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       # taz.de -- Auf 13 Joints mit Helmut Höge: Nur so unpraktische Gedanken
       
       > Helmut Höge ist taz-Autor, taz-Hausmeister und Tierforscher. Wir treffen
       > uns mit ihm auf 13 Joints, oder so. Diesmal: das Internet.
       
   IMG Bild: Helmut Höge interessiert sich für die Glühbirnenforschung. Er informiert sich darüber im Internet.
       
       Mittwochabend, im Treppenhaus der taz, auf der durchgesessenen
       rotbeigefarbenen Couch im fünften Stock, draußen ist es schon lange dunkel.
       Helmut Höge dreht einen Joint, so dick wie ein Daumen. Die Gespräche über
       ein mögliches „No-Spy-Abkommen“ zwischen den USA und Deutschland gelten als
       gescheitert.
       
       Derweil meldet die „New York Times“, dass der amerikanische
       Auslandsgeheimdienst NSA Computer offenbar auch offline ausspionieren kann.
       Hast du Angst, dass die NSA deine Daten sammelt, Helmut? „Ich bewege mich
       in so unpraktischen Gedanken“, sagt er, „in jeder Hinsicht.“ Das lohnt sich
       für die NSA nicht, da zu folgen.
       
       [1][Auf Youtube gibt es Videos, in denen Füchse auf einem Trampolin
       herumspringen]. Oder Neuigkeiten aus der Glühbirnenforschung. Solche Sachen
       postet Helmut Höge, taz-Autor, Aushilfshausmeister und Tierforscher, auf
       seinem Facebook-Account. Oder er schreibt über die Ausstellung „Global
       Activism“, die in Karlsruhe eröffnet wurde. Über Snowden, Assange und
       Manning.
       
       Er hat nämlich einen [2][Blog: „Hier spricht der Aushilfshausmeister!“] Wie
       findest du das Internet, Helmut? Gut, sagt er. Dort entdecke er immer
       Neues. Einmal hat er etwas über die Bounty gelesen, „das Schiff, nicht den
       Schokoriegel“, und es kamen so viele Links, dass er und seine Freundin sich
       immer weitergeklickt haben und dann war es schon morgen und sie waren immer
       noch nicht fertig. „Was für tolle Irre, haben wir uns gedacht.“
       
       ## 99-mal geschickt
       
       Amazon? Benutzt er nicht. Facebook? Ja, privat. Aber da kommt immer mehr
       Werbung und er weiß nicht, wie er die wieder los wird. Bestimmt nicht so
       einfach, sagt er, das ist ja auch Sinn der Sache. Wann er zum ersten Mal im
       Internet war, weiß er nicht mehr. Wahrscheinlich als die taz zum ersten Mal
       im Internet war, so 1993.
       
       Zuhause hat er keinen Computer, auch keine Schreibmaschine. Eine private
       E-Mail-Adresse auch nicht. Früher hat er für die Zeit gearbeitet – aber
       seine Texte immer mit der Post geschickt. Dann sagten sie: Herr Höge, Sie
       können auch Internet. Die Zeit, sagt Höge, war ein bisschen hintendran. Er
       hat es geschickt und dann angerufen und ganz unsicher gefragt: Ist es denn
       angekommen? Ja, sagte die Sekretärin, 99 Mal. „Ich weiß nicht, was da
       passiert ist.“ Aber die Sekretärin sagte, sie kann es löschen. „Ich wäre
       etwas überfordert gewesen, hätte ich es löschen müssen, 99 Mal.“
       
       Die Geschichten plätschern und schaffen ein wohliges Grundrauschen. Und
       hier, in der taz? „Das Internet erleichtert meine Arbeit ungeheuerlich. Ich
       bin gerne auf Wikipedia. Oder schaue: Wie schreibe ich Wörter – getrennt,
       groß oder klein?“
       
       ## Mormonencluster
       
       Außerdem findet er es toll, was die Leute ins Internet reinstellen. Ein
       Mädchen, zum Beispiel, das Spatzen großgezogen hat. „Das Mädchen hat sich
       im Internet unglaublich informiert, Spatzen essen ja, wenn sie klein sind,
       Würmer und keine Körner. Ich hatte auch mal einen Spatz, aber der hat wohl
       eher durch Glück überlebt. Wir wussten gar nichts und haben ihm Ei
       gegeben.“
       
       Helmut dreht einen zweiten Joint. Ich – kann nicht mehr. Nur die Sachen um
       die Jahrhundertwende sind etwas unterrepräsentiert, sagt er. Marx, Lenin,
       das stellen die Fans ins Internet, aber nichts über Tiere und Biologie. Und
       die NSA? Ist das Internet nicht auch eine Bedrohung? Weil wir überwacht
       werden?
       
       Mich interessieren daran die Mormonen, sagt Höge, die sind die
       IT-Avantgarde. Und Weltmeister im Datensammeln: Aus Kirchenbüchern holen
       sie sich weltweit alle Namen und Geburtsdaten. Sie nehmen auch Menschen in
       ihre Sekte auf, die schon lange tot sind. Hitler und Goebbels zum Beispiel.
       Über eine Stellvertreterehe nämlich, vor einem Mormonenaltar. In den Himmel
       kommen nur die, deren Daten sie gespeichert haben. Und diese Daten, die
       lagern bombensicher in einem Granitfelsen in den Rocky Mountains, sagt
       Höge. Google und Facebook lagern ihre Daten in den Nachbardörfern. Auch
       alles Mormonencluster.
       
       Die Gedanken gleiten an den Wörtern ab. Bestimmen Algorithmen irgendwann,
       wie wir denken? „Ja – genveränderte Würmchen, genveränderte Äffchen, das
       passiert ja alles mit Algorithmen. Das Gen ist ein Algorithmus zur besseren
       Organisation von Daten. Insofern ist das die Zukunft.“ Er hat jetzt zwei
       Computer, erzählt Höge, die muss er noch nach Hause transportieren. Ein
       Russe von einem Berliner Konzern hat ihm die geschenkt, der ist Admin da.
       Er will sie nicht ans Internet anschließen zu Hause, aber vielleicht ab und
       zu eine DVD damit anschauen.
       
       Und wie nutzen Sie dieses Internet? Halten Sie Ihre Gedanken auch zu
       unpraktisch für die NSA? Oder fürchten Sie die Überwachung und denken über
       Alternativen zum Netz nach? Diskutieren Sie mit! Die Titelgeschichte „Nun
       zittert das Establishment“ über den Hacker und Autor Daniel Suarez, der
       sich ein neues Internet ausgedacht hat, weil die Überwachung im alten total
       ist, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 18./19. Januar 2014.
       
       18 Jan 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.youtube.com/watch?v=c8xJtH6UcQY
   DIR [2] http://blogs.taz.de/hausmeisterblog/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Steffi Unsleber
       
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