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       # taz.de -- Energiepläne des Wirtschaftsministers: Gegenwind für Gabriel
       
       > Kaum ist Sigmar Gabriels Ökostromplan bekannt, wird massive Kritik laut –
       > auch aus den eigenen Reihen. Die Länder befürchten Nachteile.
       
   IMG Bild: Er will doch nur Zustimmung: Sigmar Gabriel
       
       BERLIN dpa | Aus den Ländern kommt teils massive Kritik an den
       Ökostromplänen von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Sie
       sehen ihre eigenen Ausbaupläne für erneuerbare Energien in Gefahr,
       befürchten wirtschaftliche Nachteile und bezweifeln, dass sich mit Gabriels
       Vorstoß die Energiepreise stabil halten lassen.
       
       NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) räumte zwar ein, dass es
       vereinzelt eine Überförderung erneuerbarer Energien geben möge. Für sein
       Land gelte aber: „Wir brauchen hier nicht weniger, sondern mehr Ökostrom
       aus der Windenergie. Daher werden wir auch an unseren Ausbauzielen
       festhalten.“ Er habe „starke Zweifel“, dass sich mit Gabriels Plänen der
       Anstieg der Strompreise in den Griff bekommen lasse, sagte Remmel der
       Deutschen Presse-Agentur. Die fehlende Mehrheit der großen Koalition im
       Bundesrat „erhöht den Einfluss der sieben Länderregierungen, an denen die
       Grünen beteiligt sind (...) und diese sind natürlich gewillt, ihren
       Gestaltungsspielraum auch zu nutzen.“
       
       Gabriel will, dass an Land pro Jahr nur noch Windkraftanlagen mit einer
       Gesamtleistung von 2500 Megawatt neu ans Netz gehen, das sind etwa 1000
       Windräder. Werden es mehr, wird die Förderung automatisch gekürzt.
       Zusätzlich soll die Vergütung im windstarken Norden um bis zu 20 Prozent
       gekappt werden.
       
       Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) bemängelte in
       einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa: „Unklar bleiben die
       Auswirkungen auf den Ausbau der Windkraft in Süddeutschland.“ Grün-Rot will
       bis 2020 die Zahl der Windräder in Baden-Württemberg auf 1200 verdreifachen
       und dann zehn Prozent der Bruttostromerzeugung aus Windenergie gewinnen.
       
       ## Stärkere Berücksichtigung der Offshore-Windenergie
       
       Der Regierungschef des Braunkohlelandes Brandenburg, Dietmar Woidke (SPD),
       unterstützt zwar grundsätzlich Gabriels Energiepläne. Gesprächsbedarf sieht
       er allerdings unter anderem noch zur künftigen Rolle konventioneller
       Kraftwerke, wie er der dpa sagte.
       
       Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) fordert eine stärkere
       Berücksichtigung der Offshore-Windenergie. Es sei falsch, diese als
       Preistreiber der Energiewende zu betrachten, sagte er der Neuen Osnabrücker
       Zeitung (Dienstag). „Das werden wir aus Sicht des Nordens deutlich in die
       Diskussion einbringen.“
       
       Thüringens CDU-Fraktionschef Mike Mohring sagte der Welt (Dienstag), das
       Land könne einer deutlichen Begrenzung der Biomasse nicht zustimmen.
       „Biomasse ist für uns ein wichtiges Standbein unserer Energieversorgung,
       weil sie anders als Solar- und Windkraft speicherbare Energie liefert.“
       
       Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Joachim
       Pfeiffer, bezweifelt die Wirksamkeit von Gabriels Vorschlägen: „Aus meiner
       Sicht ist nicht zu erwarten, dass der Kostenanstieg bei der EEG-Umlage
       beendet ist“, sagte er der Stuttgarter Zeitung (Dienstag).
       
       ## Oettinger: „Steuern auf Strom reduzieren“
       
       EU-Energiekommissar Günther Oettinger hält die Reformvorschläge ebenfalls
       für nicht ausreichend. Der Strompreis bleibe trotzdem einer der höchsten
       der Welt, sagte er dem Handelsblatt. Die Bundesregierung müsse deshalb
       darüber nachdenken, „in einem zweiten Schritt die Steuerlast auf Strom zu
       reduzieren“. Sie mache momentan mehr als 50 Prozent des Strompreises aus.
       
       Unterstützung bekam Gabriel vom Zentralverband des Deutschen Handwerks
       (ZDH). Sein Präsident Hans Peter Wollseifer sicherte dem
       Wirtschaftsminister in der Neuen Osnabrücker Zeitung (Dienstag) bei den
       meisten Eckpunkten Unterstützung zu. Der Präsident des Deutschen Industrie-
       und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer, sagte der Passauer Neuen
       Presse (Dienstag): „Die vorgelegten Eckpunkte sind zumindest der Anfang
       einer überfälligen Kurskorrektur bei der Energiewende.“ Sinkende
       Strompreise seien dadurch aber nicht zu erwarten.
       
       EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy forderte die 28 europäischen Regierungen
       in einem Brief auf, sich gegenseitig über Beschlüsse in der Energiepolitik
       zu informieren. „Es wäre außerordentlich hilfreich, wenn Sie die Partner
       über jeden wichtigen aktuellen oder geplanten Beschluss in der
       Energiepolitik informieren könnten, der andere Mitgliedstaaten beeinflusst,
       damit es möglich ist, die Koordination unter den Partnern zu verbessern“,
       zitierte die Süddeutsche Zeitung (Dienstag) aus dem Schreiben.
       
       21 Jan 2014
       
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