# taz.de -- Kommentar Rote Flora: Autonome Fundamentalisten
> Das Verhalten der Rote-Flora-Aktivisten ist 80er-Jahre-Fundamentalismus.
> In der Folge kann es teuer werden. Pragmatisch ist das nicht.
IMG Bild: Umstrittenes Kulturzentrum: die Rote Flora.
Es ist nicht klar, ob die linke Szene rund um die Rote Flora den Begriff
„nichtintendierte Effekte“ kennt. Klausmartin Kretschmer, der das Gelände
2001 für einen Spottpreis vom Land Hamburg erwarb, scheint dagegen mit
genau solchen zu kalkulieren – und darauf zu hoffen, dass seine
Provokationen so viel Krawall auslösen, dass der Preis weiter steigt, für
den der Senat ihm das Haus wieder abkaufen will. Jeder Steinwurf könnte
mehr Geld in Kretschmers Kassen spülen.
Der Streit ist Spätfolge zweier Entscheidungen: Zunächst lehnte die Flora
2001 das Angebot der Stadt für einen Mietvertrag aus grundsätzlichen
Erwägungen ab. Dann beschloss der SPD-geführte Senat den Verkauf des
Geländes, um das Thema im Wahlkampf vom Hals zu haben. Kretschmer gab sich
damals als humanistisch gesonnener Käufer, der die Flora so lassen wollte,
wie sie war.
In einem Papier rechtfertigt das Flora-Umfeld die Ablehnung des
Mietvertrags noch heute: Die Legalisierung hätte „eine Befriedung des
Projekts zum Ziel“ gehabt. Die Flora habe „als Kulturzentrum integriert und
ihre politischen Inhalte verdrängt werden sollen“. Auch auf der
Pressekonferenz am Donnerstag verkündeten die Flora-Anhänger, nicht über
einen Vertrag verhandeln zu wollen.
Man kann einen solchen 80er-Jahre-Fundamentalismus ja für sympathischer
halten als manche pragmatischen Berliner Linken, die als Reaktion auf
steigende Mieten inzwischen selbst Häuser erwerben und die letzten normalen
Bewohner mit Abfindungen herauskaufen. Aber man muss auch über die Kosten
reden. Die zahlen andere: die Läden rund um die Flora, die bei
Demonstrationen beschädigt werden. Das Land Hamburg, das Einsatzkosten und
einen eventuellen Rückkauf finanzieren muss. Den Hauptgewinn könnte
Kretschmer einstreichen.
16 Jan 2014
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DIR Martin Reeh
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