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       # taz.de -- Nach den Snowden-Enthüllungen: Obamas Überwachungskosmetik
       
       > Barack Obama wird in seiner Rede zu den Überwachungspraktiken der NSA
       > laut Medienberichten kaum substantielle Änderungen verkünden.
       
   IMG Bild: Kommt doch noch Substanz von US-Präsident Obama? Oder nur Beschwichtigung?
       
       BERLIN taz | An diesem Freitag will US-Präsident Barack Obama erklären,
       welche Schlüsse er aus der monatelangen Debatte um die Übergriffigkeiten
       des Geheimdienstes NSA ziehen will. Die von der US-Öffentlichkeit mit
       Spannung erwarteten Rede im Justizministerium soll klären, was an Obamas
       Andeutungen, die Programme der NSA seien aus dem Ruder gelaufen und es sei
       Zeit für ein Umdenken, wirklich dran ist.
       
       Eine von ihm selbst eingesetzte externe Expertenkommission hatte kurz vor
       Weihnachten [1][ein umfassendes Papier mit insgesamt 46 Empfehlungen]
       veröffentlicht – nach Vorabberichten in US-Medien will Obama davon jedoch
       nur einen Bruchteil tatsächlich umsetzen.
       
       Unter Berufung auf anonyme Quellen aus dem Umfeld des Präsidenten berichten
       [2][Washington Post], [3][New York Times] und [4][Los Angeles Times]
       übereinstimmend, Obama wolle das innenpolitisch am stärksten umstrittene
       Thema, die Sammlung von Telefonmetadaten von Millionen US-AmerikanerInnen,
       gar nicht entscheiden, sondern den Kongress um Vorschläge ersuchen.
       
       Damit folgt er der Empfehlung der Kommission nicht, die Daten bei den
       Providern zu belassen, die diese dann nur auf spezielle Anfrage den
       Ermittlungsbehörden oder der NSA zur Verfügung stellen. Stattdessen sammelt
       die NSA die Daten einfach selbst weiter.
       
       ## Öffentlichkeit beruhigen, Geheimdienste machen lassen
       
       Laut der Medienberichte will Obama nur in einem Punkt voll den
       Kommissionsempfehlungen entsprechen: Er wird die Ernennung eines „Anwalts
       der Öffentlichkeit“ unterstützen, der bei den Sitzungen der Geheimgerichte
       in Sachen internationale Überwachung für die Privatsphäre werben soll.
       
       Insgesamt erwarten die Beobachter, dass Obama eine feine Linie zwischen den
       Interessen der Geheimdienste und der Öffentlichkeit ziehen will, mit dem
       Ziel, die Dienste im wesentlichen weiterarbeiten zu lassen wie bisher,
       dennoch aber zu signalisieren, dass er die nationalen und internalen
       Bedenken ernst nimmt. Im Ergebnis hieße das allerdings: Kosmetische
       Veränderungen, kein grundsätzliches Umdenken.
       
       So wird Obama etwa auch der Empfehlung nicht folgen, den jährlich über
       20.000 sogenannten „security letters“ der Bundespolizei FBI einen
       richterlichen Beschluss voranzustellen. Mit diesen „security letters“
       verschafft sich das FBI direkten Zugang zu Bank-, Kommunikations- und
       sonstigen Daten von Personen.
       
       Beim Thema der Überwachung und Bespitzelung ausländischer Staats- und
       Regierungschefs einschließlich derer aus verbündeten Nationen wird Obama
       anregen, solche Entscheidung stärker von außenpolitischen Spitzenbeamten
       der Regierung zu kontrollieren. Dass so etwas wie die Überwachung der
       Handys von Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Brasiliens Präsidenten Dilma
       Rousseff grundsätzlich nicht mehr stattfinden soll, wird der Präsident
       hingegen nicht sagen.
       
       Geht Obamas Rede tatsächlich nicht über das hinaus, was die Medienberichte
       jetzt ankündigen, würden die hohen Erwartungen, die das im Dezember
       vorgestellte Papier der Expertenkommission geweckt hatte, ins Leere laufen.
       
       16 Jan 2014
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.whitehouse.gov/blog/2013/12/18/liberty-and-security-changing-world
taz.de:70 /!5050680:68: line too long