urteil ändern würde. „Aber wenn wir nicht gegen die Entscheidung
       vorgehen, werden bald alle anderen Bürgerrechtler vor Gericht ähnlich hart
       bestraft werden“, sagte er. In den vergangenen Tagen wurden rund ein halbes
       Dutzend Mitstreiter von Xu Zhiyong vor Gericht gestellt.
       
       Der Jura-Dozent gilt neben dem inhaftierten Liu Xiaobo, der 2010 den
       Friedensnobelpreis erhalten hat, als der wichtigste Bürgerrechtler in
       China. Die Anklage hatte Xu Zhiyong „Organisation einer Menschenmenge mit
       dem Ziel der Störung der öffentlichen Ordnung“ vorgeworfen. Mit vier Jahren
       Haft blieb das Gericht ein Jahr unter der Höchststrafe für den 40-Jährigen.
       
       Das Urteil und das Verfahren stießen auf scharfe internationale Kritik. Die
       EU rief China am Sonntag in einer Erklärung auf, Xu und die anderen
       Bürgerrechtler freizulassen. „Wir sind tief besorgt wegen der Festnahmen
       von weiteren Bürgerrechtlern in China“, hieß es in dem Statement. Auf der
       einen Seite wolle Chinas Führung Korruption bekämpfen, auf der anderen
       Seite mache der Staat jedoch Aktivisten den Prozess, die sich gegen
       Korruption einsetzten. Das sei ein deutlicher Widerspruch.
       
       Auch die USA erhoben Vorwürfe gegen China. US-Botschafter Gary Locke sagte
       laut einer Mitteilung: „Die Verfahren auch gegen andere Bürgerrechtler sind
       eine Vergeltung für ihre Kampagnen, die Korruption von Funktionären
       offenzulegen.“ Die Aktivisten hätten ihre Meinung friedlich geäußert. Die
       Prozesse gegen sie seien der letzte Schritt in einer Serie von Festnahmen
       und Verhaftungen von Bürgerrechtsanwälten, Internetaktivisten, Journalisten
       und religiösen Führern. Sie müssten umgehend freigelassen werden.
       
       Zum Prozessauftakt hatte Xu Zhiyong laut Angaben seines Anwalts zu den
       Anschuldigungen geschwiegen, aber versucht eine Erklärung vorzulegen. „In
       diesem absurd post-totalitären China stehe ich vor Gericht für drei
       Verbrechen: Die Rechte auf Bildung für Kinder von Wanderarbeitern
       einzufordern, Funktionäre zur Veröffentlichung ihrer Vermögen aufzurufen,
       und an die Menschen zu appellieren, sie mögen sich als Bürger mit Stolz und
       Gewissen verhalten“, hieß es in der Stellungnahme, die ihn das Gericht nur
       teilweise vortragen ließ.
       
       Xu durfte nach Angaben seines Anwaltes keine Zeugen vorladen. Zudem habe
       die Verteidigung keine Zeugen der Anklage vernehmen dürfen. „Die Behörden
       haben im Fall von Xu Zhiyong ... nicht mal den Versuch unternommen, einen
       Anschein von Fairness zu erzeugen“, schrieb der Juradozent Donald Clarke
       von der George Washington Universität.
       
       26 Jan 2014
       
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