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       # taz.de -- Illegale Abfallentsorgung in Italien: Soldaten gegen Müllmafia
       
       > Auf dem Landstrich zwischen Neapel und Caserte wird massenweise Müll
       > verbrannt. Die Umweltverschmutzung im „Todesdreieck“ soll jetzt gestoppt
       > werden.
       
   IMG Bild: Kühlschränke, Autoreifen, Asbest: Die Camorra verbrennt alles.
       
       ROM afp | Italiens Regierung hat am Dienstag grundsätzlich den Einsatz der
       Armee gegen kriminelle Machenschaften in der Abfallwirtschaft genehmigt.
       
       Das Militär habe grünes Licht bekommen, „um so effektiv wie möglich gegen
       das Phänomen der Umweltmafia in der Region zwischen Neapel und Caserte
       vorgehen zu können“, erklärte das Verteidigungsministerium. Das Parlament
       muss dem Dekret zwar noch zustimmen, allerdings zeichnet sich dafür ein
       breiter politischer Konsens ab.
       
       Die betroffene Gegend trägt den Beinamen „Todesdreieck“ und ist unter
       Italienern auch als „Feuerland“ verschrien, weil illegale Müllverbrennung
       dort seit Jahrzehnten zu katastrophalen Nebenwirkungen für Mensch und
       Umwelt führt. Schätzungen zufolge wurden in den Jahren 1991 bis 2013 rund
       zehn Millionen Tonnen Industrieabfall in dem Landstrich verbrannt, den
       tausende Lastwagen im Schutz der Dunkelheit herankarren, obwohl offene
       Mülldeponien in der Europäischen Union verboten sind.
       
       Das Geschäft mit dem Müll ist seit dem Ende der 1980er Jahre eine lukrative
       Einnahmequelle für die neapolitanische Mafia. Die Camorra lässt selbst
       giftige Abfälle wie Asbest, Lösungsmittel, Autoreifen und Kühlschränke auf
       den Feldern auskippen und zündet sie unterschiedslos an. Unternehmen im
       ganzen Land zahlen lieber Schmiergeld an die Mafia, als seriöse Müllfirmen
       damit zu beauftragen, ihren Unrat zu entsorgen.
       
       Durch diese Praxis werden nicht nur gesundheitsschädigende Gase
       freigesetzt, sondern auch die Erde und das Grundwasser verseucht. Viele
       Feldfrüchte sind mit Arsen und Schwermetallen belastet. Die
       krankheitserregenden Folgen der Umweltmisere sind auch statistisch erfasst:
       In der betroffenen Region gibt es 47 Prozent mehr männliche Krebspatienten
       als im Bevölkerungsschnitt, bei den Frauen sind es 40 Prozent mehr.
       
       15 Jan 2014
       
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