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       # taz.de -- Rechtsextremismus: Gut vernetzte Hetze
       
       > Überall, wo in Berlin und Brandenburg Flüchtlingsheime entstehen, machen
       > Rechte mobil. Jetzt haben sie das Wahlkreisbüro des Sozialsenators
       > attackiert.
       
       Die rechten Nein-Sager haben wieder zugeschlagen: In der Nacht zu
       Donnerstag griffen Unbekannte das Wahlkreisbüro von CDU-Sozialsenator Mario
       Czaja in Mahlsdorf an. Vor die Tür des Hauses wurde ein Plakat „Nein zum
       Heim“ gehängt. Auf der Facebook-Seite der „Bürgerbewegung Hellersdorf“, die
       seit Monaten gegen das Flüchtlingsheim in Hellersdorf mobilisiert, wurde
       der Anschlag als „Besuch“ beim „Hauptverantwortlichen für das Asyldesaster
       in ganz Berlin“ gefeiert und ein Foto der Aktion gepostet. Der
       Fraktionschef der Linkspartei im Abgeordnetenhaus, Udo Wolf, verurteiltete
       den „feigen Anschlag“ am Freitag als „Auswuchs fremdenfeindlicher Hetze“.
       Aus dem Umfeld des Senators hieß es, es werde geprüft, ob man Anzeige
       erstatte.
       
       Rechte Aktionen gegen Heime sowie Hetze verbreitende Facebook-Seiten
       schießen in Brandenburg und Berlin gerade wie Pilze aus dem Boden. Quasi
       überall, wo Unterkünfte entstehen oder erweitert werden sollen, formiert
       sich Protest. Die Facebook-Seiten tragen in der Regel ein „Nein zum Heim“
       im Titel – so in Oranienburg, Oderberg, Hennigsdorf, Pätz, Falkensee, Bad
       Belzig, Friesack, Gransee, Premnitz und Rathenow. Auch in Berlin gibt es
       neben der „Bürgerbewegung Hellersdorf“ eine Facebook-Gruppe „Nein zum Heim
       Pankow“ und eine „Nein zum Camp – Durchsetzung sofort“.
       
       Ob die letzteren rechtsextremistische Bezüge haben, überprüft derzeit der
       Berliner Verfassungsschutz. Im Brandenburger Innenministerium geht man
       davon aus, dass hinter vielen dieser Initiativen die NPD beziehungsweise
       deren Umfeld steht. In einigen Fällen kenne man die Betreiber, so Sprecher
       Ingo Decker. „Und die Seiten sind alle sehr ähnlich, da wird viel kopiert.“
       
       Offiziell geben sich diese Seiten gerne als unabhängige „Bürgerinitiativen“
       besorgter Anwohner aus. Allerdings beteiligen sich laut Decker auch einige
       namentlich bekannte Rechtsextreme „munter“ an Diskussionen auf diesen
       Seiten. Diese Mimikri-Strategie fahre die NPD auch auf der Straße – wie bei
       der Demo gegen ein neues Heim in Pätz/Bestensee im Oktober 2013, die ein
       bekannter Symphatisant der rechten Szene angemeldet habe.
       
       Auch Nico Scuteri vom Mobilen Beratungsteam Neuruppin vermutet, dass die
       NPD hinter diesen Seiten steht. Offenbar seien hier lokale
       Rechtsextremisten am Werk, die miteinander vernetzt seien. „Man sollte das
       aber nicht überbewerten, das spiegelt nicht die Mehrheitsmeinung in den
       betreffenden Orten wider.“
       
       Das sagt auch der Oranienburger Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD),
       wo seit Dezember gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft mobiliert wird –
       die Seite hat über 2.000 „Likes“. Zum Glück habe es sofort eine
       Gegenbewegung gegeben – „nicht inszeniert“, so Laesicke. Die Seite „Nein zu
       ’Nein zum Heim in Oranienburg‘“ ist allerdings noch nicht ganz so beliebt:
       1.262 Menschen „gefällt das“.
       
       17 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Memarnia
       
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